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Amors Glücksfall (German Edition)

Amors Glücksfall (German Edition)

Titel: Amors Glücksfall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Wasser
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Sie“, sie steht auf. „Wollen Sie einen Tee?“ Die Situation ist ihr unangenehm, das ist sicher. Ihre Hektik verrät sie. Als ich nicke, wirkt sie sichtlich erleichtert. Für ein paar Minuten verschwindet sie wieder in der Küche. Ich höre, wie sie Wasser aufstellt und wie sie es später aufgießt. Dazwischen klappert sie mit Geschirr.
    „Hier bitte .“ Sie stellt eine große blaue Tasse vor mir auf den Couchtisch, setzt sich hin und wartet, bis ich probiert habe. „Mein Sohn liebt diesen Tee“, fügt sie hinzu und lächelt schwach. Noch bevor ich trinke, weiß ich, dass es Jasmintee sein muss. „Wissen Sie, Mark und ich haben uns wegen seiner Arbeit sehr entzweit“, sagt sie nach einer Weile.
    „Ich weiß“, sage ich, noch bevor mir eine gute Antwort einfällt. „Mark hat mir viel über Sie erzählt.“ Ich denke an meine Zeit als Fondsmanager, die beinahe mit einer Insolvenz geendet hätte. Wenn meine Eltern nicht zu mir gestanden hätten, ich wäre viel tiefer gefallen.
    „Hat er das ?“ Jetzt scheint sie nachzudenken. Ich trinke den Tee, sehe sie zwischendurch an und sortiere derweil die Worte.
    „Ich weiß, wie viel Sie und Ihr Mann für Ihren Sohn getan haben.“
    Sie wippt mit ihrem Kopf.
    „Ich und mein Mann ...“, sagt sie traurig. „Dass mein Sohn jemandem davon erzählt hat ...“, schiebt sie nach, spricht den Satz aber nicht zu Ende. „Du kennst mich eben nicht“, denke ich. Doch dann begreife ich, dass meine Mutter das gleiche Bild von mir hat, wie ich von ihr. Ihr Blick ruht eine Weile auf dem Couchtisch zwischen uns. Es scheint, als denke sie gerade etwas Ähnliches. Wie wenig wir doch voneinander wissen!
    „Hat Mark Ihnen auch erzählt, dass ich nach dem Tod seines Vaters zu einer alten Furie geworden bin?“ Ich höre Bitterkeit in ihren Worten und weiß sofort, dass genau das meine Formulierung damals gewesen ist. Eine alte Furie sei sie, weil sie mich bei Munichlive nicht unterstützen will. Das habe ich gesagt.
    „Ich habe es nicht übers Herz gebracht, hier auszuziehen. Können Sie das verstehen?“ Ihr Blick schweift im Wohnzimmer umher. Das schlechte Gewissen ist ihr förmlich anzusehen. Ich nicke. Plötzlich verstehe ich das, ja.
    „Das weiß Mark“, versuche ich sie zu beruhigen. Innerhalb weniger Augenblicke wird mir klar, dass es Lorenzos Augen sind, durch die ich meine Mutter gerade betrachte. Was mir vor Monaten schwer gefallen ist zu begreifen, ist plötzlich ganz einfach. Sie hat nichts anderes von meinem Vater erben können als dieses Haus hier. Die beiden haben zuvor alle Sparverträge für mich aufgelöst. „Sie hatten keine andere Wahl“, sage ich. Sie beugt sich vor. Ihr Gesicht ist ernst und traurig.
    „Ich hätte ja auch in eine kleinere Wohnung ziehen können“, flüstert sie und ich verstehe auf einmal, dass sie glaubt, den Unfall, den ich gehabt habe, mitverschuldet zu haben.
    „Es ist nicht Ihre Schuld “, sage ich. „Marks Unfall hat nichts mit Ihrem Streit zu tun.“ Ich lasse den Tee stehen und beuge mich auch nach vorne. Meine Mutter vergräbt ihr Gesicht in den Handflächen, steht nach einer Weile auf und flüchtet wieder in die Küche. 
    „Ich wünschte, Sie hätten Recht“, flüstert sie, nachdem sie wieder zurückkommt und sich hinsetzt. Ihr Rücken ist gerade, die Augen gerötet. Ihre Nase läuft und so holt sie ein Taschentuch aus ihrer Strickjackentasche heraus. Doch anstatt hineinzuschnäuzen, knetet sie nur die Stoffecken mit ihren faltigen Fingern. „Und ich wünschte, es wäre nicht ums Geld gegangen bei unserer letzten Begegnung“ Sie hält inne. Ich schließe kurz meine Augen. „Schau’, Mutter“, denke ich, „bei dieser Begegnung hier geht es nicht mehr ums Geld. Also bitte, hilf mir!“ Ich öffne die Augen und fixiere sie.
    „Frau Hübner, ich bin hier, weil ich mit Ihnen reden muss“, sage ich. Sie sieht zu mir auf und nickt. Erst dann wischt sie sich die Tränen aus dem Gesicht und putzt sich die Nase.
    „Entschuldigen Sie, Lorenzo. Um was geht es denn?“ Wieder schämt sie sich wie schon im Krankenhaus für ihre Tränen. Das sehe ich ihr an. „Was ist mit Marks Firma?“ Ich atme durch. „Arbeiten Sie für ihn?“ Ich nicke. „So, Mark, dies ist deine Chance. Also vermassle sie gefälligst nicht!“, befehle ich mir selbst in Gedanken und mache ein ernstes Gesicht.
    „Wir wissen ja nicht genau, wann Mark wieder arbeiten kann“, beginne ich. Soweit so richtig. In etwas mehr als zwei Wochen ist es

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