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Amok: Thriller (German Edition)

Amok: Thriller (German Edition)

Titel: Amok: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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ihr.«
    Julia nickte. Dann schlug sie die Tür wieder zu. Sie fühlte sich hintergangen, war sich aber zugleich der schrecklichen Faszination bewusst, die sie beim Gedanken an eine Begegnung mit Peggy Forester empfand.
    »Na schön«, sagte sie schließlich. »Aber in Zukunft sind Sie ehrlich zu mir, okay?«
     
    Falcombe lag zwei Meilen östlich von Chilton, direkt an der A275 zwischen Lewes und Chailey. Der älteste Ortsteil war nicht viel größer als das Nachbardorf, doch während Chilton seinen ursprünglichen Charakter bewahrt hatte, war Falcombe schon vor längerer Zeit den Verlockungen des Wachstums erlegen. Wie Jahresringe legten sich die Wohnsiedlungen um das Zentrum, von einer Ansammlung von Fertighäusern aus der Nachkriegszeit bis hin zu den gesichtslosen Klötzen aus dem 21. Jahrhundert, die den äußeren Rand bildeten. Der Anblick der dichtgepackten Behausungen erweckte in Julia neues Verständnis für Philip Walkers Kampagne.
    Peggy Forester wohnte in einer Fünfzigerjahre-Sozialsiedlung, ungefähr eine Meile abseits der Hauptstraße. Anders als in den neueren Wohngebieten war die Straße hier breit, mit Grünstreifen und großzügig bemessenen Vorgärten. Die weit von der Straße zurückgesetzten Häuser allerdings waren kaum mehr als eintönige Kästen mit braunem Kieselrauputz.
    Craig verlangsamte das Tempo, als sie nach der Nummer 88 Ausschau zu halten begannen. Plötzlich kam ein klappriger alter BMW aus einer Einfahrt geschossen, ohne sich um die Vorfahrt zu scheren, umkurvte einen parkenden Land Rover und zwang Craig, voll auf die Bremse zu steigen.
    »Schon mal was von Rücksicht gehört?«, schimpfte er.
    Julias zustimmendes Murmeln ging in ein Stöhnen über, als sie die Nummern abzählte und Peggy Foresters Haus entdeckte. Obwohl es sich in der Bauart kaum von den anderen in der Straße unterschied, fiel es sofort ins Auge. Sämtliche Fenster waren mit Hartfaserplatten vernagelt; eine weitere Platte bedeckte die Scheibe in der Haustür. Das Holz war über und über mit Graffiti verschmiert, allesamt wenig schmeichelhaft für die Bewohnerin. Im Garten war kein Gras und kein einziger Strauch zu sehen, nur eine unebene dunkle Fläche, die Julia zunächst für frisch umgegrabene Erde hielt.
    Sie irrte. Der Gestank schlug ihnen entgegen, kaum dass sie die Autotüren geöffnet hatten.
    »O Mann«, sagte Craig, während er ein Taschentuch hervorholte und es sich vor den Mund hielt. »Was ist das denn?«
    Julia hatte im Aussteigen innegehalten; sie atmete in kurzen, flachen Zügen und schüttelte den Kopf, die Lippen fest zusammengepresst, während sie gegen die aufsteigende Übelkeit ankämpfte.
    Der ganze Vorgarten war voller Hundekot. Dutzende von Haufen, angesammelt über mehrere Wochen. Manche noch frisch und glänzend, andere trocken und bröckelig, wieder andere nur noch eine modernde Masse. Hier und da ragten Plastikfetzen aus dem Kot hervor, ein Hinweis darauf, dass die Leute die Haufen mit Tüten von der Straße aufsammelten und sie dann in den Garten warfen. Julia erblickte auch ein halbes Dutzend kleine weiße Bündel, die sie als gebrauchte Wegwerfwindeln identifizieren konnte, in den Kot gepflanzt wie überdimensionale, übelriechende Blumenzwiebeln. Dann fiel ihr ein größerer Gegenstand ins Auge – ein faulendes, matschiges Etwas mit einer Andeutung von Fell. Sie deutete darauf und sah Craig fragend an.
    »Vielleicht ein Fuchs«, meinte er und wandte sich angewidert ab. »Versuchen wir‘s lieber von der Rückseite.«
    Sie stiegen wieder ein, und Craig trat aufs Gas. Sobald sie in ausreichender Entfernung vom Haus waren, ließ Craig die Fenster herunter.
    »Sie glauben doch nicht im Ernst, dass sie dort wohnt?«, sagte Julia.
    »Soweit ich weiß, schon.«
    »Das ist ja entsetzlich. Ganz gleich, was Carl getan hat, wie kann man so mit seiner Mutter umgehen?«
    »Die Boulevardpresse macht sich einen Spaß daraus, die Volksseele zum Kochen zu bringen, um sich gleich wieder dem nächsten Thema zuzuwenden. Und das sind dann die Folgen.«
    Er bog um ein paar Kurven, bis sie mehr oder weniger parallel zu der Straße waren, in der Forester wohnte. Hier parkten sie vor einer weiteren Reihe farbloser Sozialbauten.
    »Sind Sie sicher, dass Sie sich das antun wollen?«, fragte er.
    »Ich will‘s versuchen. Und wie kommen wir jetzt an das Haus ran?«
    »Keine Ahnung. Meistens verläuft an der Rückseite ein kleiner Weg.«
    So war es auch, aber der Weg war schmal und mit Dornengestrüpp und

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