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Amore macchiato: Roman (German Edition)

Amore macchiato: Roman (German Edition)

Titel: Amore macchiato: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Corda
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mitgebrachte Becherchen. Eines davon reicht er mir.
    »Danke für die Einladung und das schöne Essen«, sage ich. Mein Ton klingt etwas zu selig, wofür ich einen aufmerksamen Blick von Riccardo ernte, den ich nicht deuten kann.
    Wieder merke ich, dass ich rot werde.
    Wir stoßen an und schauen uns beim Trinken in die Augen. Ich weiß nicht, was mehr knallt. Sein Blick oder der Schnaps.
    »Na, wie ist der?«
    »Macht sofort betrunken«, pruste ich und denke an das volle Glas hausgemachten Rotweins, das ich schon intus habe. Die frische Luft tut ihr Übriges.
    Riccardo lacht leise und lümmelt sich entspannt auf der Bank. Für einen Moment schweigen wir, und ich fühle mich gut dabei.
    »Siehst du den Felsen da ganz oben auf dem Berg?«, fragt Riccardo unvermittelt und deutet auf ein Massiv, dessen Wipfel in den letzten Sonnenstrahlen leuchten. »Diese beiden Felsen da, die zusammen aussehen, wie ein U?«
    »Ja, sehe ich«, bestätige ich und muss mich abstützen beim Hochgucken, um nicht vor Schwindel von der Bank zu fallen. Riccardo bemerkt es und hält mich sanft am Arm.
    »Als ich klein war, hat mein Opa mir immer erzählt, dass er sich dort oben in dieses U gemütlich hineinsetzt wie in einen Pferdesattel, um die Aussicht zu genießen«, erzählt er. »Ich war ganz fasziniert davon und habe immer gehofft, ihn mal dort sitzen zu sehen. Als ich dann viele Jahre später hochgestiegen bin, musste ich feststellen, dass es gar kein Sattel ist. Die Felsen sind zwanzig Meter voneinander entfernt. Das Ganze sieht nur von hier unten so winzig aus. Lustig, oder?«, fragt er treuherzig, die Hand immer noch unauffällig auf meinem Arm.
    »Ja, lustig«, bemühe ich mich zu sagen. Mein Kopf dreht sich. Durch den Mirto bekomme ich schon vom Hochgucken Höhenangst.
    Ich blicke ihn an und dann auf seine Hand, die mich festhält. Schnell lässt er mich los und sitzt da wie ertappt.
    Seine Mundwinkel zucken ein wenig, ich presse die Lippen aufeinander.
    »Ich … ich sollte langsam nach Hause fahren«, flüstere ich und muss schlucken. »Ich habe noch einen weiten Weg vor mir.«
    Oh, wenn er wüsste, wie gerne ich hingegen bleiben würde!
    Riccardo nickt unterdessen.
    »Das mit dem Mirto war wohl wirklich keine gute Idee, den hätte ich dir nicht geben sollen«, sagt er dann leise. »Willst du nicht lieber noch eine halbe Stunde warten oder …?«
    Womöglich schlägt er gleich noch vor, ich solle bei ihm übernachten.
    »… oder sonst, ich meine«, fährt er stotternd fort. »Du kannst gerne auch hier übernachten …«, höre ich ihn tatsächlich sagen.
    Ha!
    Nein!
    Aus dem Alter, mit fremden Männern ins Bett zu gehen, bin ich raus.
    Oder?
    Lust hätte ich. Meine Güte. Und wie.
    Mir zieht ein Prickeln über den Rücken. Riccardos Gesicht ist höchstens einen halben Meter von meinem entfernt. Ein Hauch von Espresso, Waschmittel und einem verführerischen Aftershave weht zu mir herüber.
    Wenn ich einfach …?
    Annika! Stopp, werd vernünftig!
    Als hätte ich nicht schon genug Probleme am Hals. Ich muss morgen früh mit Paula weiter am Schlachtplan arbeiten.
    »Nein, vielen Dank«, sage ich daher versucht entschlossen und atme tief durch. »Ist schon okay. War ja nur ein kleiner Schluck Mirto. Das wird schon gehen. Ich muss morgen pünktlich anfangen zu arbeiten, es gibt viel zu tun«, füge ich hinzu.
    Oh bitte, versuch mich umzustimmen!
    »Okay, natürlich, entschuldige«, stimmt Riccardo zu meiner Enttäuschung zu, stellt seinen Becher auf der Bank ab und erhebt sich. »Dann bringe ich dich jetzt zum Auto.«
    Kennt er denn nicht die Regel »Wenn Frauen nein sagen, dann meinen sie ja«?
    Mist.
    Ich stehe von der Bank auf. Schweigend trotten wir nebeneinanderher zu meinem Wagen. Keiner sagt ein Wort, und wir vermeiden es, uns anzusehen. Ich kann das Knistern in der Luft förmlich spüren.
    Ob es ihm auch so geht?
    Dort angekommen, kommentiert er zu meiner Erleichterung Paulas fette Mietlimousine, die ich vor der Kirche abgestellt habe, mit keinem Wort. Stattdessen öffnet er mir die Fahrertür und blickt mir zum ersten Mal, seit wir von der Gartenbank aufgestanden sind, wieder direkt ins Gesicht.
    »Bitte schön, signorina «, sagt er. Er hält mir die Hand zum Gruß hin, und als ich sie ergreife, zieht er mich kurz entschlossen zu sich heran und gibt mir einen Abschiedskuss auf die Wange.
    Die Zeit bleibt für einen Moment stehen.
    Einen Wangen- bacio, wie ihn sich Südeuropäer millionenfach jeden Tag geben. Eigentlich nichts

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