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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Besonderheiten der Situation im wesentlichen erkannt. Angesichts zweier gegensätzlicher Anforderungen ist Ihnen klar geworden, daß trotz der Tatsache, daß beide auf unabsehbare Konsequenzen hinausliefen, die eine die andere an Wichtigkeit überstieg. Vielleicht wären wir« – er vollführte eine gespreizte Geste, die auf ihn, Vestabule, den Shuttlepiloten sowie den Leibwächter verwies – »jetzt tot. Vielleicht nicht. Vielleicht hätte die Käptens Liebchen der Defensiveinheit Friedliche Hegemonie keinen ernsten Schaden zufügen können. Vielleicht doch. Die Gabelung von Vielleicht und Vielleicht nicht ist die Lokation, wo es Entscheidungen zu treffen gilt. Ihre Entscheidung, uns zu bergen, war richtig. Mußten Sie nicht mit Recht unterstellen, daß die Friedliche Hegemonie die Mittel hätte, um sich selbständig zu verteidigen? Stiller Horizont hat nicht auf die Posaune gefeuert, weil man mit der Möglichkeit rechnete, man könnte sie kapern. Die Vernichtung Thanatos Minors hätte fehlschlagen können. Vielleicht hätte sie sich verzögert. Vielleicht wäre die Posaune in die Schußweite der Laser gelangt, und es wäre durchführbar geworden, ihre Triebwerke zu zerstören, ohne die an Bord befindlichen Menschen zu töten. Angesichts gegensätzlicher Anforderungen – die Posaune kapern oder ihre Flucht zu vereiteln – hat die Defensiveinheit Stiller Horizont entschieden, das eine sei wichtiger als das andere. Das Kapern der Posaune hätte ihre Flucht verhindert, aber eventuell hätte man ihr Entweichen verhindern müssen, ohne daß sich eine Gelegenheit zum Kapern ergeben hätte.«
    »Uns Amnion ist ersichtlich«, sagte Marc Vestabule mit einer Stimme, die nach Rostschichten klang, »daß gegen uns praktiziert worden ist, was Sie eine ›List‹ nennen. Tatsächlich gestatten die Ereignisse die Schlußfolgerung, daß die Menschen sich in mehrerlei Hinsicht betrügerisch verhalten haben, oder in nur einer Hinsicht, aber mit verschiedenerlei Auswirkungen. Milos Taverner hat uns über seine Beobachtung informiert, daß die Aktionen dieses ›Cyborgs‹ sowohl gegen uns wie auch Kassafort gerichtet gewesen sind, allerdings durchschauen wir sein Vorgehen und die Ziele noch nicht.«
    Sein Gebaren verriet keine Ungeduld, keine Anspannung; nur sein eines Menschenauge zwinkerte heftig, als hätten die letzten Reste seiner menschlichen Emotionen kein anderes Ventil mehr.
    »Das Faktum, daß eine List gegen uns angewendet wird, ist uns jedoch von Anfang an bekannt gewesen. Bei einer früheren Gelegenheit, schon vor seiner Vereinigung mit den Amnion, hat Milos Taverner uns von Kapitän Nick Succorsos unlauteren Absichten, deren Verwirklichung er im Auftrag der Vereinigte-Montan-Kombinate-Polizei anstrebte, in Kenntnis gesetzt. Er informierte uns über Morn Hylands Identität einer Vereinigte-Montan-Kombinate-Polizeileutnantin. Aus diesem Grund haben wir versucht, ihren Körper in unseren Besitz zu bringen. Das Gewebe einer VMKP-Leutnantin wäre uns sehr nützlich gewesen. Wir sind jederzeit von der Annahme ausgegangen, daß die Betreibungen dieser beiden Personen unsere Schädigung zum Zweck haben. Dennoch sind ihre Machenschaften unsererseits geduldet worden, um ihre Ziele aufzudecken und daraus wiederum für uns Vorteile zu ziehen. Die augenblicklichen Umstände verkörpern indessen keine Gabelung des Vielleicht und Vielleicht nicht, Kapitänin Chatelaine. Vielmehr sind die als nächstes notwendigen Maßnahmen ein Muß. Handeln ist unverzichtbar. Sie müssen den Kurs und die Beschleunigung veranlassen, die in den Instruktionen der Defensiveinheit Stiller Horizont genannt sind.«
    Es stand außer Frage: Sorus wußte, was kam. Aber gerade war die einzige Stätte vernichtet worden, die sie als ihr Zuhause hätte betrachten, hatte sie die einzigen Menschen verloren, die sie ihre Freunde hätte nennen können; ihr Raumschiff war beschädigt, und ihre Feinde sammelten sich – Feinde zudem, die Bundesgenossen an den unerwartetsten Stellen hatten. Sie dachte gar nicht daran, sich von mutierten Monstrositäten wie Marc Vestabule und Milos Taverner vorschreiben zu lassen, was sie tun sollte. Unter den gegenwärtigen Verhältnissen hätte sie sogar die Befolgung eines Befehls direkt von der amnionischen Geist-Gemeinschaft, der höchsten Quelle an ›Entscheidendem‹, die sie im Bannkosmos kannte, glattweg verweigert.
    »Sie haben noch nicht auf meine erste Frage geantwortet«, entgegnete Sorus trotzig. »Wieso soll alles auf

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