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Amokspiel

Amokspiel

Titel: Amokspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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Gerät loslässt.
    »Wir sind in Ausgangsposition«, hörte er Onassis laut und deutlich über die eingebauten Helmkopfhörer. »Gut. Was macht der Helikopter?«
    »Startklar.«
    Götz mitgezählt waren insgesamt acht Elitepolizisten an der Operation beteiligt.
    Team A wurde von Onassis angeführt, der sich gerade zum zweiten Mal an diesem Tag durch einen Lüftungsschacht zwängte. Team B stand, mit Rammbock und Blendgranaten ausgerüstet, direkt vor dem Sendestudio, und Team C wartete auf dem Außenparkdeck am Boden auf die Startgenehmigung. Götz' Plan und damit sein Leben hingen davon ab, dass diese drei Teams jetzt Hand in Hand arbeiteten und keine Fehler machten. Ich hol Kitty raus, hatte er Ira via E-Mail auf ihren Bildschirm geschickt. Für eine Verabschiedung war keine Zeit mehr gewesen. Ira konnte ihre Verhandlung nicht für eine einzige Sekunde unterbrechen. Und er musste sich beeilen. Sollte Jan das Gespräch vorzeitig beenden, wäre das Überraschungsmoment nicht mehr auf ihrer Seite. Götz ließ weiter Seil nach. Sein Puls beschleunigte sich etwas, lag jedoch noch weit unter dem eines untrainierten Durchschnittsbürgers. Dabei hing sein Leben wortwörtlich an mehreren dünnen, geflochtenen Fäden. Sein Teil des Einsatzes war eigentlich nicht vorgesehen. Daher musste er hier jetzt ohne jede Trockenübung runter. Alleine, denn die anderen waren ja mit dem offiziellen Plan beschäftigt. Zum Glück konnte er sich auf Onassis und die anderen Jungs verlassen. Sie würden ihn decken. In mehrfacher Hinsicht.
    »Legt mir das Radio-Programm aufs linke Ohr«, forderte er über sein Headset und stieg dabei ein weiteres Stockwerk herab. Er war jetzt in Höhe der zwanzigsten Etage. Nur noch wenige Meter trennten ihn von der Studioterrasse. Sie hing wie ein sinnloser Wurmfortsatz aus rein optischen Gründen zwischen dem achtzehnten und neunzehnten Stock. Diesel hatte ihm erklärt, dass dort noch nie jemand draußen gesessen hätte, einfach weil es aus baupolizeilichen Gründen verboten war. Doch im Augenblick blieb Götz keine Zeit, über die hirnlose Fehlplanung des Architekten nachzudenken. Er musste sich auf die nächsten Schritte konzentrieren. Der Techniker in der Einsatzzentrale reagierte endlich und schaltete ihm das Programm auf den Helmkopfhörer. Götz nahm beruhigt zur Kenntnis, dass Jan und Ira immer noch miteinander redeten. Allerdings schien der Geiselnehmer so aufgebracht wie noch nie. Es gab Streit im Studio. Im Hintergrund herrschte ein Durcheinander wie in einem aufgescheuchten Klassenzimmer. Mindestens drei Personen diskutierten miteinander.
    Gar nicht gut, dachte Götz. Die Geiselnahme eskalierte. Jan wurde damit immer unberechenbarer. »Habt ihr seine Position?«
    »Jepp«, hörte er die Antwort von Onassis auf dem rechten Ohr. Die Einsatzleitung hatte sich nach den ersten Übungen im sechsten Stockwerk gegen einen Sturm von unten entschieden. Wenn der Geiselnehmer nicht auf anhaltende Vibrationen des Fußbodens aufmerksam werden sollte, hätten sie die Stahlbetondecke mit Handgeräten aufmeißeln müssen, und das würde viel zu lange gedauert haben. Also versuchten sie es erneut durch den Lüftungsschacht. Onassis war wieder in Position und hatte eine zweite Endoskopiekamera in Stellung gebracht. Die vom ersten Einsatz war von Jan entdeckt und zerstört worden.
    »Alles klar«, sagte Götz und setzte beide Füße auf den ungepflegten Rasen der Sendeterrasse. Er löste den Karabinerhaken und lief geduckt zur Wendeltreppe, die eine halbe Etage nach oben zum Eingang führte. In Gedanken ging er noch einmal den Ablauf durch. Wenn er das Kommando gab, würde der Helikopter starten. Ihm blieb dann maximal eine halbe Minute, um die Tür aufzubrechen und sich für den Zugriff in Position zu bringen. Sobald er die Lage geklärt hatte, würde Team B die vordere Tür aufbrechen und eine Blendgranate ins Studio werfen. Oben angelangt, befestigte Götz einen Streifen Plastiksprengstoff am Schloss der Metalltür zum »Erlebnisbereich« und kontrollierte danach seine Waffe. Diese trug eine aufgesetzte SureFire-Leuchte, falls aus irgendeinem Grund im Studio das Licht ausfiel.
    »Gut«, wiederholte er noch mal, obwohl er sich gar nicht so fühlte. Er sah auf seine Digital-Armbanduhr und nahm die Zeit.
    Dann hoffen wir mal, dass Steuer Recht hat und Jan nur simuliert.
    Götz verscheuchte alle Zweifel in eine hintere Region seines Bewusstseins und gab seinen ersten Befehl. »Team C soll loslegen!«
    »Okay«, hörte

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