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Amok: Thriller (German Edition)

Amok: Thriller (German Edition)

Titel: Amok: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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Zylinder und ließ ihn wieder einrasten. »Kommen Sie her, Maurice«, sagte er.
    Es war totenstill im Saal. Niemand rührte sich. Vilner fiel auf, dass die Catering-Damen sich aus dem Staub gemacht hatten. Die Gorillas standen vor den Türen und verhinderten unauffällig, dass irgendjemand den Saal betrat oder verließ.
    »Haben Sie keine Angst, Maurice.«
    Der Mann neben Maurice stieß ihn mit dem Ellbogen an, und Maurice tat zwei zögerliche Schritte auf Kendrick zu.
    »Maurice hat mich freundlicherweise bei meinen jüngsten Geschäften in der Karibik unterstützt. Er erzählte mir von einem Hotel in Jamaika, das reif für eine Sanierung sei. Er versicherte mir, er könnte den besten Preis dafür erzielen, und erbot sich, als Mittelsmann tätig zu werden.«
    Maurice war jetzt nur noch zwei Schritte von Kendrick entfernt. Schweißperlen rannen über seine Wangen. Alle anderen waren so weit zurückgewichen, wie es möglich war, ohne die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Aber Vilner fiel auf, dass niemand protestierte. Niemand stellte Maurice‘Wohl über seine eigene morbide Neugier.
    »Was ich nicht wusste«, fuhr Kendrick fort, »war, dass Maurice an dem Unternehmen beteiligt war, für das es bereits einen Kaufinteressenten gab. Die Nachricht, dass ich es kaufen wollte, ließ den Preis in die Höhe schnellen, was von Anfang an sein Plan gewesen war.«
    Kein Laut war zu hören, bis auf Maurice‘hohe, pfeifende Atemgeräusche.
    »Nun, ich bin sicher, dass Maurice und seine Partner nicht die Absicht hatten, mir zu schaden. Es war eine Taktik, weiter nichts. Sie benutzten mich, um für sich selbst ein bisschen mehr Profit herauszuholen. Und in rein finanzieller Hinsicht kostete es mich auch nicht viel. Gerade einmal die Anwaltsgebühren. Wobei einer der Anwälte dieser Herr hier war.« Er bohrte Maurice den Lauf der Smith & Wesson in den Bauch. Maurice quiekte und kniff die Augen zu.
    »Aber es kostete mich Zeit«, sagte Kendrick, wobei er jedes einzelne Wort betonte. »Und es beschädigte meinen Ruf. Manche Leute glauben, ich hätte bei einem Geschäft den Kürzeren gezogen. Nun ja, damit kann ich wohl leben. Aber andere wissen, dass ich reingelegt wurde.«
    An diesem Punkt nahm Maurice endlich seinen ganzen Mut zusammen und setzte zu einem Protest an, doch Kendrick schnitt ihm das Wort ab.
    »Geschäftlicher Selbstmord«, erklärte er, indem er den Revolver hob und ihn an die eigene Schläfe hielt. »Das ist es, wovon ich rede. Vertrauensbruch ist geschäftlicher Selbstmord.«
    Er drückte ab. Ein lautes Klicken ertönte. Eine Frau schrie auf, und ein älterer Mann sank mit aschfahlem Gesicht zu Boden.
    Grimmige Befriedigung malte sich auf Kendricks Zügen. Er war nicht einmal ins Schwitzen geraten. Nun ließ er die Waffe sinken und richtete sie dann auf Maurice. Er zielte direkt auf sein Gesicht und sagte: »Sie sind dran.«
    Maurice machte wieder den Mund auf, brachte aber kein Wort heraus. Hinter ihm schrie jemand erschrocken auf und deutete auf Maurice‘Beine. Urin lief über seine Schuhe und sammelte sich in einer Pfütze am Boden.
    »Russisches Roulette ist ein Spiel für Idioten«, sagte Kendrick. »Ich weiß, dass Sie kein Idiot sind, Maurice. Sie sind alle keine Idioten, nicht wahr?«
    Es dauerte eine Weile, bis die Frage bei den Umstehenden angekommen war, doch dann nickten sie alle eifrig. Niemand lachte mehr über ihn. Vilner registrierte sogar, dass Maurice ein gewisser Abscheu entgegenschlug, weil er sie in diese unappetitliche Szene hineingezogen hatte.
    »Glück ist eine unabdingbare Voraussetzung, wenn man im Leben Erfolg haben will«, schloss Kendrick und tippte sich mit dem Revolver an die Brust. »Ich sichere mir mein Glück, indem ich mich sorgfältig vorbereite und nur mit Leuten zusammenarbeite, denen ich vertrauen kann. Ich weiß, dass niemand von Ihnen mein Vertrauen je enttäuschen wird.«
    Wieder Nicken allerseits, begleitet von zustimmendem Gemurmel. Es war eine meisterliche Inszenierung, dachte Vilner, und es beunruhigte ihn, dass Kendrick ihn hatte dabeihaben wollen.
    Verdächtigte Kendrick ihn etwa der Illoyalität – und wenn ja, warum?

17
     
    Die Polizisten waren ebenso professionell wie verständnisvoll und praktisch. Sie flößten ihm zwei große Tassen starken Kaffee ein, und als sie wieder gingen, fühlte Craig sich beinahe nüchtern.
    Es war sieben Uhr abends, und noch immer hatte er nichts von Nina gehört. Er hatte keine Ahnung, wo sie war oder ob sie überhaupt

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