Amore macchiato: Roman (German Edition)
wir kümmern uns gleich darum«, sage ich. »Vielen Dank.«
»Wir haben es geschafft, unglaublich!«, jubelt Paula auf der Rückfahrt im Auto.
»Darauf müssen wir einen Champagner köpfen!«, rufe ich übermütig.
»Alkohol? Wolltest du nicht eine Kerze anzünden?«, stichelt Paula.
»Dann eben beides«, freue ich mich weiter.
»Dann kann ich mir zur Abwechslung endlich mal wieder ein halbwegs entspanntes Wochenende gönnen, bevor am Montag mein Chef anreist«, erklärt Paula. »Er hat mir nämlich aufgetragen, eine Status-quo-Präsentation für das Meeting mit Bräunlich vorzubereiten.«
»Welches Meeting mit Bräunlich?«, frage ich verständnislos.
»Der scheint auch am Montag einzutreffen. Das hat Stefan jedenfalls gesagt«, klärt Paula mich auf. »Hat dir das denn keiner mitgeteilt?«
»Ich weiß von nichts«, stammele ich erstaunt. »Ich wusste nur, dass er zu der Eröffnung des Events kommt und ein paar Mal zu Tagesveranstaltungen hin- und herfliegen wird, aber die genauen Termine hat er mir nicht genannt.«
»Montagnachmittag haben die beiden ein Meeting angesetzt«, sagt Paula mit mitleidigem Unterton.
»Soll ich da auch kommen?«, frage ich.
»Na, ich denke schon«, antwortet Paula verblüfft. »Schließlich bist du die Projektleiterin.«
Ich schüttele den Kopf. »Manchmal sind die Übergänge zwischen Projektleiterin und Schweinchen in der Mitte wohl fließend«, ärgere ich mich.
Bräunlich trägt neuerdings zwei Smartphones und eines dieser neumodischen Tablets mit sich herum und versäumt es in keinem noch so kurzen Gespräch bei ihm im Büro, beide Telefone und das Tablet regelmäßig zu streicheln, um eingehende Termine, Mails oder sonst welche Meldungen zu checken. Wäre es für einen solchen WLAN-Junkie nicht ein schneller Mausklick gewesen, mich kurz über Termine zu informieren, über die ich dringend Bescheid wissen müsste?
Wie frustrierend. Diese Gleichgültigkeit. Wie sind solche ignoranten Leute eigentlich privat?
»Komm schon«, Paula knufft mich in die Seite, als könnte sie meine Gedanken lesen, »er hat es sicher vergessen. Dafür hast du doch mich. Wir beide bereiten ein richtig gutes Meeting über unser tolles Projekt hier vor«, versucht sie mich aufzumuntern. »Wir haben einen guten Job gemacht.«
»Einen proaktiven Job«, verbessere ich sie zynisch. »So würde es der gemeine Chef nennen.«
»Das auch.« Paula nickt. »Aber Proaktivität wird von dir immer nur eingefordert . Sobald du von selbst drauf kommst, giltst du als voreilige Vorprescherin«, sie lacht.
»Wie witzig. Vielleicht lache ich mal drüber, wenn ich in Rente bin.«
»Lass es einfach, Annika. Ärgere dich nicht drüber und denk an etwas anderes. Freu dich auf dein Gehalt am Montagsende. Und auf die Narben auf deinem Rücken.«
Jetzt muss ich doch lachen und blinzele ihr verschwörerisch zu.
»War’s schön?«, fragt sie.
»Der Hammer«, sage ich.
Am Nachmittag ruft Riccardo an. »Wie geht’s dir, amore ?«, will er wissen.
Wie nennt er mich? Amore? Stark!
»Gut«, sage ich und in der Tat: Seine Stimme reicht aus, um meine Stimmung zu heben. »Ich hatte gestern einen tollen Abend. Aber davon kann man niemandem erzählen.«
»Ja, so einen Abend hatte ich gestern auch.« Riccardo lacht. »Am liebsten würde ich heute allen davon erzählen!«
»Und deine Besprechung heute früh?«, frage ich.
»Ach, hör auf.« Er klingt mit einem Mal düster. »Kennst du das, wenn du gegen übergroße Mächte ankämpfst und eigentlich nur verlieren kannst?«
»Klingt nach meinem Job. Was ist passiert?«
»Der Sommer kommt, und wir bereiten uns auf die incendi vor, auf die großen Brände, die uns jedes Jahr die halbe Insel abfackeln. Heute hatten wir wieder eine große Lagebesprechung dazu. Ich steuere die Messungen über Regenmengen, Trockenheit der Böden und so weiter bei. Weißt du«, er seufzt, »hier in Sardinien machen wir wirklich einen exzellenten Job. Wir sind gut vorbereitet, wir sind schnell, wir bilden sogar die Feuerwehr aus Griechenland mit aus. Und trotzdem: Die Feuer kommen Jahr für Jahr wieder, überall und wie aus dem Nichts, und machen Wälder, Häuser und Fabriken platt. Als hätten wir nicht schon genug Sorgen.«
»Armer Riccardo.« Ich weiß nicht recht, was ich sagen soll.
»Na, was ist bei dir so los?«, wechselt er zum Glück das Thema.
»Die Feuerwalze, die bald schon über mich hereinbricht, ist nur mein Chef«, versuche ich zu scherzen.
»Das ist auch schlimm, meine
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