Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
Schönheit anvisierte und er Angus’ Ausmerzung befahl. Ihr Tonfall und ihr Widerwille schienen hart wie Stahl zu sein.
    »Wirst du wirklich eine Meldung abschicken, sobald wir in den Human-Kosmos zurückgekehrt sind?«
    Mürrisch betrachtete Angus nicht sie, sondern den Inhalt seines Data-Nukleus. »Ja.«
    »Mit welcher Nachricht?«
    Darauf wußte er die Antwort nicht; oder er durfte sie nicht nennen. Also stellte er erst einmal eine Gegenfrage. »Was soll ich denn nach deiner Ansicht funken?«
    »Informiere die VMKP über Davies«, sagte Morn, ohne zu zögern. Vielleicht kannte sie kein Zögern mehr. Möglicherweise kannte sie mit Ausnahme derjenigen, auf die sich ihr Selbstverständnis stützte, keine Skrupel mehr. »Setze sie davon in Kenntnis, warum er für die Amnion so wichtig ist. Teile ihr mit, daß die Amnion eventuell aus meinem Blut an eine Probe des Immunitätsserums gelangt sind. Und vergiß nicht zu erwähnen, daß die Amnion mit neuartigen Ponton-Antrieb-Komponenten experimentieren, um eine an die Lichtgeschwindigkeit grenzende Beschleunigung zu erreichen.«
    »Jawohl, Sir, Kapitänin Hyland, Sir«, höhnte Angus. Was hätte er sonst tun können? Morn war ihm in jeder Hinsicht überlegen. Und er konnte seinen Zorn und seinen Gram nicht verwinden. »Sonst noch was?«
    Morn schüttelte den Kopf.
    »Was?« fragte Angus sarkastisch. »Nichts über Zonenimplantate? Keine Erwähnung von Scheißkapitän Schluckorsos abenteuerlichen Etüden in kreativer Verräterei?«
    Morn schaffte es, seinen Blick zu erwidern. Man hätte meinen können, sie ließe es auf eine Machtprobe ankommen. »Du kannst diese Informationen hinzufügen, wenn du willst. Aber ich hoffe, du verzichtest darauf.«
    »Wenn’s so ist…« Bedrohlich beugte er sich vor. Soviel erlaubten ihm seine vorprogrammierten Instruktionen: wieviel Furcht er ihr einflößte, war gleichgültig. »Verschwinde von meinem Platz.«
    Doch er vermochte sie nicht einzuschüchtern; jedenfalls nicht auf diese Weise. Vielleicht konnte er sie nie wieder dahin bringen, sich vor ihm zu ducken. Sie kam seiner Aufforderung nach, indem sie sich aus dem Kapitänssessel schwang, ihm aus dem Weg wich; jedoch senkte sie weder den Blick, noch ersparte sie ihm den geballten Ausdruck ihres Hasses.
    Keineswegs verhielt es sich so, daß dies Spielchen ihn überfordert hätte. Das seinen Knochen eingewachsene Entsetzen war so gut wie Haß. Und seine Programmierung sicherte ihm hinlängliche Unterstützung: sobald bei ihm Bammel aufkam, gewährte sie ihm Rückhalt, unterdrückte dies Manko. Aber Angus merkte, daß er keinerlei Neigung verspürte, sich weiter auf dieser Ebene mit Morn auseinanderzusetzen. Seine Begierde, sie unterliegen zu sehen, hatte sich verflüchtigt. Deshalb benutzte er die Bewegungen, deren es bedurfte, um im Kapitänssessel Platz zu nehmen und sich die Informationen auf den Anzeigen der Kommandokonsole anzusehen, als Vorwand, um sich von Morn abzuwenden; um von ihr abzulassen.
    Damit muß Schluß sein, hatte Warden Dios gesagt. Was der VMKP-Polizeipräsident meinte, konnte Angus sich nicht im entferntesten vorstellen; doch er wußte eine eigene Antwort.
    Mit dem hier. Mit dem hier muß Schluß sein.
    Für einen längeren Moment maß Morn ihn stummen Blicks. Als sie erneut das Wort ergriff, geschah es in verändertem Tonfall. Sie sprach weicher, offener; ein wenig klang in ihrer Stimme all das Durchlittene an. So wie das Weh in ihren Augen erinnerte ihr Ton Angus daran, daß ihr Abscheu auf Leid zurückging.
    »Was für ein Gefühl ist es, daß du einen Sohn hast?« fragte sie. »Davies zum Sohn zu haben?«
    Angus’ Herz krampfte sich in einer Weise zusammen, die sich auf seinem Gesicht nicht zeigte; ein Krampf befiel es, der seinen übrigen Körper nicht betraf. In weit mannigfaltigerer Hinsicht, als genauer zu durchdenken er zu ertragen vermochte, glich Davies ihm: auch er war ein mißbrauchtes Kind. Und danach tröstete sie ihn, als wäre er es, den sie liebte, nicht der Anblick seiner roten, geschwollenen Wunden oder die erstickten Laute seines Gejammers. Das Kinderbett und die Marter unterschieden sich; die Folgen waren die gleichen. Sollte Davies jemals mehr aus dem Leben machen als sein Vater, hätte er es Morn zu verdanken; dem Faktum, daß sie seinem Vater über war, ihrer Präsenz im Bewußtsein ihres Sohns. Angus brachte es nicht fertig, den Blick zu heben und Morn anzusehen. Seine Entgegnung lief auf einen Aufschrei seines tiefinnersten Wesens

Weitere Kostenlose Bücher