Amore macchiato: Roman (German Edition)
Walze geplättet und mit Kies bestreut worden. Weiter hinten stellen rund ein Dutzend Arbeiter mit viel Getöse und Geklapper das dritte Zelt auf. Nur das Hauptzelt fehlt noch, allerdings markiert eine ebenfalls platt gewalzte Fläche im Zentrum des Geländes bereits, wo es einmal stehen wird.
»Ich habe dir doch gesagt, zieh feste Schuhe an«, rufe ich ihr über die Schulter zu und stapfe beherzt weiter.
»Wo hätte ich die denn bitte schön hernehmen sollen? Ich dachte, ich fahre ans Mittelmeer und nicht zum Polarkreis«, beschwert sich Paula weiter.
»Signorine, buon giorno!« Der Spediteur Pietro Soru kommt auf uns zu. Er reicht mir seine Hand zum Gruß, die ich wie beim letzten Mal lieber nicht gedrückt hätte, und lächelt mir freundlich zu. »Wie geht es Ihnen?«
»Gut, hoffe ich«, antworte ich wahrheitsgemäß. »Das entscheidet sich gleich, wenn wir festgestellt haben, wo wir mit den Aufbauten stehen.«
Paula hat aufgeholt und steht leicht keuchend neben uns. Ich stelle die beiden einander vor.
»Es läuft gut, soweit ich das hier überblicke«, sagt Soru. »Meine Männer liefern morgen die letzten Kisten an, die noch bei uns auf dem Hof stehen, damit wären wir dann von unserer Seite aus fertig. Aber fragen Sie besser Pittalis. Der steht dort drüben in dem Seitenzelt.« Soru wedelt in Richtung hintere rechte Ecke des Geländes, wo ein kleineres, rundes Partyzelt direkt vor den sich dahinter aufbäumenden Felsformationen aufgestellt ist.
Wir verabschieden uns von Soru und marschieren weiter buchstäblich über Stock und Stein, um Pittalis zu suchen.
Der steht tatsächlich in besagtem Zelt, von einer Handvoll Handwerker umringt, die an der Dachkonstruktion herumschrauben, und verteilt lautstark hektische Anweisungen. Als er uns bemerkt, winkt er uns gestresst zu und bedeutet uns, dass er gleich bei uns sei. Daher setzen wir uns vor das Zelt auf einen großen Stein und warten.
»Sieht gut aus hier.« Paula schaut in die Runde. »Bald so, wie es mal geplant war.« Sie überfliegt die Zeichnungen in ihrer Mappe.
»Dahinten kommt der Toilettenwagen hin«, deute ich mehr fragend als wissend in die entgegengesetzte Richtung des Platzes, »und daneben die Anhänger für die Stromgeneratoren, richtig?«
Paula blättert durch ein paar Pläne. »So ist es geplant, genau«, nickt sie. »Wenn morgen das große Zelt aufgestellt wird, können am Tag darauf die Bühnenbauer und Elektriker anrücken, und wir wären wieder voll im Timing .«
»Die Aufbauten lasse ich mir nicht entgehen, da will ich dabei sein«, verkünde ich. »Ich verlasse mich nicht in letzter Sekunde darauf, dass die Arbeiter die Planungszeichnungen genau studieren und hoffentlich alles richtig machen. Dafür habe ich schon zu viel Murks in meinem Leben gesehen.«
»Einverstanden, machen wir das zusammen«, nickt Paula, »dann kann nichts mehr schiefgehen.«
»Wenn wir doch bloß schon die offiziellen Genehmigungen dafür vorliegen hätten«, seufze ich, »ich würde glatt eine Kerze in der Kirche anzünden.«
»Das kannst du sicher bald tun«, antwortet Paula. »In Arzachena haben sie mir heute Morgen versprochen, dass sie sich beeilen werden, und mich gebeten, am Freitagvormittag noch mal vorbeizukommen. Sie wollen unsere Unterlagen bis dahin sichten, um eventuell fehlende Details oder Unklarheiten gemeinsam zu klären und in die Dokumente einzutragen. Mir ist das so persönlich auch lieber als am Telefon, denn da verstehe ich manchmal das ein oder andere nicht. Genau aus dem Grund«, fügt sie hinzu, »wäre ich dir dankbar, wenn du mitkommen würdest.«
»Einverstanden«, stimme ich zu. »Freitag früh, sagst du? Gerne. Vier Ohren hören schließlich mehr als zwei.«
Zwei braun gebrannte Handwerker in schmutzigen Unterhemden, Arbeiterhosen und Stiefeln kommen aus dem Zelt hinter uns geschlendert und mustern uns von Kopf bis Fuß. Demonstrativ genervt halte ich ihren Blicken stand und starre zurück.
»Der findet deine Gummistiefel sexy«, raunt Paula mir zu.
Tatsächlich pfeift einer der beiden Arbeiter nun anzüglich und zwinkert uns zu. Offenbar wendet er sich erst einmal an uns beide, um dann abzuwarten, wer darauf anspringt.
»Ich glaube, die haben eher gehört, dass mit dir was geht«, provoziere ich Paula zurück.
»Oder dass du noch nicht ausgelastet bist«, kommt prompt die Retourkutsche.
Mein Lachen werten die Arbeiter offenbar als Einladung.
» Ciao, belle ragazze, come state – hallo, ihr Hübschen, wie geht es
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