Amore macchiato: Roman (German Edition)
Besonderes.
Aber mir haut es die Knie weg wie vergessenem Zitroneneis in der Sonne.
Mit der freien Hand stütze ich mich auf seiner Schulter ab und muss tief und viel zu auffällig ein- und ausatmen. Während wir uns aufrichten, berühren sich unsere Wangen erneut. Ich habe das Gefühl, dass Riccardo genauso zittert wie ich.
»Sehen wir uns wieder?«, fragt er fast flüsternd, während ich auf den Fahrersitz sinke.
Ich schaue ihn lange an, nicke wortlos und selbstverständlich.
Natürlich sehen wir uns wieder. Was denn sonst?
Wir lächeln uns schweigend an, während Riccardo die Fahrertür schließt und ich den Motor anlasse. Wir trennen uns grußlos. Es gibt nichts weiter zu sagen.
Es hätte heute Abend eher etwas zu tun gegeben.
10.
»Ich hatte gestern Abend Sex«, eröffnet Paula den Arbeitstag pünktlich um neun Uhr und lässt sich auf den Korbstuhl neben mich auf der überdachten Hotelterrasse fallen.
Ich schaue von meinem Laptop auf wie ein aufgescheuchtes Reh. »Wie? Du?«
Das ist jetzt unfair, ich war schließlich selbst so dicht dran.
Paula guckt ebenfalls konsterniert. »Was soll das denn jetzt heißen?«, fragt sie schmallippig.
»Ach, nichts. Entschuldige«, stammele ich blöd und schiebe den Rechner von mir.
»Mit wem denn?«
»Mit einem Touristen aus der Hotelbar«, sagt Paula nonchalant und gibt einem der Kellner in weißer Livree mit einem Wink zu verstehen, ihr einen Espresso zu bringen.
»Und …«, stottere ich weiter, »wie?«
»Ist dir die Mechanik von Geschlechtsverkehr etwa nicht bekannt?«, stichelt Paula höhnisch.
»Nein, also doch! Ich meinte, ich will wissen … Fangen wir an mit: Wo wart ihr?«
»Bei ihm in der Suite. Mein kleines Standardzimmer wollte ich ihm gar nicht erst zumuten – und mir nicht die Laken hinterher«, fügt sie kichernd hinzu.
»Und wie war’s?«
»Ging so. Er konnte nicht küssen.«
»Uuuuh«, stöhne ich angewidert. »Wie kann man denn mit einem Mann schlafen, der nicht küssen kann?«
»Gerade mit denen. Was soll man denn sonst mit Männern machen, die nicht küssen können?«
»Nach Hause gehen?«
»Och nö. Schließlich war ich auf Beutezug.« Paulas Kaffee wird gebracht. »Immerhin bestand Hoffnung, dass er die Schritte danach beherrscht.«
»War es denn so?«
»Na ja. Sagen wir mal: Ein Golf ist auch ein schönes Auto«, antwortet Paula nüchtern. »Es fährt dich von A nach B …«
»Klingt toll. So eine Nummer würde ich auch gerne mal wieder schieben. So von A nach B«, spotte ich.
»Immerhin bist du gestern weit dafür gefahren. Wie war es denn bei dir?«
»Wunderschön«, seufze ich verträumt. »Einfach … ein wunderschöner Abend. Ich glaube, mich hat’s so richtig erwischt«, gestehe ich. Es auszusprechen, setzt die Sache plötzlich in ein noch konkreteres Licht.
»Aber gelaufen ist nichts?«, wundert sich Paula.
»Nein.«
»Na, diesen Italienern hätte ich mehr zugetraut«, muffelt sie enttäuscht.
»Wieso ›diesen Italienern‹? Wo kam dein Prinz von gestern denn her?« Ich war einfach davon ausgegangen, ihr Typ sei auch aus dem Stiefelland.
Paula zögert und rutscht unbehaglich auf ihrem Stuhl hin und her. »Von weiter her«, nuschelt sie und hantiert umständlich mit einem Süßstoffpäckchen für ihren Espresso.
»Amerika?«
»Nee, viel weiter.«
»Nach Amerika kommt nichts mehr, da sind wir doch wieder in China oder Russland.«
»Hm.«
»Ein Chinese?!«
»Nein.«
»Ein Russe!?«
Sie nickt.
»Hm.« Ich lehne mich im Sessel zurück, knautsche ein bisschen an meinem Sitzkissen herum und mustere sie kritisch. »So ein ganz klassischer mit Gucci-Slippern, Hermes-Gürtel und knolliger Nase?«
»Danke, dass du nur auf die knollige Nase eingehst«, kommt die nüchterne Antwort.
»Paula!«, tadele ich sie düpiert. »Du machst ja Sachen.«
»Und du machst gar nichts!«, motzt sie zurück.
Offenbar ist ihr der Trip von heute Nacht auch nicht mehr ganz geheuer.
»Okay, okay. Schwamm drüber«, beeile ich mich einzulenken. »Ist im Grunde auch egal. Komm – back to business .«
»Gut«, stimmt Paula noch leicht gereizt zu.
»Also«, starte ich und stütze mich auf der Tischplatte auf, »was liegt heute an?«
»Ich fahre gleich nach Arzachena und bringe Signora Alberti die fehlenden Unterlagen«, erzählt Paula. »Hast du inzwischen das Messemöbelangebot bekommen?«
»Ja«, bestätige ich, »ich habe gestern Abend noch eine E-Mail dazu erhalten. Allerdings habe ich das Angebot noch nicht geprüft,
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