Amore siciliano
seinen Arm um meine Schulter und küsste mich auf die Stirn. »Später, Schatz, jetzt frühstücken wir, und dann geht es los, deinen Drehplan umsetzen. Sie ist sicher ganz aufgeregt«, sagte er zu Ole und Jakob, die ein paar Meter weiter standen und die Situation misstrauisch beobachteten. »Ist ja immerhin das erste Mal, dass ihre Ideen in einem echten Film realisiert werden.«
Ich packte Malte am Ärmel und zog ihn mit mir auf die Terrasse.
»Hey, nicht so stürmisch, was ist denn los?«, fragte er.
»Malte, hast du da gestern was verpasst?«, fragte ichzurück. »Wir haben Schluss gemacht, wenn du dich erinnerst. Wieso tust du vor den anderen so, als wären wir noch ein Paar?«
»Ach, Lexilein, wir haben doch nicht Schluss gemacht«, behauptete er. »Wir hatten einen Streit, das kommt vor. So, und nun komm frühstücken.«
»Aber es war mein voller Ernst gestern, als ich gesagt habe, dass wir nun getrennte Wege gehen!«, protestierte ich.
Malte lächelte mich nachsichtig an. »Aber das war doch nur, weil du wütend warst. Das hab ich doch nicht ernst genommen«, sagte er und strich mir in seiner so herablassenden Art über den Kopf.
Sprach ich Chinesisch? »Malte, hör mir zu«, rief ich und schüttelte ärgerlich seine Hand ab. Ich konnte es kaum fassen, er nahm mich überhaupt nicht ernst! Langsam wurde ich ernsthaft wütend. »Zwischen uns ist es aus, vorbei, Geschichte!«
Malte sah mich irritiert an. »Du willst also noch sauer sein, hm? Na gut, dann schmor weiter in deinem Frust, ich geh so lange frühstücken!«, meinte er, drehte sich um und ging zurück in den Frühstücksraum, wo er zwischen Dieter und Jakob Platz nahm.
So viel Ignoranz verschlug mir die Sprache. Mir fiel einfach nichts ein, was ich noch hätte sagen können. Gut, wenn Malte sich stur stellte, konnte ich das schon lange. Sollte er sehen, was er davon hatte! Also würde ich die Sache eben aussitzen. Und ebenfalls frühstücken gehen.
Als ich mich neben Paula setzte, sah sie mich fragendvon der Seite an. »Und, hat er nun begriffen, dass Schluss ist?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich hab es ihm gesagt, aber es sieht so aus, als glaube er mir nicht.«
Paula grinste. »Ja, das passt zu ihm!«
Stumm aß ich meine Cannolli mit Mandelfüllung und trank zwei Cappuccino, wobei es mir gelang, Malte vollständig zu ignorieren. Doch in mir brodelte es. Ich konnte mich kaum erinnern, jemals so wütend auf einen Freund, das heißt Exfreund, gewesen zu sein. Wie sollte ich seine Gegenwart nur während der nächsten Drehtage ertragen?
Nach dem Frühstück machten wir uns alle gemeinsam auf den Weg Richtung Taormina zu Signora Forchielli und ihren Blumen und Laufenten. Malte hatte wieder das Steuer übernommen, Dieter hatte ihm ganz offensichtlich verziehen, dass er sich den Bus hatte klauen lassen.
Die Stimmung war gut, Carla alberte mit Jakob herum, und Dieter gab letzte Anweisungen, wie das Tagespensum geschafft werden sollte.
Nach unserer Ankunft bekamen wir erst einmal einen Espresso, dann gingen Ole und ich über den Hof und filmten Land, Plantage, Beete und Tiere, während Dieter und Malte es übernahmen, Signora Forchielli ausführlich zu interviewen, was Paula und Jakob in wechselnden Einstellungen mit der Handkamera filmten. Carla spielte dafür die Dolmetscherin, denn Signora Forchielli wollte lieber Italienisch sprechen. Jakobs Begeisterung für Carla war ungebrochen. Ich hatte eher gemischte Gefühle – sie störte mich nicht und man konnte viel Spaß mir ihr haben,aber sie war schon etwas aufdringlich. Manchmal wünschte ich, Charly wäre hier. Ich musste ihr endlich berichten, dass ich mich von Malte getrennt hatte. Am besten, ich rief sie heute Abend an.
Der Tag verging wie im Flug, und ich war sehr stolz, dass Dieter meine Planung für gut genug befunden hatte, um sie umzusetzen. Am späten Nachmittag fuhren wir dann nach Taormina, um die Kunden der umliegenden Agriturismi, die Gemüsehändler, zu interviewen und noch einige atmosphärische Aufnahmen der Stadt im Abendrot zu machen.
Nach weiteren drei Stunden Arbeit in Taormina lud uns Carla – aus Dank dafür, dass sie uns bei den Dreharbeiten begleiten durfte – in ein nobles Restaurant zum Essen ein. Ich wäre zwar lieber in irgendeine kleine Trattoria mit typisch sizilianischer Küche gegangen – noble Restaurants kannte ich zur Genüge von den Urlauben mit meinen Eltern –, aber die anderen waren begeistert. Dass wir total underdressed waren, störte
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