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Amok: Thriller (German Edition)

Amok: Thriller (German Edition)

Titel: Amok: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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Menschen ausmachen, die sich über sie beugten, und erkannte sie als Sanitäter. Das fürchterliche rhythmische Dröhnen wurde lauter, und ein Stück blauen Himmels glitt in einem seltsamen Winkel von oben nach unten durch ihr Blickfeld.
    Sie war in einem Hubschrauber. Sie wurde gerettet, nicht entführt.

10
     
    George Matheson saß im Wartezimmer und dachte an absolut gar nichts. Es war eine Fertigkeit, die er über die Jahre bei endlosen Sitzungen, Seminaren und Ortsterminen perfektioniert hatte. Ungefähr so stellte er sich das Leben der Royals vor.
    Und so dachte er nicht an Vanessa und an die Prognose. Er dachte nicht an das Geschäft oder daran, wie es ihm entrissen werden könnte.
    Er dachte an gar nichts.
    Es waren noch zwei weitere Personen im Zimmer: die Arzthelferin und ein anderer Patient. Er ignorierte sie so geflissentlich, wie sie ihn ignorierten. Über dem Empfangstresen war ein LCD-Fernseher an der Wand montiert, doch er war ausgeschaltet. Die einzigen Geräusche waren das gelegentliche Tastengeklapper des Laptops, an dem die Arzthelferin saß, und das Rascheln der Seiten des Telegraph , in dem der andere Patient las.
    In dieser Stille wirkte das Klingeln seines Handys unpassend, ja stillos. Er hatte versäumt, es auf Vibrationsalarm zu schalten. Eingeschüchtert von der schweigenden Missbilligung, die ihm entgegenschlug, nickte er entschuldigend und warf einen Blick auf das Display. Die Nummer weckte sein Interesse, also stand er auf und ging zur Tür, ehe er den Anruf annahm.
    George war ein kräftiger Mann von Mitte fünfzig, mit breitem Brustkorb und harten, fast ein wenig groben Zügen. In seiner Jugend war er ein begeisterter Amateurboxer gewesen, und bis vor ein paar Jahren hatte er immer noch hart trainiert. Seither hatte er einige Kilo zugenommen, was ihm ein gefälligeres, irgendwie kultiviertes Äußeres verlieh, wie es zu einem Mann passte, der sich von ganz unten hochgearbeitet und ein Milliarden Pfund schweres Imperium aufgebaut hatte.
    Der Anrufer war DI Terry Sullivan, ein alter Bekannter und seit vielen Jahren ein nützlicher Kontakt bei der Polizei. Im Moment war er offenbar nicht in der Stimmung für Artigkeiten.
    »Wo bist du?«
    Die Frage erwischte ihn auf dem falschen Fuß. Er war im zweiten Stock einer umgebauten Stadtvilla in der Harley Street, in einem Wartezimmer, das mit niedrigen Ledersofas, Perserteppichen und gedämpfter Beleuchtung einen auffallenden Kontrast zu den Sprechzimmern dahinter bildete. Was geht dich das an? , dachte George.
    »Du bist nicht in Sussex?«, fügte Sullivan hinzu.
    »Nein. Wir haben in London übernachtet.«
    George hörte einen lauten Seufzer. Seine Verwunderung wuchs, als er im Hintergrund andere Geräusche aufschnappte: aufgeregte Stimmen, Sirenen – und etwas, das wie ein Hubschrauber klang.
    Sullivan sagte: »In Chilton hat es einen Zwischenfall gegeben.«
    »Was soll das heißen?«
    »Besitzt du eine Schrotflinte?«
    George erschrak. Er war schon im Begriff, das letzte Wort zu wiederholen, konnte sich aber noch rechtzeitig bremsen. Er packte das Telefon ein wenig fester und antwortete: »Ja, wieso?«
    Er hörte, wie Sullivan einen halblauten Fluch ausstieß. Und dann: »Gibt es einen Fernseher da, wo du gerade bist?«
    George blickte sich um und sah, dass die Arzthelferin und der andere Patient ihn anstarrten. »Äh, ja.«
    »Schalt ihn ein. Ich rufe in einer Minute noch mal an.« George hörte, wie jemand den Namen des Detectives rief. »Wenn ich kann«, fügte Sullivan finster hinzu und legte auf.
    George starrte noch eine Weile das Display an, um sich dann mit seinem entwaffnendsten Lächeln an die Arzthelferin zu wenden.
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, mal eben den Fernseher einzuschalten?«
     
    Im zweiten Stock gab es vier Sprechzimmer, zwei auf jeder Seite des Gangs. An einem Ende des Flurs befanden sich die Toiletten, am anderen das Wartezimmer. Vanessa schloss lautlos die Tür von Sprechzimmer 3 und betrat die Damentoilette.
    Erleichtert stellte sie fest, dass der Raum leer war. Sie brauchte keine Toilette, aber sie musste dringend allein sein. Nur ein oder zwei Minuten. Lange genug, um ihre Gedanken zu ordnen.
    Sie trat ans Waschbecken. Darüber befand sich eine Ablage mit einem schmucken Seifenkörbchen, jedes Stück einzeln in glänzendes pinkfarbenes Papier gewickelt. Über der Ablage war ein Spiegel, und in dem Spiegel war ein Ungeheuer. Es war niemand, den sie wiedererkannte. Sie hatte vor Monaten aufgehört, in den

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