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Amok der Amazonen

Amok der Amazonen

Titel: Amok der Amazonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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damit in einer Männerwelt
schwer. Ich war nicht bereit, das Spiel nach den Regeln der Männer zu spielen,
was bedeutet hätte, daß ich praktisch zum Mannweib hätte werden müssen, um mit
den Männern zu konkurrieren. Deshalb habe ich mich für den Kompromiß entschieden .«
    Ich leerte mein Glas und
schenkte uns beiden frisch ein.
    »Ich verstehe nicht ganz, worin
dieser Kompromiß besteht«, bemerkte ich.
    Sie machte eine weite
Handbewegung.
    »Meine Arbeit hier«, sagte sie,
und ihr Mund verzog sich zu einem trüben Lächeln. »Ich setze meine gesamte
Energie dafür ein, bessere Bedingungen für Frauen wie mich zu schaffen, die in ihrer
Arbeit Befriedigung suchen und doch Frauen bleiben wollen .«
    »Haben Sie häufig
Meinungsverschiedenheiten mit Libby ?«
    In ihren Augen blitzte flüchtig
ein Funke auf, dann blickten sie wieder kühl.
    »Nicht häufig. Sie ist den
Männern gegenüber feindseliger eingestellt als ich, aber ideologisch stimmen
wir überein .«
    Die Erwähnung von Libbys
Feindseligkeit rief mir Charles Morgan und das grausame Schicksal, das ihm von
Libbys Hand blühte, wieder ins Gedächtnis.
    »Ich habe gar keine Schreie aus
dem Empfangssalon gehört«, bemerkte ich im Konversationston. »Haben Sie etwas
gehört? Ich frage mich allmählich, ob Charlie noch am Leben ist .«
    »Die Mauern hier sind sehr
dick«, erwiderte Carrie mit einer boshaften Grimasse. »Aber ich hörte sie, als
ich die Treppe herunterkam, und sah mir das Theater eine Weile ein. Libby
kniete über Morgan auf dem Boden und versuchte, ihm die Augen aus den Höhlen zu
drücken. Linda hielt Libby mit beiden Armen umschlungen und versuchte, sie von
Morgan herunterzuziehen, während sie ihn gleichzeitig mit Beschimpfungen
überhäufte .«
    »Der arme Charlie«, sagte ich
teilnahmsvoll.
    Sie lachte. »Der arme Charlie
schrie immer wieder, er wäre Kavalier und würde niemals eine Frau schlagen .«
    »Ich bewundere einen Mann mit
Prinzipien .«
    »Es kommt auf die Prinzipien
an«, konterte Carrie.
    »Da haben Sie wahrscheinlich recht — oder auf den Mann. Ist es Linda denn nun gelungen,
ihn vor der Entmannung zu bewahren ?«
    »Ich weiß es nicht. Als ich
ging, kniete Libby immer noch auf ihm, aber Morgan hatte sie inzwischen im
Scherengriff um die Hüfte gepackt und stritt sich erbittert mit Linda darüber,
ob die Weigerung, eine Frau zu schlagen, ein Beispiel für die männliche
Entschlossenheit ist, die Frauen auf immer und ewig als Untermenschen zu
behandeln. Er argumentierte damit, daß Frauen nachweisbar körperlich schwächer
wären als Männer und daß es daher nur logisch wäre, daß man als Mann die
überlegene Körperkraft nicht gegen Frauen einsetzt .«
    »Eine Einstellung, die, das
will ich zugeben, unter den vorliegenden Umständen unhaltbar ist«, stellte ich
fest.
    »Ich danke Ihnen für das
Zugeständnis .« Ihr pikantes, schmales Gesicht wurde
weich, als sie mich mit Wärme anlächelte. »Sie sind ein sehr einsichtiger
Mensch, Mr. Roberts — kann ich Sie Randy nennen ?« Ich
nickte. »Wissen Sie, es ist lange her«, murmelte sie geistesabwesend, als
blickte sie in die Vergangenheit. »Es ist lange her, seit ich mit einem Mann
zusammen war«, flüsterte sie beinahe sehnsüchtig.
    »Sie sind eine freie Frau«,
stellte ich fest, ohne mich auf etwas einzulassen. »Sie brauchen sich nur den
richtigen Mann zu suchen. Wie Sie wissen, sind Männer praktisch ohne Skrupel,
wenn es um die Versuchungen des Fleisches geht. Angesichts eines schönen
Körpers wird der willensstärkste Mann schwach .«
    »Sie reden, als wäre Sex eine
Waffe«, sagte sie vorwurfsvoll.
    »In den falschen Händen ist er
das auch .«
    »Und wenn ich nun Sie
aussuchte?«
    »Nun, es gibt bekanntlich immer
die Ausnahme, die die Regel bestätigt«, versetzte ich leichthin.
    Sie runzelte die Stirn.
    »Sind Sie diese Ausnahme, Randy ?« fragte sie leise.
    Ich brauchte darauf nicht zu
antworten, denn da kam Linda hereingestürmt. Zwei Knöpfe an ihrer Bluse waren
abgerissen, ihr Haar war völlig zerzaust. Sie rannte zur Theke und ließ sich dagegenfallen wie ein Langläufer am Ende des Rennens.
    »Randy !« keuchte sie. »Wir haben ein Gesicht gesehen — durch das vordere Fenster des
Salons. Es war ein Männergesicht. Mit einer gebrochenen Nase und — o Gott, er
sah scheußlich aus .«
    Ich rannte um die Bar herum und
tastete nach meinem Revolver.
    »Sie beide gehen nach oben«,
befahl ich, »und kümmern sich um Doris. Sie könnte in Gefahr sein

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