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Amore macchiato: Roman (German Edition)

Amore macchiato: Roman (German Edition)

Titel: Amore macchiato: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Corda
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ist auch bald fertig«, ruft mir ein Mann mittleren Alters zu, vermutlich ein Cousin von Riccardo.
    Ich schaue mich um.
    »Wo brät es denn, das Schwein?«, frage ich den Mann und suche die Umgebung nach einem Ofen oder Ähnlichem ab.
    »Unter der Erde«, antwortet er gut gelaunt, nimmt einen Schluck Bier aus der Flasche und ist schon wieder mit einer jungen Frau abgelenkt, die ihn irgendetwas auf Sardisch fragt.
    Wie aus dem Nichts taucht Riccardo wieder neben mir auf. »Die holen gleich das Ferkel aus der Grube. Komm, das musst du dir ansehen«, sagt er und zieht mich am Arm auf die Seite der Hütte, wo eine Gruppe von Männern soeben mit Spaten zu graben beginnt. Rauch steigt auf. Die Kinderschar springt aufgeregt um die Männer herum. Auch der kleine Giorgio hat sich mit einer Harke und einem Handfeger bewaffnet und macht ein wichtiges Gesichtchen, als hinge alles von ihm ab.
    Die Männer graben unterdessen prustend weiter, bis einer mit einer Eisenzange herbeikommt, hochkonzentriert glühende Kohlen und Steine aus dem Loch zieht und vorsichtig in einer mit Wasser gefüllten Metallwanne ablegt. Es zischt gewaltig, die Kinder jubeln.
    » Eccolo, il porcheddú – da ist ja unser Schweinchen«, ruft einer von ihnen, erfreut über das tiefe Loch gebeugt. » prendiamolo – holen wir es.«
    Mit Spaten, Zangen und Mistgabeln machen sie sich nun an dem Loch zu schaffen.
    »Ist das Spanferkel etwa da drin?«, raune ich Riccardo zu.
    »Was du hier siehst, Annika, ist die echte traditionell sardische Weise, ein porcheddú zuzubereiten«, erklärt er mir. »Das geschlachtete Schwein wird in dem Loch auf glühende Kohlen gelegt und mit Myrten- und Rosmarinzweigen bedeckt. Dann kommen wieder glühende Kohlen drauf, danach die Erde und so lässt man es dort unten ein paar Stunden braten, bis es hoffentlich gar, aber nicht verbrannt ist. Es ist eine große Kunst, ein Spanferkel so zuzubereiten, das können nur noch ganz wenige.«
    »Wozu der Aufwand?«, will ich von ihm wissen. »Hätte man nicht einfach ein Lagerfeuer machen können?« Oder schnell einen Elektrogrill aufstellen, verkneife ich mir.
    »Diese Methode stammt noch aus einer Zeit, in der die Menschen hier so arm waren, dass sie sich gegenseitig die Schweine geklaut haben, um etwas zu essen zu haben«, lautet seine Erklärung. »Wenn dann der beklaute Bauer vorbeikam, um sein Vieh zu suchen, fand er es wenigstens nicht am Rost bratend am Lagerfeuer vor. Daher hat man sich diese Methode ausgedacht. Abgesehen davon schmeckt es einfach anders, viel besser«, fügt Riccardo hinzu.
    Er greift nach einer Harke, um den Männern zu Hilfe zu eilen, die mit viel Mühe ein auf Schaufeln aufgebahrtes Spanferkel vor sich hertragen, das gefährlich ins Wanken geraten ist. Zwei Frauen kommen mit einer Art Bahre aus Holz herbei, auf der das Abendessen der Großfamilie abgelegt und mit Kräuteröl übergossen wird. Dann ziehen die Männer die mir inzwischen vertrauten Klappmesser aus den Hosentaschen und beginnen mit der mundgerechten Zerlegung des Tieres.
    Platten voll mit dampfenden Fleischstücken werden zu Tisch getragen. Dazu gibt es gebackene Rosmarinkartoffeln und gedünstete Artischocken. Ich esse schweigend und beobachte staunend das lebhafte Treiben um mich herum.
    »Was machst du eigentlich hier in Sardinien?«, richtet nun eine freundliche Frau um die fünfzig das Wort an mich. Wenn ich mich recht entsinne, hat Riccardo sie mir als Elena und Schwiegertochter von zia Bachisia vorgestellt.
    »Ich arbeite für eine Autofirma und habe an der Küste eine Veranstaltung für eine Neuwageneinführung mitorganisiert«, antworte ich, ganz die professionelle Public-Relations-Managerin. Dabei bemühe ich mich, all die englischen Begriffe wie Launch oder Event , die wir ständig benutzen, zu vermeiden.
    Die Dame gegenüber, ebenso wie Chiara, die direkt neben ihr sitzt, betrachtet mich interessiert.
    »Was denn für eine Veranstaltung. Ein Fest?«, will nun Riccardos Schwester wissen.
    »Ja«, stimme ich zu, »ein Fest könnte man es auch nennen.«
    »Nur weil ihr ein neues Auto gebaut habt, feiert ihr ein Fest?«, wundert sich Chiara.
    »Hm.« Ich nicke leicht unangenehm berührt und nehme einen Schluck Rotwein aus meinem Becher. »Das mag für dich komisch klingen, aber ja, nur weil wir ein neues Auto gebaut haben, geben wir eine Party.«
    Ich habe es noch nie so gesehen, und plötzlich finde ich das Ganze irgendwie auch absurd.
    »Wie nett deine Verwandtschaft ist. Alle so

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