Amore siciliano
schauen.«
Ich gab’s auf. Morgen war auch noch ein Tag, um die Sache mit der Trennung zu bestätigen. Ich lehnte mich wieder in die Kissen zurück, legte den Laptop zur Seite und schloss die Augen. Carla probierte derweil rund um mein Knie die unterschiedlichsten Make-up-Farbtöne aus, damit ich meine Wunde am nächsten Tag überschminken könnte. Ich fand ihre Idee zu absurd, um mich dagegen wehren zu können, ließ sie gewähren und schlief ein.
Von Maltes Besuch in der Nacht hatte ich nichts bemerkt, aber die in sein Aftershave getränkte Plüscholive aus de Vivos Souvenirshop, die er direkt neben meinem Gesicht platziert hatte, genügte, um mir den Status quo in Erinnerung zu rufen: Malte wollte offenbar nicht wahrhaben, dass wir kein Paar mehr waren.
Wenigstens war mein Bein wieder abgeschwollen, das war zumindest eine gute Nachricht, und der Arzt, der netterweise noch einmal vorbeischaute, bestätigte mir, dass die Wunde sehr gut verheile. Überschminken solle ich sie jedoch nicht. Nachdem er mir das Versprechen abgenommen hatte, mich sofort bei ihm zu melden, falls das Bein Probleme machte, war ich entlassen. Ich fühlte mich wieder quietschfidel. Von meinem Ärger über Malte mal ganz abgesehen.
Paula war die Erste, mit der ich darüber reden konnte, und das tat ich ausgiebig, während wir uns für den Drehtag auf dem Hof der Entenmama Signora Forchielli fertig machten. Gestiegene Temperaturen ließen uns zu Sommerkleidern greifen, doch zuvor musste ich unter der Dusche mein Knie von fünfzehn verschiedenen Make-up-Testkreisen reinigen. Carla hatte wirklich ganze Arbeit geleistet, und das Ergebnis ihrer Hautanalyse fand sich in Form von drei verschiedenen Make-up-Töpfchen auf meinem Nachttisch: ein Ton, der jetzt passte, und die anderen beiden für den Fall, dass meine Haut in den nächsten Tagen noch mehr von der immer kräftiger werdenden Sonne gebräunt würde. Da ich es dem Arzt versprochen hatte und es auch selbst nicht für besonders gesund hielt, mir Make-up auf die Wunde zu schmieren,hatte ich die Tiegel einfach hinter meinem Bett verschwinden lassen. Paula war mir in Sachen Malte heute früh keine besonders große Hilfe, sie lachte sich halb schlapp über die Situation.
»Das sieht ihm ähnlich!«, prustete sie. »Der ist so eitel und von sich selbst überzeugt, dass er gar nicht auf die Idee kommt, dass jemand mit ihm Schluss machen könnte.«
»Ich verstehe das nicht«, meinte ich. »Ich meine, er muss doch selbst gemerkt haben, dass es in letzter Zeit zwischen uns echt mies gelaufen ist. Ich konnte ihm ja überhaupt nichts mehr recht machen, und jetzt tut er auf einmal so, als wäre nichts gewesen!«
»Klassischer Fall von Verdrängung – pass bloß auf, dass du dich jetzt nicht von ihm einlullen lässt. Du hattest deine Gründe, mit ihm Schluss zu machen, und daran hat sich seit gestern sicher nichts geändert.«
Nein, das hatte es nicht. Auf der einen Seite fand ich es zwar rührend, dass Malte sich wegen des Schlangenbisses um mich sorgte, aber mir war längst bewusst geworden, dass sich meine Gefühle ihm gegenüber verändert hatten. Am besten, ich sagte ihm gleich beim Frühstück, dass es mir mit der Trennung ernst war.
Im Frühstücksraum interessierten sich alle für meinen Schlangenbiss: Ein paar junge Frauen aus Polen waren geradezu aufgelöst, als sie davon erfuhren, hatte man ihnen doch im Hinblick auf eine geplante Wanderung versichert, dass auf Sizilien so gut wie keine Gefahr bestünde, von einem giftigen Tier gestochen oder gebissenzu werden. Nun kam ich als Gegenbeweis daher, die bei einem harmlosen Aufenthalt in der Plantage von einem wilden Tier angegriffen worden und beinahe gestorben war – so zumindest hatte Carla es unter den Gästen der de Vivos verbreitet.
»Mamma mia, Ale muss man ständig das Leben retten«, erklärte sie gerade Nonna Margherita, als ich den Raum betrat. »In der Stadt springt sie vor ein Auto, in der Natur legt sie sich mit Schlangen an.«
»Meine Freundin war immer schon eine kleine Chaotin«, fügte Malte hinzu. »Du glaubst gar nicht, was ich mit ihr alles schon erlebt habe.«
Das war ja wirklich absurd. Schlimm genug, wenn er mir gegenüber versuchte, alles als normal hinzustellen, aber die anderen hatten doch gestern alle mitbekommen, dass wir uns getrennt hatten! Nonna Margherita sah mich fragend an, als ich zu den beiden trat.
»Buongiorno«, grüßte ich und sagte zu Malte gewandt: »Wir müssen reden.« Er legte
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