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Amok: Thriller (German Edition)

Amok: Thriller (German Edition)

Titel: Amok: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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ihr erst auf, dass sie gar nicht wusste, wo er wohnte.
    Craig sah verlegen zur Seite und legte den Gang ein. »Ich habe in einem B&B hier in der Nähe übernachtet.«
    »Oh«, sagte sie überrascht.
    »Ich hatte ein Zimmer reserviert, in der stillen Hoffnung, dass Sie einwilligen würden. Tut mir leid. War wohl etwas vermessen von mir.«
    »Mmh«, pflichtete sie ihm bei, doch sie war entschlossen, sich nicht darüber aufzuregen. Das war sie ihm schuldig, fand sie.
    Sie verfielen in einen Wechsel zwischen Phasen des Schweigens und Small Talk, den sie stets mit neutralen Themen eröffneten und dann vorsichtig auf Persönlicheres lenkten. Sie fragte ihn nach seiner journalistischen Arbeit, und er spielte sie herunter, indem er behauptete, bloß einen Haufen seichten Unsinn zu schreiben.
    »Sie sind doch bestimmt bei vielen sportlichen Großereignissen live dabei?«
    »Ab und zu. Aber meistens sitze ich in einem liegengebliebenen Zug irgendwo im hinterletzten Winkel des Landes fest und hoffe, noch rechtzeitig anzukommen, um zuschauen zu können, wie ein Haufen überbezahlter Idioten im strömenden Regen hinter einem Ball herrennen.«
    Sie lachte. »Hoffentlich stimmt wenigstens die Bezahlung.«
    »Bei uns Freien kann das ziemlich stark schwanken. Zum Glück ist meine Frau Wirtschaftsprüferin. Teilhaberin in einer großen Kanzlei in Crawley.«
    »Ziemlich hochkarätiger Job also?«
    »O ja«, erwiderte Craig mit hämischem Unterton. »Sie erklimmt die Karriereleiter im Rekordtempo und darf schon fast bei den ganz großen Jungs mitspielen.«
    Es war eine seltsame Bemerkung, vorgebracht mit unverkennbarer Bitterkeit, und sie brachte die Unterhaltung vorläufig zum Erliegen. Sie hatten Hastings erreicht, wo nicht einmal der Sonnenschein und das glitzernde blaue Meer den ärmlichen, heruntergekommenen Eindruck wettmachen konnten, den die einstmals so prächtigen Gebäude an der Strandpromenade vermittelten.
    »Erzählen Sie doch mal von Ihren Schülern«, forderte er sie auf. »Ich habe da so einen Beitrag in den Lokalnachrichten gesehen.«
    Julia lächelte. Während sie im Krankenhaus gelegen hatte, war ein Team eines regionalen Fernsehsenders in ihrer Schule gewesen und hatte die bewegenden Genesungswünsche ihrer Schüler gefilmt. In der Pension hatte sie eine Aufzeichnung des Beitrags gesehen und war zu Tränen gerührt gewesen.
    »Eine ganz fantastische Truppe. Ich kann es kaum erwarten, wieder arbeiten zu gehen – hoffentlich schon nach Ostern.«
    »Muss aber doch ziemlich stressig sein, so eine ganze Klasse von Nervensägen zu bändigen.«
    »Manchmal schon. Aber die Kinder haben so viel Energie, man hat das Gefühl, dass sich das auf einen überträgt. Es wirkt sehr belebend.«
    »Ich hätte nicht die Geduld«, meinte er. »Ich finde es schon schwierig genug mit meinen beiden.«
    »Sie haben Kinder?« Sie ärgerte sich selbst über ihren überraschten Ton. Wieso sollte er keine Kinder haben?
    »Tom und Maddie«, sagte er. »Sie sind schon manchmal anstrengend, aber natürlich trotzdem total klasse.« Er machte eine Pause, und ein abwesender, unendlich trauriger Ausdruck trat in seine Augen. Dann fragte er: »Was ist mit Ihnen? Sind Sie liiert?«
    Sie machte eine wegwerfende Geste. »Ich war fast sechs Jahre mit einem Mann zusammen, Peter – er war Fachbereichsleiter für Englisch an einer Sekundarschule in Brighton. Die Themen Heiraten und Kinder hat er immer sehr geschickt umschifft, und letztes Jahr hatte ich es schließlich satt und habe ihn gezwungen, Farbe zu bekennen.« Sie lachte. »Im Grunde hat er ganz einfach gekniffen. Er sagte, er sei nicht daran interessiert, eine Familie zu gründen. Wie sich herausstellte, hatte er sich schon über ein Lehreraustauschprogramm informiert. Ein paar Wochen darauf hat er sich nach Amerika abgesetzt, und das war‘s dann.«
    »Was für ein Arschloch.«
    »Nur gut, dass ich noch rechtzeitig dahintergekommen bin. Danach hatte ich die klassische Lückenbüßer-Beziehung. Ein Typ namens Steve, den ich im Fitnessstudio kennengelernt hatte.« Sie lachte bitter. »Er hat mich einmal im Krankenhaus besucht. Wollte mich dazu überreden, meine Geschichte an die Zeitungen zu verkaufen und von den Einnahmen eine Weltreise zu machen. Ich habe seitdem kein Wort mehr mit ihm geredet.«
    »Sie scheinen ja wirklich vom Pech verfolgt zu sein«, sagte er. »Ich habe gehört, dass Sie letztes Jahr Ihre Eltern verloren haben.«
    Ermutigt vom Mitgefühl in seiner Stimme, erzählte sie ihm, wie

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