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Amors Glücksfall (German Edition)

Amors Glücksfall (German Edition)

Titel: Amors Glücksfall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Wasser
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Notiz von uns nimmt.
    „Nein! Doch nicht was du denkst!“, versuche ich sofort zurückzurudern.
    „Aber du hast doch keine Kunden dort, oder hat Jan sich vertan?“
    Sie haben also schon geredet! Ich bin gespannt, welchen Part Stella selbst übernimmt und was sie an Jan zurückgibt. Er hat ihr offensichtlich schon einige Detailinformationen gegeben. „Sie wird mindestens das machen, was sie gewohnt ist“, denke ich. Und ich überlege mir, dass Lorenzo bisher tatsächlich nicht in fremden Gewässern gefischt zu haben scheint. Ob ich mir das dann überhaupt zutrauen kann? Ich sehe verunsichert zu Karim, starre auf seinen Rücken, bis Stellas Blick mich erwischt.
    „Und?“, frage ich und versuche schelmisch zu gucken, was mir garantiert nicht gelingt. Stella lacht auf. Nach meinem Erfolgserlebnis mit dem pfändungsbefreiten Konto ist mir plötzlich nach Höhenflügen. In Sachen Arbeit natürli ch und in Sachen Auferstehungsparty. Erlösung hatten wir ja schon! Ich sehe durch die Reihen zu den nichtgrinsenden Grinsekatzen. Mein Team ist sogar ohne mich so stark, dass Paul vielleicht wirklich Recht hat. Mit Erschrecken drängt sich mir ein anderer Gedanke auf. Ich schiebe ihn beiseite. „Wenn du mir hilfst, funktioniert das!“, sage ich und tippe Stella auf die Nase. So macht es Amor oft bei ihr. Das habe ich mal beobachtet und nutze es jetzt, um mich glaubwürdiger zu machen. Es könnte demnächst ein paar Situationen geben, in denen ihr die Zweifel kommen. Da will ich vorgearbeitet haben.
    Ich greife zu meiner Teetasse und trinke. Ich trinke anders als sie, setze die Tasse nicht ab, sondern trinke fast alles auf einmal. Auch das kenne ich vo n Lorenzo. Es ist eine Eigenheit wie seine bunten Klamotten, die ich bislang nur belächelt habe und jetzt ausprobieren kann. Beinahe verschlucke ich mich. Ein paar Tropfen landen auf meinem Hemd, was ich nur mit einem Lächeln kommentiere. Stella betrachtet mich, sieht zu Karim, sieht wieder zu mir, steht auf, küsst mich auf den Mund und geht zu Jan.
    „Bis später!“, wirft sie mir zu. Ich bleibe unbewegt sitzen und starre ihr nach. Nicht , dass es einen Grund gibt. Stella ist meine beste Freundin. Also fast. Sieht man von der Tatsache ab, dass ich nicht schwul bin, mit Lorenzo nur am Rande was zu tun habe und eigentlich der ehemalige Arbeitgeber dieser Frau bin, also sieht man von all dem ab, wäre das hier eine Geste, die mir keine Sorgen bereiten müsste. Es war ja auch kein richtiger Kuss oder so. Eher ein Bussi. Und wie gesagt, Stella ist die beste Freundin von ... Ja, ich weiß, ich wiederhole mich. Aber: Die Sache ist folgende.
     
    Ich warte, bis sie Jan an seinem Platz abgeholt hat und sie gemeinsam in meinem Büro verschwunden sind. Dort werden jetzt die Schlachtpläne für morgen ausgearbeitet. Unser erklärtes Ziel ist es nämlich, mindestens ein Pärchen nach diesem Abend zusammengebracht zu haben. Ganz abgesehen von den anderen geladenen Kunden, die uns als Multiplikatoren für den Erfolg unserer Kuppelei dienen, ist das zusammengebrachte Pärchen natürlich das beste Aushängeschild.
    Also: ich warte ab, bis sie weg sind. Warte noch ein paar weitere Minuten ab, nur so zur Sicherheit. Dann stehe ich auf und gehe mit meiner Tasche in der Hand – dass ich es unter der Wampe nicht sehen kann, heißt nicht, dass es die anderen auch nicht sehen können - Richtung Klo. In die Kabine. Jetzt weiß ich sicher, dass ich nicht schwul bin und ich weiß auch, wer in diesem Körper hier die Hosen anhat. Ich.              
     
    Dass ich auf Stella stehe, glaube ich nicht. Was ich jetzt allerdings weiß, ist einfach. Ich brauche dringend ein Date. Nein, ich korrigiere mich: Ich muss dringend eine Frau flachlegen. Dann beruhigt sich das hier vielleicht.
     
     

26   A gscheide Vorbereitung ist alles!             
     
     
    Den ganzen Abend verbringe ich damit , die Profilausdrucke der Teilnehmer von morgen zu studieren. Zuvor kaufe ich einen halben Supermarkt leer, weil mich mein Hunger gängelt und ich endlich das Geld habe, um ihn zu stillen. „Ich brauche alles und davon bitte jeweils die große Packung“, denke ich, als ich das Meiers betrete und mich zur Orientierung umsehe. Jetzt verstehe ich auch, warum Lorenzo hier Stammgast ist. Meiers ist der einzige Laden, den er fußläufig erreichen kann.
    Ein bisschen geht es mir wie an dem Tag, als ich mich in die verhassten , geschmacklosen Klamotten von ihm zwang, um nicht völlig nackt vor

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