Amore macchiato: Roman (German Edition)
ordine publico .« Er nimmt einen Schluck Wasser und wirkt aufgeräumt neutral.
»Okay«, sage ich ruhig und beuge mich zu Markus hinüber, der sich durch die Ordnerstruktur meiner Mails klickt. »Matzek hat irgendetwas mit der Polizei von Livorno aus geregelt, die Unterlagen liegen da. Gib mir mal die Maus«, fordere ich ihn auf. »Allerdings«, sage ich dann, während ich Stefans Mails noch einmal öffne, »liegen mir hier nur PDFs der Anträge vor, die unsere Agentur in Livorno zur Polizei getragen hat. Ein Genehmigungsdokument habe ich nicht – sofern es das schon gibt«, erkläre ich.
»Dann soll sich Stefan doch bitte mal zu uns gesellen«, sagt Markus zufrieden und greift nach seinem Mobiltelefon.
Bevor Matzek eintrifft, hat er uns vom Hotel aus einige E-Mails weitergeleitet, die letzte Woche zwischen der Eventagentur und der polizia in Livorno hin und her gegangen sind. Daraus geht hervor, dass sich die örtliche Polizei um eine Weiterleitung des Antrags nach Sardinien kümmern wollte. Dass Stefan hier – entsprechend seiner Behauptung – in der letzten Woche erkennenswert aktiv oder gar nützlich gewesen wäre, geht zwar aus keiner der Nachrichten hervor, aber das tut unserer guten Laune keinen Abbruch.
»Hier hätten wir doch was«, sage ich zufrieden und schiebe den Polizisten meinen Rechner zu. »Letzte Woche hat unsere Agentur diese Anträge elektronisch bei Ihnen eingereicht, die seit Januar bei der Polizei in Livorno herumlagen. Könnten Sie vielleicht im Präsidium klären, wie hiermit weiter verfahren wurde?«
»Darf ich?«, fragt der Polizist, greift nach dem Laptop und scrollt die Antragsseiten rauf und runter. Dann nickt er und richtet sich auf. »Wir kümmern uns darum«, sagt er nun geradezu gutmütig, »und wir werden die Anzeige gegen Corrales in die Wege leiten.« Erneut nimmt er seinen Notizblock in die Hand. »Dürfte ich Ihnen dazu noch ein paar Fragen stellen und einige Daten aufnehmen?«
Ich schaue unruhig von dem Beamten zu Markus. »Es ist schon halb sieben«, sage ich zu ihm. »Ich würde gerne raus zu Pittalis’ Männern gehen und die Aufräumarbeiten überwachen. Könntest du derweil …«
»Klar, Annika!«, unterbricht mich Markus großspurig. »Mach dir keine Sorgen, ich kann die Detailfragen hier beantworten, und du gehst raus und kümmerst dich ums Grobe.«
Ich muss grinsen. »So wie ein Bauer auf dem Schachbrett, meinst du?«, frage ich süffisant.
Markus guckt mich verblüfft an. »Nein, eher wie zwei Soldaten an verschiedenen Fronten«, sagt er freundlich. »Ich finde, wir beide sind ein gutes Team, Annika. Wir waren das immer schon«, fügt er hinzu.
Ich tue so, als hätte ich den letzten Satz überhört, und gehe hinaus.
19.
Drei Stunden später haben wir tatsächlich das Schlimmste überwunden. Das Pressezelt ist notdürftig repariert und geflickt, die roten Teppichbahnen, die die Zelte untereinander und mit dem Weg zum Eingangsbereich verbinden, sind ausgetauscht und die kahl gefressenen Pflanzentöpfe weggeräumt. Die übrig gebliebene Corrales-Ziege ist ganz hinten auf dem Gelände an einen Pfahl gebunden, wo sie nach der aufregenden Nacht friedlich grast und somit aussieht, als gehöre sie zur Dekoration des typisch sardischen Ambientes.
Inzwischen habe ich zum x-ten Mal alle Zelte überprüft, zur Probe Lichtschalter und andere Knöpfe gedrückt, ein paar Stühle hier und da zurechtgerückt und die Werbebroschüren auf dem Rezeptionstresen umsortiert. Ein Heer von nervösen Technikern, dazu Pittalis’ Team und inzwischen auch die ausgeschlafene Paula wuseln geschäftig um mich herum, um uns gegenseitig einer Sache zu versichern:
Wir haben es geschafft, das Chaos zu beseitigen.
Schon bald werden die ersten geladenen Journalisten und Verkaufsleiter der wichtigsten GID-Verkaufsstellen aus Deutschland zum Kaffee und Warm-up eintreffen. Hierfür dampfen bereits in allen Zelten die Espressomaschinen. Dazu ist es Paula gelungen, Ersatz für das verloren gegangene Gebäck von heute früh zu beschaffen, das nun in rustikalen Körbchen von den Hostessen auf den Tischen drapiert wird.
Ich schnappe mir einen Keks von einem der Stehtische und bitte eine der Hostessen hinter dem Tresen um einen Kaffee. Meine erste Pause seit vier Stunden und mein erster Happen seit gestern Abend. Für einen Moment sinke ich müde auf dem Barhocker vor dem Tresen in mich zusammen und reibe mir die Augen.
»Für mich auch einen, bitte.« Paula lässt sich neben mir auf einen
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