Amore siciliano
ihm der Parkplatz von einem Polizisten empfohlen worden, trotzdem wurde er nun von Dieter in die Mangel genommen: »Bist du sicher, dass du ihn hier abgestellt hast?«
»Natürlich, Jakob kann es bezeugen!«
»Hattest du etwa nicht abgeschlossen?«
»Warum hätte dann jemand die Scheibe einschlagen sollen?«
»Waren die Vorhänge zugezogen, oder konnte jeder sehen, dass da drin eine Ausrüstung im Wert von mehreren Tausend Euro lag?«
»Natürlich hab ich die Vorhänge zugezogen, das mach ich immer, wenn ich einen Wagen mit Ausrüstung parke, der Fenster hat! Jakob, sag doch auch mal was! Ich kann doch nichts dafür!«
»Habt ihr denn vielleicht gesehen, det sich hier irgendeiner rumgetrieben oder euch beobachtet hat, als ihr die Autos geparkt habt? Ist euch irgendwas Verdächtiges aufgefallen?«, richtete Dieter sich nun auch an Jakob, doch der schüttelte nur den Kopf.
»Vielleicht war es der Polizist?«, warf ich ein. »Der wusste genau, was wir im Auto haben, er hat es ja gesehen, als wir ausgestiegen sind.«
»Quatsch«, fuhr mich Dieter an. »Ein Polizist, der Autos klaut, det wär ja noch schöner!«
»Vielleicht war es ja gar kein echter Polizist, sondern ein Trickbetrüger«, spann Ole meinen Gedanken weiter.
Malte sagte gar nichts mehr, er starrte nur verzweifelt auf die Glasscherben auf dem Pflaster.
»Auf jeden Fall sollten wir schnellstens die Polizei rufen«, wandte Paula ein, und der Vorschlag stieß auf allgemeine Zustimmung. Da ich mal wieder die Einzige war, die sich ein Telefonat auf Italienisch zutraute, übernahm ich das. Wir mussten eine halbe Stunde auf den Streifenwagen warten, dann dauerte es fast eine Stunde, bis die äußeren Umstände der Anzeige geklärt waren, und dann sollten noch zwei von uns mit aufs Revier kommen, um eine Liste der gestohlenen Ausrüstungsgegenstände aufzustellen, mit dem Autoverleih das weitere Vorgehen zu klären und die genaue Schadenshöhe zu ermitteln. Zum Glück hatten wir eine Autoversicherung abgeschlossen, die auch das abdeckte, was sich zum Diebstahlzeitpunkt im Fahrzeug befand. Trotzdem: Allein die zeitliche Verzögerung, die dieser Vorfall mit sich brachte, würde die Kosten für die Produktion enorm in die Höhe treiben, zumal wir noch gar nicht wussten, wo wir auf die Schnelle neues Equipment herbekommen sollten.
Dass der Bus mit unserem Material in absehbarer Zeit wieder auftauchen würde, war laut Polizei unwahrscheinlich, und zu guter Letzt bestätigte der uniformierte Freund des Volkes auch meinen Verdacht: Der nette Herr, der uns auf den anderen Parkplatz geschickt hatte, konnte definitiv kein Polizist sein, denn vor der Gelateria war dasParken abends sehr wohl erlaubt. Wir allesamt waren einem Trickbetrüger auf den Leim gegangen, der seinen Parkplatzkumpels genau sagen konnte, welchen Wagen sie stehlen sollten und wie viel Zeit sie schätzungsweise dafür hatten. Laut dem echten Polizisten hatte es in letzter Zeit eine Reihe solcher Diebstähle gegeben, und natürlich fielen besonders Touristen darauf herein. Die Einheimischen scherten sich nämlich nicht um Parkverbote und behielten ihre Autos gern in ihrer Nähe.
»Scheiß It…«, setzte Malte an, aber wir konnten ihn gerade noch bremsen. Immerhin war der echte Polizist ja auch Italiener, und wenn wir wollten, dass er uns half, war es angebracht, ihn nicht zu beleidigen.
Dieter und Malte fuhren also im Streifenwagen mit aufs Revier, während wir anderen mit dem leeren Bus den Heimweg antraten. Vom Festnetz auf I Moresani aus versuchten Ole und Jakob dann, über den Producer von Studio Berlin einen Verleih für Filmequipment auf der Insel zu finden. Leider vergeblich. Der nächste Verleih für Filmproduktionsausrüstungen befand sich in Neapel. Eine neue Ausrüstung in Berlin zusammenzustellen würde ein paar Tage dauern, die Fracht per Express einen weiteren.
Während die Männer in Aufregung verfielen, setzten Paula und ich uns mitten im Organisationschaos an die Bar zum alten Giuseppe und sannen über Möglichkeiten nach, die unverhofften freien Tage anderweitig zu nutzen.
»Wir könnten den Reitausflug machen«, schlug Paula vor.
»Oder bei der Arbeit in den Olivenhainen helfen, um ein paar Erfahrungen zu sammeln!«, war mein Gegenvorschlag.Auf die Weise würde unser Einsatz wenigstens für den Film von Nutzen sein. Es musste ja nicht zwangsläufig auf I Moresani sein, vielleicht konnte ich ja auch bei einem Nachbarn eingesetzt werden, zum Beispiel bei Paolo
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