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Amore macchiato: Roman (German Edition)

Amore macchiato: Roman (German Edition)

Titel: Amore macchiato: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Corda
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stibitzt. Schwartze grinst sie dämlich schmachtend an, wie Klein-Fritzchen den Weihnachtsmann beim Gedichteaufsagen.
    Ich schnaufe wütend. Verärgert stelle ich mich an einen Zeltpfeiler und beobachte grimmig das Geschehen dieses Rudels von Aspiranten, Speichelleckern und Hierarchiegetreuen.
    Nur weil wir ein neues Auto gebaut haben, feiern wir ein Fest, geht es mir durch den Kopf. Ja. Das Fest ist genauso absurd, wie es sich Riccardos Schwester vorgestellt hat. Mit einem Mal habe ich fürchterliche Sehnsucht nach Riccardo, suche mein Handy in der Hosentasche und rufe ihn an. Ich möchte einfach nur kurz seine Stimme hören, während er vielleicht gerade damit beschäftig ist, die Wasserstände am Staudamm zu messen oder Bodenproben irgendwo in den Bergen zu entnehmen. Leider geht er nicht dran. Nach sechs Mal Klingeln versenke ich das Handy wieder in meiner Tasche und lehne den Kopf an die kühle Metallstange der Zeltkonstruktion.
    »Darf ich Ihnen vielleicht etwas anbieten?«, höre ich eine Stimme hinter mir.
    Ich fahre herum.
    Markus steht mit zwei gefüllten Gläsern vor mir und reicht mir eines davon.
    »Was ist da drin?«, frage ich.
    »Champagner natürlich«, sagt er galant. »Oder glaubst du etwa, ich würde der GID Edel-PR-Managerin etwas anderes servieren?«
    Ich muss lachen. Stress und Anspannung der letzten Stunden fallen mit einem Mal von mir ab.
    »Auf dich, Annika, und auf deine Arbeit«, sagt Markus freundlich. » Y ou’ve made it, congrats!«
    Ich kneife prüfend die Augen zusammen und fixiere ihn. Markus lächelt mich ungewohnt entwaffnend an. Daher strecke ich die Hand nach dem angebotenen Glas aus und proste ihm zu.
    »Danke für alles Markus«, sage ich und lächele ihn an. »Das ist wirklich lieb von dir.«



20.
    Wir haben den ersten Eventtag überstanden und in knapp einer Stunde auch den zweiten. Dann ist es sechs Uhr und damit Feierabend. Wie immer, wenn ich ein Messe- oder Eventprojekt zu bewältigen habe, ist für mich die Vorbereitungszeit die hektische Phase. Hat eine Veranstaltung erst mal begonnen, kann ich mich etwas zurücklehnen. Ich überprüfe dann nur noch, ob die Abläufe funktionieren, Waren nachgeliefert werden müssen und Gäste und Personal zufrieden sind. In diesen Tagen ernte ich die Lorbeeren meiner Arbeit. Ich muss nicht mehr wie das gebeutelte Schweinchen hin und her rennen, sondern übernehme die Kontrollfunktion. In solchen Zeiten kann ich nachfühlen, wie es Bräunlich sein Leben lang ergeht: nichts Nennenswertes tun, sich aber unglaublich wichtig fühlen. Wunderbar.
    Daher sitze ich endlich mal allein in meinem Büroverschlag hinten im Hauptzelt. Zwar ist die Beschallung durch den Eventlärm monströs, aber hier habe ich ein paar Minuten für mich. Ohne Markus, der mir gestern zwar eine große Hilfe war, mich mit seiner ständigen Präsenz und dieser Ich-weiß-was-zu-tun-ist-Attitude jedoch nervös macht. Morgen früh reisen er und Bräunlich wieder ab, und ich freue mich darauf, dass vor Ort in den nächsten Wochen vielleicht sogar so etwas wie ein normaler Arbeitsalltag entsteht.
    Was danach ist, weiß ich auch nicht. Sämtliche Gedanken an Riccardo und die Zeit nach Ablauf meines Sardinien-Projekts habe ich bisher geschickt ausgeblendet.
    Ich scrolle durch meinen Posteingangsordner. Komisch, dass ich von ihm gar nichts höre. Ob er auch so viel zu tun hat? Wieder greife ich nach meinem Handy und drücke heute vielleicht zum dritten Mal auf Wahlwiederholung. Er nimmt nicht ab. Ob ihm etwas passiert ist?
    Seufzend lege ich auf und mache mich daran, die Cateringplanung für nächste Woche durchzugehen. Von nebenan dröhnt das stündliche Spektakel des Dakar-Gewinnspiels von der Zeltbühne zu mir herüber, das ich irgendwie versuche zu überhören.
    Paula kommt herein und legt mir eine Mappe auf den Tisch. »Hier der Ausschnittdienst von heute«, erklärt sie. »Die deutsche Presse behandelt uns gut und berichtet ausführlich über den Dakar. Nur so ein linkes Blatt aus Berlin fragt, warum man heutzutage immer noch Autos bauen muss, die fünfzehn Liter schlucken.«
    Ich nicke. »Okay, danke«, sage ich und klicke mich weiter hoch konzentriert durch die Cateringliste.
    Eine so große Champagnerlieferung für nächste Woche? Da reisen doch nur weitere Autoverkäufer und die ersten Endkunden an. Ich klicke auf die Korrekturfunktion in der PDF-Auflistung des Caterers, streiche den Champagner und schreibe »Bier und Prosecco« daneben. Das sollte für die wilden

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