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Amore siciliano

Amore siciliano

Titel: Amore siciliano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luzie Bronder
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auf den Schreck auf einen Espresso ein. Du musst mir unbedingt von deiner Arbeit erzählen, für Film hab ich mich schon immer interessiert. Ich bin übrigens Carla.«
    Während Carla mich hinter sich her in ein Café zog, bombardierte sie mich mit Fragen: »Un film d’amore? D’avventura? Poliziesco?« Sie war geradezu außer sich. Das legte sich ein wenig, als sie begriff, dass ich nicht aus Hollywood kam und der Film nicht fürs Kino, sondern für das deutsche Fernsehen produziert wurde.
    »Nur ein documentario«, erklärte ich ihr. »Gli agriturismi e la bioagricoltura.«
    Dennoch hatte Carla große Lust, mich auf meiner Recherchetour zu begleiten. Überhaupt war sie begeistert, meine Bekanntschaft gemacht zu haben, wie ich feststellte. Sie fand meinen Beruf spannend, war fasziniert von meinen roten Haaren und begeistert von meinem Outfit, schwarzen Leggings und einem knallgelben Longtop.
    »Piacere di averti conosciuta! Freue mich, dass wir unsgetroffen haben. Und wie nett, mal eine Ökofrau kennenzulernen, die statt Batikzeug und Dreadlocks mal normal gekleidet ist. Dein Stil gefällt mir«, machte sie mir ein etwas fragwürdiges Kompliment.
    »Du bist der erste wirklich aufgeschlossene Mensch, den ich hier auf Sizilien kennenlerne«, lobte ich zurück. »Und außerdem hast du mir das Leben gerettet.«
    Carla winkte ab. »Das war doch selbstverständlich.«
    Ich war irritiert. War mein Italienisch so schlecht oder diese Frau so ungewöhnlich? Ich hatte Lust, sie näher kennenzulernen, zumal sie ganz anders war als die Leute, denen ich bislang begegnet war. Carla wollte mich ebenfalls wiedersehen und noch mehr über unsere Arbeit erfahren. »Endlich ist mal was los hier«, meinte sie.
    Wir verabredeten uns für den Abend, da sie vorher noch einen Friseurtermin und ich einiges zu erledigen hatte. Dann machte ich mich wieder allein auf den Weg durch die Straßen dieser Stadt und füllte mein Büchlein mit Notizen.
    Nach zwei Stunden Marsch quer durch Taormina und mehr oder weniger fruchtbaren Gesprächen mit Lebensmittelverkäufern und Restaurantbesitzern nahm ich, zurück am Domplatz, auf einer Bank am Brunnen Platz und kühlte mir die Hände. Es war schön warm geworden. Ich schob die Ärmel hoch. Mir gegenüber saß ein Liebespaar Arm in Arm, beide lachten fröhlich. Ich musste an Malte denken. Was er wohl gerade trieb? Ob er endlich einmal Spaß an der Arbeit hatte? Zumindest über das schöne Wetter heute musste er sich doch freuen. Ich fand es zurzeit ausgesprochen schwierig mit ihm, seit wir in Italiengelandet waren, hatte ich ihn kaum noch lachen sehen. In der neuen Umgebung erlebte ich Seiten an ihm, die mir bisher verborgen geblieben waren, und das, obwohl wir doch schon eine ganze Weile zusammen waren. Vielleicht machte ihm die Verantwortung, die er trug, zu schaffen? Oder die Zusammenarbeit mit Dieter? Am Thema des Films konnte es auf keinen Fall liegen. Wenn irgendjemand sich mit Bioanbau auskannte, dann war das doch er.
    Mein Handy piepte. Wenn man vom Teufel spricht!, dachte ich, doch die SMS war nicht von ihm, sondern von meiner Mutter:
     
Luna 1 in mathe! Flo führerschein bestanden. Papa auf dienstreise in paris. Und wie geht es meiner großen? Denke an dich. Kuss, mami
     
    Typisch Mama, mit den Erfolgen meiner Geschwister loszulegen. Aber immerhin fragte sie, wie es mir ging. Selbst wenn sie von meinem bisherigen Werdegang nichts hielt, lag ich ihr offenbar trotzdem am Herzen. Es tat gut, das zu sehen. Und immerhin konnte sie ihren Freundinnen im Tennisclub jetzt erzählen: »Unsere Alexandra, ja, die dreht zurzeit auf Sizilien einen Film fürs Fernsehen.« Vielleicht klang das für das schwarze Schaf der Familie gar nicht so schlecht und versöhnte sie ein wenig damit, dass ich mich gegen den Weg entschieden hatte, den sie für mich vorgesehen hatten: Dr. jur. Alexandra von Herzogenaurich war natürlich ein klangvoller Traum.
    »Sonne, Strand und laues Leben«, wollte ich ihr am liebsten zurückschreiben, aber sicher würde Mama dieIronie nicht verstehen und vor Schreck aus ihren lila Seidenpumps kippen, also schrieb ich kurz und knapp:
     
Spannendes projekt, lerne unheimlich viel. Recherchiere gerade in taormina. LG an die fam. A
     
    Schon ulkig, wie sich der Sprachgebrauch in Zeiten neuer Medien geändert hatte; selbst meine Mutter, die immer eine Freundin von Schachtelsätzen und umständlichen Umschreibungen gewesen war, beschränkte sich in SMS mittlerweile auf verbfreie Sätze und

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