Amore macchiato: Roman (German Edition)
euch?«, versucht einer der beiden beherzt, ein Gespräch anzufangen.
Ich schüttle den Kopf. »Bitte lasst uns in Ruhe«, sage ich höflich.
Die beiden Männer lächeln nicht mehr ganz so erwartungsvoll, sondern wenden sich ab und trotten enttäuscht von dannen.
»Aaah, so lässt du feurige Italiener also abblitzen«, lästert Paula fröhlich weiter. »Da kann ich ja lange auf eine Story warten.«
»Na ja, ich behandele sie nicht alle gleich«, verteidige ich mich.
»Das lässt hoffen. Hast du noch mal von dem Igeltaucher gehört?«
Ich ziehe die Stirn kraus und muss grinsen.
»Und? Seht ihr euch wieder?«, versteht mich Paula ohne Worte.
»Hm, übermorgen. Morgen hat er keine Zeit«, mosere ich ein wenig herum. »Wenn ich dann wieder deinen Wagen haben dürfte …?«
»Klar doch, wenn ich im Gegenzug Enzo für meine Zwecke einspannen darf«, antwortet sie. »Und wenn du mir versprichst, mir keine Schande zu machen«, fügt sie dann lachend hinzu.
Was auch immer sie damit meint.
11.
»Wo soll das Restaurant denn sein, von dem du mir gemailt hast?«, schallt Riccardos Stimme durch die Lautsprecheranlage meines Wagens. Ich tippe auf dem Navi herum und versuche dabei, wenigstens halbwegs den Straßenverkehr von Olbia im Auge zu behalten.
»Wo bist du gerade?«, frage ich zurück.
»Ich verlasse die Stadt im Osten und fahre gleich die Küstenstraße entlang.« Mühsam buchstabiert er mir einen Straßennamen, den ich in das Navigationsgerät eingebe.
Vor mir bremst ein Auto.
»Shit!«, rufe ich aus und steige ebenfalls in die Eisen.
»Bin ich etwa völlig falsch hier?«, fragt Riccardo unbeeindruckt.
»Nein, die Autofahrer machen mich völlig fertig hier«, sage ich. Mir bricht der Angstschweiß aus. Diese wuselnden Sarden in ihren schrottigen Autos, die kreuz und quer über die Straßen kurven und in Sachen Blech nicht viel zu verlieren haben, machen mich wahnsinnig. Zum ersten Mal überlege ich, ob Enzo vielleicht doch nicht völlig doof ist. Immerhin schafft er es, uns jedes Mal ruhig und sicher ans Ziel zu bringen.
Ich fahre an den rechten Straßenrand und drücke das, was beim Computer die Escape-Taste ist: die Warnblinkanlage.
Pause. Ich strecke die Waffen.
»Also«, sage ich bemüht ruhig in mein Handymikro, »so, wie ich das hier auf meiner Karte verstehe, musst du die Straße ein paar Kilometer geradeaus fahren. Offenbar kommt dann eine Tankstelle auf der linken Seite und kurz darauf das Lokal auf der rechten. Ich bin auch gleich da.«
»Prima, also bis gleich«, antwortet Riccardo fröhlich und legt auf.
Ich fahre wieder an und passiere hochkonzentriert eine stark befahrene Straße mit zahlreichen Auf- und Abfahrten in alle Richtungen.
»Bei der nächsten Möglichkeit rechts abfahren«, lotst mich die weibliche Stimme des Navis durch das Verkehrsgewühl.
Was? Hier schon?
Ich bremse, ziehe den Wagen im letzten Moment nach rechts rüber und biege auf den nächsten Zubringer.
»Bei der nächsten Gelegenheit bitte wenden«, tönt Frau Navi nun unerbittlich aus dem Lautsprecher.
Blöde Ziege!
Leider kommt keine Gelegenheit zum Wenden.
Fluchend fahre ich ein paar Kilometer geradeaus, verlasse die Umgehungsstraße und befinde mich auf einmal mitten in Olbia.
Frau Navi möchte mich in eine Straße lenken, die wegen Baustellenarbeiten gesperrt ist. Das kostet sie den Job. Ich stelle das Ding mit einem gezielten Faustschlag aufs Display aus.
Der Feierabendverkehr staut sich. Hier und da wird gehupt – mal kürzer, mal länger. Na ja, meistens länger. Langsam verliere ich die Nerven.
Im Schritttempo schiebe ich mich durch das Städtchen und fange an, mich auch ohne Navi zurechtzufinden. In der Ferne kann ich die großen Fährschiffe sehen, die in der Bucht von Olbia liegen. An denen muss ich vorbei und danach Richtung Südosten und werde dann schon irgendwo ankommen, hoffe ich. Schließlich bin ich mit Enzo noch vor ein paar Tagen dort vorbeigefahren.
Ich zockele weiter. Irgendwann wird der Verkehr wegen einer weiteren Baustelle durch eine Unterführung geschickt und beginnt aus unerklärlichen Gründen wieder schneller zu fließen. Ich gebe Gas und lasse den Hafen hinter mir.
Vor mir taucht links eine Tankstelle auf und kurz darauf das kleine, hübsche Restaurant. Am Straßenrand entdecke ich eine Parklücke. In die könnte ich glatt reinpassen.
Ich kupple, bremse, blinke und mache mich daran, rückwärts in die Lücke zu fahren.
Mist, zu früh eingeschlagen.
Wieder raus, das
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