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Amore macchiato: Roman (German Edition)

Amore macchiato: Roman (German Edition)

Titel: Amore macchiato: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Corda
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der Stühle fallen und gibt der Hostess ein Zeichen, einen Kaffee mehr zu kochen. »Was meinst du, Annika, ist die Kuh vom Eis?«
    »Die Ziegenkacke vom Gelände, meinst du?«
    Paula nickt und lacht. »Ich bin eben noch mal jeden Quadratzentimeter abgelaufen und habe keine Spuren mehr von dem nächtlichen Überfall gefunden.«
    »Ich auch nicht«, sage ich und dippe den Keks in den Espresso, den die Hostess vor mir abstellt. »Hätten die Vandalen uns nicht eine Ziege als Andenken dagelassen, könnte ich gar nicht glauben, was ich heute früh mit eigenen Augen gesehen habe.«
    »Was hat dein Exfreund eigentlich vorhin an deinem Schreibtisch gemacht?«, wechselt Paula das Thema und schlürft einen Schluck Kaffee.
    »Markus? Ach, komm schon, Paula, wir sind Kollegen. Ich glaube, das Ex-Thema spielt jetzt keine Rolle mehr. Wir arbeiten zusammen, und Markus hat sich um die Formalitäten mit der Polizei gekümmert. Ich muss gestehen, ich bin auf einmal doch froh, dass er da ist.«
    »Was für ein schönes Happy End, dieser himmlische Burgfrieden im GID-Zelt«, frotzelt Paula und grinst vor sich hin.
    Ich gebe ihr einen Knuff in die Seite. »Was soll das jetzt?«, will ich wissen.
    »Ich traue Exfreunden grundsätzlich nicht«, sagt Paula schlicht.
    »Na, die Banausen, die du dir immer aussuchst«, ziehe ich sie auf.
    »Das neulich war eine Affäre, Annika«, antwortet sie belehrend. »Das ist etwas ganz anderes.«
    »Aha, das beruhigt mich ungemein«, gebe ich zurück und schaue auf meine Uhr. »Die ersten Gäste dürften gleich ankommen, und ich muss mir noch ansehen, wie sich die Hostessen machen. Könntest du mit den Bühnentechnikern einen letzten Mikrofoncheck durchführen?«, bitte ich sie. »Ich werde mich mal vors Zelt wagen und gucken, wie die Sache anläuft.«
    Vor dem Hauptzelt halten bereits die ersten Wagen, die für die nächsten zehn Wochen zwischen Flughafen, den Hotels der Costa Smeralda und unserer Eventstätte pendeln werden, um die erlauchte Schar der GID-Gäste hin und her zu shutteln. Ich lehne mich an eine Zeltstange im Eingang und beobachte die eintreffenden Gäste. Eine Gruppe Herren in kurzärmeligen, karierten Hemden und schwarzen Schuhen wird gerade an einem überdachten Vorzelt von zwei Hostessen in Empfang genommen und mit einem Drink und Namenskärtchen begrüßt. Einer der Männer mit halblangen, stark zurückgegelten Haaren beugt sich zu einer Hostess herunter, um sie besser zu verstehen, und legt dabei wie zufällig seine Hand auf ihren blanken Rücken. Es besteht kein Zweifel: ein Autoverkäufer.
    Maja, die sich neben mich gesellt hat und die Szene ebenfalls beobachtet, funkelt mich an. »Wir haben es geahnt«, sagt sie böse, »diese rückenfreien Teile bescheren uns nur Tatschereien.«
    »Wir lassen gerade Jacketts für dich und dein Team schneidern«, sage ich aufmunternd und verschwinde kichernd im Zelt. Als ob mich solche Probleme heute noch umhauen könnten.
    Nach und nach füllt sich das Gelände. Menschenmassen, mit Notizblöcken, Fotoapparaten, Pressebroschüren und GID-Werbegeschenken bewaffnet, flanieren durch die Zelte. Manche stürzen sich wie halb verhungerte Bettler direkt aufs Buffet, andere stehen Schlange, um für ein Mitnahmefoto in den wieder blitzeblank gewienerten Daker-Vorführwagen Platz zu nehmen, auf deren Motorhauben sich jeweils eine Hostess rekelt. Rückenfrei, versteht sich.
    Wie geplant, trifft pünktlich um elf der Vorstandssprecher ein, um auf der Bühne des Hauptzelts seine große Eröffnungsrede über die neue Dakar-Klasse im Speziellen und GID im Allgemeinen zu schwingen. Unter Blitzlichtgewitter steigt er galant aus dem Fond seines Wagens und geht mit großen, sicheren Schritten direkt Richtung Bühne, ohne es zu versäumen, auf dem Weg dorthin ein paar ausgewählte Hände zu schütteln.
    Meine übrigens nicht.
    Unter Applaus tritt er ans Mikrofon, legt seine gepflegten Finger auf die Seiten des Rednerpults und legt eine zugegebenermaßen ergreifende Rede über Globalisierung, Erfolg und die ambitionierten Ziele von GID hin. Nötige Schlüsselbegriffe wie soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit fallen ebenso wie Ökologie und Wirtschaftlichkeit, sodass alle Beteiligten jedweder Couleur überzeugt und befriedigt nicken und sich ganz dem Feiern hingeben können. Kurz: Alles läuft genauso großartig und schwülstig an, wie man es von einem solchen Launch erwartet.
    Glücklich und zufrieden blicke ich um mich. Weiter hinten entdecke ich Bräunlich neben

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