Amore macchiato: Roman (German Edition)
Ganze noch mal.
Diesmal lande ich mit dem rechten Hinterreifen auf dem Bürgersteig und bin nicht mehr navigierfähig.
Also wieder raus hier. Nächster Versuch.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite entdecke ich Riccardo, der gemütlich an einem weißen Fiat lehnt. Er winkt mir fröhlich zu, als er bemerkt, dass ich ihn gesehen habe.
Auch das noch. Er beobachtet mich.
Ich mache den Blinker aus, schlage ein und setze zum dritten Mal, nun beherzter, zurück. Es folgt ein dumpfes Rumsen. Der Kleinwagen hinter mir wankt nachtragend. Meine Einparkfähigkeiten haben ohne Zweifel ihren Tiefstand erreicht. Ich schimpfe verzweifelt und schlage ziellos das Lenkrad in die andere Richtung ein, bis die Servolenkung aufstöhnt.
Da wird die Fahrertür geöffnet.
»Darf ich?« Riccardo steckt lächelnd den Kopf herein.
Wortlos schnalle ich mich ab, greife nach meiner Tasche und steige aus, ohne ihn anzuschauen.
Während ich auf dem Bürgersteig aus sicherer Entfernung den Wagen hinter mir begutachte, dessen Stoßstange schon so demoliert ist, dass mein Miniunfall keinen neuen Schaden verursacht hat, parkt Riccardo gekonnt in einem Rutsch ein. Er setzt noch einmal kurz vor und zurück und stellt den Motor aus.
Grinsend kommt er auf mich zu und bleibt einen halben Meter vor mir stehen. Er sieht umwerfend aus.
Ich deute auf seinen alten Wagen auf der anderen Straßenseite, der etliche Beulen und Blessuren aufweist. »Sag jetzt nichts«, brumme ich trotzig. »So, wie dein Auto aussieht, musstest du lange üben, bis du so einparken konntest.«
»Mein Auto ist ein unschuldiges Opfer von Frauen, die es touchiert haben und danach unerkannt geflohen sind«, antwortet Riccardo. »Ich selbst habe ihm keine einzige Schramme zugefügt, das schwöre ich dir.« Er beugt sich vor, um mich mit einem Wangenkuss zu begrüßen. »Wie geht es dir?«, fragt er dann.
Ich lege kurz meine Hand auf seinen in einem weißen Hemd steckenden Arm, als müsste ich mich abstützen, sauge seinen Duft ein, der mich an den berauschenden Abschied vor zwei Tagen bei ihm zu Hause erinnert, und mein Puls legt ein paar Takte zu.
»Gut«, sage ich, »und danke.« Ich nicke mit dem Kopf in Richtung meines glücklich geparkten Wagens.
»Keine Ursache. Dein Fischlokal hat übrigens geschlossen«, sagt Riccardo und zeigt zu dem kleinen Bungalow, der sich hinter ein paar Olivenbäumen an der Straße zu verstecken versucht. Die rote Leuchtschrift »Il Pescatore« über der Eingangstür des Häuschens ist ausgeschaltet, und ein Stapel festgeketteter Gartenstühle daneben lassen keinen Zweifel an der Richtigkeit von Riccardos Aussage.
»Die haben heute Ruhetag«, fügt er trotzdem hinzu.
»Ach, wie schade!« Ich bin ehrlich enttäuscht. »Ich habe gelesen, frischeren Fisch bekommt man nirgendwo serviert.«
»Wer sagt das?«
»Die Website, auf der ich immer gucke, bevor ich irgendwohin essen oder shoppen gehe.«
»Den frischsten Fisch gibt’s bei mir«, brüstet sich Riccardo, legt mir die Hand auf die Schulter und zieht mich ein Stück mit sich. »Komm, bella , wir machen ein Picknick, und ich fange dir dein Abendbrot.«
Nur wenige Kilometer weiter lenkt Riccardo sein Auto von der Hauptküstenstraße runter zum Meer oder vielmehr zu den letzten Ausläufern der großen Bucht von Olbia. Auf dem Weg dorthin haben wir an einem Supermarkt haltgemacht, um Brot, Wein, Oliven und eingelegte Tomaten samt ein paar Plastikbechern und Servietten zu kaufen.
Am Ende des Feldwegs hält Riccardo an und steigt aus. Ich raffe die Tüten im Fußraum zusammen und folge ihm durch eine Reihe Macchiabüsche, die unser Auto von dem nur wenige Meter breiten Minisandstrand trennt. Von hier haben wir einen atemberaubenden Blick auf Olbias Küste und das kristallklare Wasser, während sich tief im Osten die majestätische Felseninsel Tavolara im letzten Dämmerlicht aufbäumt. Es ist herrlich.
»Was ist das hier?«, frage ich mit provokantem Unterton, »eine Geheimbucht für konspirative Treffen mit unschuldigen Ausländerinnen?«
»Nein, bisher eher mein illegaler Angelplatz für alles, was aus dem Meer kommt. Unschuldige Ausländerinnen sind natürlich auch eine interessante Option.« Er lächelt mich entwaffnend offen an.
Plötzlich bin ich meinem eigenen Wortspiel nicht mehr gewachsen und weiche seinem Blick aus. »Es ist wunderschön hier«, sage ich leise.
Riccardo sieht mich schweigend an. »Du auch«, flüstert er dann zurück.
Mein Gesicht wird glühend heiß, und die
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