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Amok: Thriller (German Edition)

Amok: Thriller (German Edition)

Titel: Amok: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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als wäre das Tablett an Schnüren an sie herangeschwebt.
    Von den Gesprächen bekam Vilner nicht viel mit, doch es kam ihm vor, als ob eine unmerkliche Erregung die Gesellschaft erfasste, wann immer jemand den Amoklauf von Chilton erwähnte. Und die gleiche mächtige Wirkung hatte Kendrick, als er von Grüppchen zu Grüppchen ging und sich auf diese Weise gewandt durch den ganzen Saal vorarbeitete. Jacques folgte ihm zunächst noch und versuchte sich in die Unterhaltungen seines Chefs einzuklinken, doch nach und nach dämmerte es ihm, dass er nicht willkommen war. Schließlich stellte er sich an der Wand gegenüber von Vilner auf, starrte in sein Glas und gab vor, sich bewusst für das Alleinsein entschieden zu haben.
    Es ist wie bei einem Ball in der guten alten Zeit , dachte Vilner. Und wir sind die Jungs, die nicht tanzen können …
    Dann trat Kendrick vor die Eisskulptur, und einer seiner Leute klatschte in die Hände, worauf die Gespräche verstummten. Kendrick setzte ein bescheidenes Grinsen auf und begann.
    »Ich danke Ihnen allen, dass Sie gekommen sind, meine Damen und Herren. Da mich einige von Ihnen vielleicht nicht so gut kennen, lassen Sie mich ein wenig von mir erzählen. Ich bin in Trinidad geboren, als Sohn eines englischen Vaters und einer trinidadischen Mutter.«
    Sein Publikum lauschte aufmerksam, doch Vilner sah einige starr lächeln, und hier und da kicherte jemand in sich hinein. Offenbar amüsierten sie sich über Kendricks Akzent.
    Kendrick spürte es ebenfalls. Er hielt inne, das Grinsen immer noch auf den Lippen, und wieder sah Vilner diesen gefährlichen Blick in seinen Augen aufblitzen. Der Moment ging vorbei, und Kendrick erzählte eine Weile von seiner Kindheit. Von seinen schwierigen Teenagerjahren und seiner Zeit in der Wildnis. Von seiner triumphalen Rückkehr in den Schoß der Familie mit Ende zwanzig und seinem Entschluss, sich an die Arbeit zu machen und auf dem Erbe seines Vaters aufzubauen.
    Jetzt bebte seine Stimme vor Rührung. »Ich wünschte, er könnte mich heute sehen, da ich im Begriff bin, ein ganz neues Kapitel aufzuschlagen. Und auch meine Mutter. Aber ich weiß genau, wie stolz sie wären. Ich habe sie nicht enttäuscht.«
    Vilner sah, dass die Leute unruhig wurden; Kendrick drohte die Aufmerksamkeit seines Publikums zu verlieren, doch nun legte er einen Zahn zu.
    »Ich möchte Ihnen allen danken«, sagte er. »Es ist eine spannende Reise, zu der wir gemeinsam aufbrechen.«
    Sein Akzent wurde plötzlich stärker – Vilner hatte keinen Zweifel, dass es Absicht war. Sie sollten denken, dass er ein Bauerntölpel sei, der gottesfürchtige Knabe aus der Dritten Welt.
    »Manche von Ihnen haben schon mit mir zusammengearbeitet, hier und drüben in der Karibik. Ich hoffe, Sie wollen alle mit an Bord sein, wenn wir jetzt in Großbritannien expandieren und unsere Geschäftsfelder ausweiten, und ich sage Ihnen hier und jetzt: Ich bin nicht diesen langen Weg gekommen, um klein und bescheiden anzufangen. Ich stehe bereits in Verhandlungen über den Kauf eines britischen Großunternehmens, das sich in den Bereichen Grundbesitz und Immobilien, Freizeit und Baugewerbe engagiert.«
    Deshalb ist George Matheson nicht eingeladen worden, dachte Vilner. Seine Anwesenheit hätte alles schon vorher verraten.
    Kendrick nahm die überraschten und bewundernden Rufe mit einem Lächeln zur Kenntnis. »Ich weiß Ihre Unterstützung sehr zu schätzen, und ich bin Ihnen dankbar dafür«, fuhr er fort. »Aber ich muss wissen, wie weit diese Unterstützung geht. Nicht überall dort, wo ich Geschäfte gemacht habe, kann man sich stets auf die Herrschaft von Recht und Gesetz verlassen, verstehen Sie?«
    Die Zuhörer nickten, doch ihr zustimmendes Murmeln klang ein wenig verwirrt. Sie registrierten eine feine Veränderung im Tonfall, die auch Vilner nicht entgangen war.
    »Vertrauen«, erklärte Kendrick, »ist im Geschäftsleben alles. Stimmen Sie mir da zu, Maurice?«
    Er richtete seine Aufmerksamkeit auf einen kleinen, allzu wohlgenährten Mann mit einem schütteren roten Haarkranz und Sommersprossen auf der Glatze. Er starrte Kendrick an, feuerrot im Gesicht und hektisch blinzelnd. Seine Kinnlade klappte herunter, und als Vilner sich wieder zu Kendrick umdrehte, sah er, warum.
    Kendrick hielt den Revolver in der Hand. Er klappte den Zylinder heraus und zeigte ihn seinen Zuhörern. Es waren sechs Kammern, fünf davon leer. Nur ein einziges, todbringendes Geschoss in der Waffe.
    Kendrick drehte den

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