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Amors Glücksfall (German Edition)

Amors Glücksfall (German Edition)

Titel: Amors Glücksfall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Wasser
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dies: Falten, schlecht rasierte Wangen und die koketten Posen. Auch wenn meine Probleme mit Lorenzos Spürnase auf einen Schlag gelöst wären, es ist mir mehr als klar, dass es ein riesiger Zufall wäre, was ich mir da gerade erträume.
    „ Zehn Paare auf einmal!“ Der Gedanke ist so verführerisch, dass ich von meiner Arbeit aufsehe und mich beinahe dem trügerischen Herumphantasieren hingebe. „Aufhören!“, denke ich zum Glück, nehme einen großen Schluck Bier und beginne damit, das erste Profil durchzugehen.
    Die Frau nennt sich Raluca. Ihr richtiger Name ist Tanja Maier. Sie ist dreiundzwanzig und Verkäuferin. Sie beschreibt sich als einfühlsam, was auch immer das ist, häuslich und treu. „Und ich koche gern“, schreibt sie. Eigenschaften, die vermutlich bei allen beziehungswilligen Männern hoch im Kurs sind. Für die männlichen Kandidaten morgen ist sie also die Traumfrau schlechthin. Nehme ich jetzt einfach mal an. Dabei sieht sie auch nicht einmal wie Quasimodos kleine Schwester aus, die mit ihren Kochkünsten von mangelhaften Reizen ablenken müsste. Warum sie nicht draußen sucht, ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel. „Ich möchte eine feste Beziehung, für One-Night-Stands bin ich absolut nicht zu haben“, schreibt Raluca weiter. Schade eigentlich, die hätte ich vielleicht, sofern es mit niemandem sonst klappt, um ein Date gebeten. „Ruhig, Brauner!“, befehle ich mir und blättere weiter in ihrem Bewegungsprofil. Bald entscheide ich, dass sie doch nichts für mich ist. Zu romantisch, hängt zu viel in dem Märchenbereich herum. Sie wird mir noch Liebesbriefe hinterherschicken, nachdem ich mich längst wieder aus dem Staub gemacht habe oder wird nach dem ersten Mal schwanger. Ein Traum für einen jeden Mann! „Dann schauen wir mal, wer zu dir passen könnte“, murmle ich und wühle mich durch die Mappe. Mit drei der Kandidaten hatte Raluca Kontakt. Alle drei haben ein bierseliges Männchen, unser Zeichen für Kumpelhaftigkeit, bekommen. Daten wollte sie offensichtlich keinen von ihnen. „Toll, warum lädt das System sie dann ein?“, frage ich mich. Ich stehe auf und hole mir ein Blatt Papier und einen Stift. Diese Arbeit hier wird mir noch Verbesserungshinweise für das Forum liefern! Also los.
    Ich lege die Mappe zu r Seite. Gut, Raluca ist hiermit mein Wackelkandidat. Auf das leere Blatt schreibe ich: „Einstellung für den Einladungsmodus überarbeiten. Jan dafür abstellen“. „Ich müsste Stella fragen, woran das liegen könnte“, überlege ich. Solange ich als Lorenzo getarnt bin, hilft sie mir sicher weiter. „Mit Stella reden“, schreibe ich außerdem auf. Dann greife ich zur zweiten Mappe. Dreißig Jahre alt ist die Frau und so heißt auch gleichzeitig ihr Alter Ego. Die Bilder sind undeutlich. Ich kann nur erahnen, wie ihr Gesicht aussieht. Das Profil an sich ist neben der Wahnsinnsfigur etwas, was für sie spricht. Sie ist frech, spielt Männerspiele wie „War and Peace“ und ist mir auf Anhieb sympathisch. Mit dieser Einschätzung bin ich auch offensichtlich nicht allein. Vier Treffer. Lilli selbst, so heißt das heiße Gerät im wahren Leben, hat zwei der morgen anwesenden Herren auf dem Zettel. Ich wähne mich in Sicherheit des ersten Paares. Ich überlege sogar die zwei Namen einzutragen. Bei einem muss es doch mindestens funken! Wer von den beiden das Rennen macht, ist mir nicht klar, auch nachdem ich die Mappen der Jungs ausführlich studiert habe. Lilli ist in der Werbung tätig, Carl80, der mit richtigem Namen Ralf heißt und wie sie dreißig Jahre alt ist, arbeitet bei der Stadt. „Ein biederer Bürohengst“, überlege ich, „der für Lilli zu langweilig sein könnte“. Beinahe entscheide ich mich für den anderen. Tom ist zwei Jahre junger als Lilli, was kein Problem ist, nehme ich an. Sie hat ihn durchweg positiv bewertet. Wie auch den faden Beamten. Vielleicht ist der ja doch nicht so fad? Der zweite Mann spielt jedenfalls „War and Peace“ und ist bei den Frauen gar nicht so unbeliebt. Ich notiere in das Innere von zwei der unbedruckten Karten jeweils: „In Liebe“ und dann einmal Ralf und einmal Tom. Ich kann ja morgen entscheiden, wen von den beiden ich nehme. Vorne auf beide Karten schreibe ich einfach nur Lilli. Die drei Mappen lege ich übereinander auf einen neuen Stapel. Keine Wackelkandidaten. Hier wartet mit Sicherheit ein Paar auf mich. „Fast schon zu schade“, füge ich in Gedanken hinzu. Mit der hätte ich auch meinen Spaß. Ich

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