Amore macchiato: Roman (German Edition)
das mache ich gleich. Dann habe ich noch ein paar Pressemeldungen mit meinen Kollegen aus der PR-Abteilung abzustimmen, daneben haufenweise Mails mit administrativem Kleinkram zu beantworten, und Herr Pittalis hat mich heute früh um acht angerufen und gefragt, ob wir am Nachmittag vorbeikommen können, um die Arbeiten auf den Gelände abzunehmen. Zwei Zelte sind bereits aufgebaut. Er meinte, sie kämen gut voran.«
»Prima«, sagt Paula, leert ihre Tasse und setzt sie klirrend auf der Untertasse ab, »dann mache ich mich mal auf den Weg. Könnte ich bitte meinen Autoschlüssel wiederhaben? Wo hast du meinen Wagen denn abgestellt?« Sie steht auf.
»Ich hab’s mir gestern Abend leicht gemacht und dem Portier das Auto überlassen«, erkläre ich gut gelaunt. »Ich hatte ein Glas Wein zu viel, als dass ich mich noch getraut hätte, zwischen all den teuren Karossen der anderen Hotelgäste einzuparken. Du musst dich also bitte an die Rezeption wenden.«
»Das hätte ich auch so gemacht.« Paula lacht und greift nach ihrer Tasche. »Bis später dann.«
Seufzend wende ich mich der Arbeit zu. Obwohl mich meine Gedanken an das Abendessen mit Riccardo immer wieder ablenken, komme ich gut voran. Das Angebot des Ausstatters für Messemöbel ist akzeptabel. Die Ausstattung ist jenen Möbeln, die wir ursprünglich ausgesucht hatten, sehr ähnlich. Nur der Preis liegt ein wenig höher. Alles in allem Glück im Unglück, dass wir so kurzfristig eine Lösung gefunden haben, bevor es richtig brenzlig wurde. Nachher auf dem Zimmer werde ich mir das Angebot auf meinem kleinen Drucker ausdrucken und dann per Fax freigeben. Zufrieden schließe ich das Dokument auf meinem Rechner.
In diesem Moment klingelt das Telefon.
Eine italienische Handynummer.
Es ist Riccardo.
»Guten Morgen«, sagt er fast schüchtern, »störe ich?«
»Nein, gar nicht«, beeile ich mich zu sagen. »Wie geht es dir?«
»Alles bestens«, sagt er, »aber ich wollte vor allem wissen, ob du gestern Abend gut nach Hause gekommen bist.«
»Die Fahrt war etwas beschwingt«, gestehe ich, »aber knapp zwei Stunden später war ich wieder im Hotel.«
»Und im Job?«, fragt er weiter. »Was machen deine Bemühungen auf italienische Art? « Er lacht.
»Heute früh war ich noch ganz korrekt deutsch, alles ganz langweilig hier«, witzele ich zurück. »Ich habe durchaus das Gefühl, dass wir das alles schaffen werden. Später fahren wir zum Gelände und schauen uns die Aufbauten an, dann weiß ich mehr.«
»Das klingt gut«, entgegnet er, »gar nicht nach dem, was ich sonst so kenne, aber Glück gehört schließlich auch dazu. Das hast du wohl.«
»Ja, so ist es wohl«, freue ich mich. »Und bei dir so? Wie sieht’s aus?«, frage ich dann gewollt lässig.
» Tutto a posto – alles bestens«, informiert er mich. »Im Job ist es ruhig, ich habe eine entspannte Zeit …«
Stille. Er zögert hörbar nach dieser Steilvorlage, ein Date auszumachen.
Bin ich jetzt dran?
»Möchtest du …« stammele ich und gehe im Geiste meine dringendsten To-dos für die nächsten Tage durch. »Hast du Lust, mich … morgen besuchen zu kommen?«, frage ich dann. Das sollte ich schaffen, mir irgendwie ein bisschen Freiraum einzurichten. »Wir könnten … ähm …«, verkrampft suche ich nach einer jugendfreien, eleganten Idee für einen schönen Abend, die ich ihm vorschlagen könnte. Ohne gleich offenzulegen, was ich am liebsten mit ihm täte. »Wir könnten an der Küste von Olbia in das hübsche Fischrestaurant gehen, an dem ich vor ein paar Tagen vorbeigefahren bin. Sah gut aus – zumindest von außen«, schlage ich vor. Mein Herz klopft aufgeregt.
»Unbedingt«, willigt Riccardo ein. »Nur … ginge vielleicht auch übermorgen? Morgen hat mein kleiner Neffe Geburtstag. Wenn ich den versetze, redet er nie wieder ein Wort mit mir. Wäre das entschuldigt?«
Blöder Bengel, denke ich enttäuscht.
»Na-tür-lich«, verkünde ich gönnerhaft, »kleine Neffen gehen vor!«
»Prima, dann also am Donnerstag!«, stellt Riccardo zufrieden fest. »Wann soll ich wo hinkommen?«
»Du hast gut lachen in deinen Gummistiefeln.« Schimpfend stolpert Paula in grellgelben Lackballerinas auf dem aufgerissenen, ackergleichen Gelände hinter mir her.
Wir sind am Ort des Geschehens.
Dort, wo vor wenigen Tagen noch friedlich eine Horde Schafe gegrast hat, ist jetzt der Teufel los. Ein Bagger schaufelt gerade einen Erdhügel beiseite, der Zugang von der Straße auf das Gelände ist mit einer
Weitere Kostenlose Bücher