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Amore siciliano

Amore siciliano

Titel: Amore siciliano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luzie Bronder
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Streit am frühen Morgen?«
    »Weil sich hier jemand wie ein Riesenarschloch aufführt«, antwortete ich sicherheitshalber auf Deutsch, denn Nonna Margherita duldete sicher keine Schimpfworte dieser Art. Dann verließ ich den Tisch, wobei ich Maltes empörten Blick in meinem Rücken spürte. Zur Unterstreichung meines Protests schlug ich die Tür energisch zu. Dann erst sah ich, dass ich einem Übernachtungsgast, der gerade den Raum betreten wollte, die Tür direkt vor der Nase zugeknallt hatte und entschuldigte mich bei ihm: »Scusi, der Wind hat mir die Tür aus der Hand gerissen!« Der Fremde nickte verständnisvoll, obwohl nicht das leiseste Lüftchen wehte.
    Ich war schrecklich aufgewühlt.
    So heftig hatten wir uns noch nie gestritten, und obwohl Malte mir leidtat, weil er im Grunde genauso wenig für den Diebstahl konnte, war ich zu wütend, um ihm seine ungerechtfertigten Anschuldigungen einfach so durchgehen zu lassen. Ich trat hinaus auf den Hof und beschloss, bei einem Spaziergang ein wenig Ruhe zu suchen. Vor heute Abend würde Dieter sicher kein Meeting anberaumen, er war laut Paula noch vor dem Frühstück zur Polizei gefahren, um sich zu erkundigen, ob der Wagen gefunden wurde. Dann wollte er sich auf den Weg zu einer Produktionsfirma nach Palermo machen, die Oleaufgetan hatte, um sich deren Equipment anzusehen und erst einmal das Nötigste auszuleihen. Jakob und Ole hatten gestern Abend, offenbar angeregt durch einige Gläser Wein, ein Konzept erarbeitet, wie man den Bericht über die Lebensmittelfabrik bringen konnte, ohne alle Aufnahmen wiederholen zu müssen. Das muss für Malte ein zusätzlicher Schlag ins Gesicht gewesen sein, als er spät nachts mit Dieter mit einem Ersatzleihwagen aus Messina zurückkam und die anderen bereits Vorschläge machten, wie wir die Sache einigermaßen in den Griff bekommen könnten. Für so etwas wäre eigentlich er zuständig gewesen. Aber er war ja damit beschäftigt, seine Freundin zum Sündenbock zu machen. Doch nicht mit mir. Ich hatte mir nichts vorzuwerfen und es nicht nötig, mich von Malte so behandeln zu lassen, schon gar nicht vor den anderen. Meine Wut war noch weit davon entfernt, sich zu legen, aber die warme Sonne und das in der Ferne glitzernde Meer hatten immerhin eine besänftigende Wirkung auf mich. Niemand, nicht einmal mein Freund, würde mir dieses Land miesmachen. Bella Sicilia, ich war nach wie vor bereit, deine schönen Seiten zu entdecken!
    In diesem Moment sah ich Paolo ums Eck schlendern, wie für mich bestellt! »Ciao«, sagte ich.
    »Buongiorno«, grüßte er zurück und blieb stehen. Dann pfiff er auf zwei Fingern, und Enzo, mein neuer Freund, kam angetrabt.
    Der Hund erkannte mich auch prompt, was mir eine feuchtgeschlabberte Hand und ein anerkennendes Nicken des Herrchens einbrachte.
    »Und, was habt ihr zwei heute so vor?«, fragte ich Paolo,während Enzo mich zweimal umkreiste und dann den nächsten Busch markierte.
    »Il lavoro, come sempre, Arbeit, wie immer«, sagte Paolo. »Wir arbeiten jeden Tag, auch wenn du wahrscheinlich etwas anderes denkst. Ich weiß, ihr Deutschen denkt, wir Italiener wären faul, nur weil wir die Mittagsruhe pflegen. Aber wir Landwirte arbeiten rund um die Uhr, sieben Tage die Woche. Selbst wenn ich mit Enzo spazierengehe, hole ich Milch für meinen Hauskäse, den ich regelmäßig ansetze und an meinem Stand auf dem Wochenmarkt verkaufe. Das ist auch Arbeit, selbst wenn die Sonne dabei scheint.«
    »Ich hab doch gar nichts Gegenteiliges behauptet!«, protestierte ich. Was war denn heute los, schon wieder einer, der mich grundlos anmotzte! Aber ich war gerade in der richtigen Stimmung für eine passende Antwort: »Und überhaupt, was soll das mit ›ihr Deutschen‹? Hast du da vielleicht ein paar Vorurteile und wirfst mir gleichzeitig vor, Vorurteile zu haben? Ist das nicht etwas zu einfach? Lern mich erst einmal kennen, bevor du dir so ein Urteil erlaubst.«
    Enzo bellte, und ich wertete das als Beifall. Paolo jedoch nahm es als Zeichen, unsere Begegnung zu beenden, und wandte sich zum Weitergehen.
    »Was ist?«, setzte ich nach. »Willst du mich nun näher kennenlernen, oder hast du Angst, zu entdecken, dass ich anders bin, als du denkst?«
    Paolo drehte sich zu mir zurück und sah mich auf eine Weise an, die mir einen Schauer über den Rücken jagte. »Hai ragione, du hast recht, ich kenne dich kaum. Va bene.Komm heute Nachmittag zu mir auf den Hof. Du hilfst mir bei der Arbeit, und ich lerne dich

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