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Amors Glücksfall (German Edition)

Amors Glücksfall (German Edition)

Titel: Amors Glücksfall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Wasser
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stehe auf und gehe in die Küche. Das Bier ist alle. Ich tausche die leere Flasche gegen eine neue, bleibe stehen und genieße den Anblick des vollen Kühlschranks. So einfach wendet sich das Blatt! Gestern noch kurz vorm Verhungern und heute das! Ich mache die Tür zu und sehe mir die Postkarten darauf noch einmal an. Der Kussmund, jetzt weiß ich, dass er Stella gehört, verhöhnt mich. „Lorenzo, du bist ein Schatz“, hat sie darunter geschrieben. Auch wenn er ein Schatz wäre, und das bezweifle ich ehrlich gesagt, ist es noch immer kein Grund ihn abzuknutschen! Ich gehe ins Wohnzimmer zurück. Die nächste Kandidatin, bitte. Die Frauen liegen oben auf.
    „ Wie sich das gehört“, grinse ich und nehme eine Mappe runter. Diese hier ist so gar nicht mein Fall. Kurze Haare und auch insgesamt eher burschikos. Dass sie einen Mann sucht, kann ich fast gar nicht glauben. Ihr Bewegungsprofil verrät ihre Treue zu unserem Forum. Es gibt beinahe kein Spiel, das sie nicht mag. Nur der Märchenwald ist nicht so ihre Baustelle. Das hätte ich mir auch selbst denken können. Ihrem Profil ist nicht viel zu entnehmen. Ich blättere zu ihren Favoriten. Wer bitte findet so eine Frau spannend? Ein einziger Treffer. Wie Katja verwendet er seinen richtigen Namen, erfahre ich und nehme mir seine Mappe vor. Immerhin eine Gemeinsamkeit. „‚Katja und Volker‘, hm, wie klingt es für mich? Das nächste Paar?“ Ich bin mir nicht sicher, blättere beide Mappen genau durch, ohne danach sicherer zu sein. Andererseits sind es keine richtigen Wackelkandidaten. Beide über Dreißig, beide Single und offensichtlich gewillt, an diesem Umstand etwas zu ändern. Okay, ich entscheide, dass Katja und Volker zusammenpassen. „Es wird super mit denen“, rede ich mir ein und schreibe den Amor-Spruch auf die Karte. Der Stapel mit den Nichtwackelkandidaten wird größer.  
     
    Drei Stunden später liegen insgesamt drei Frauen bei den Wackelkandidaten. Ich habe drei sichere Pärchen, vier Frauen, bei denen die Aussicht darauf, verkuppelt zu werden, sogar noch höher ist, weil sie mehrere Interessenten haben, die in Frage kommen. Und ich habe drei Blätter mit Anmerkungen vollgeschrieben. Eins davon für meinen morgigen Auftritt als Amor, zwei für die Zukunft als Mark. Es sind lauter Verbesserungsvorschläge fürs Forum, für die Spiele und überhaupt für Einstellungen, von denen ich keine Ahnung habe, ob man sie ändern kann. Auf jeden Fall stelle ich etliche Optimierungsmöglichkeiten fest und beschließe mich ihnen zu widmen, sobald ich meine Firma als Mark Hübner betrete und als Chef den Auftrag zur Umsetzungsprüfung vergeben kann. „Wer es machen muss, kann ich später entscheiden“, beschließe ich, falte die Blätter zusammen und stecke sie in Lorenzos Brieftasche. Erst jetzt bemerke ich, dass ich ein bisschen betrunken bin. Ansonsten aber bin ich geschafft und zufrieden.
    „ Dieser Lorenzo ist noch immer ein Spielverderber“, denke ich, erinnere mich daran, dass ich wegen ihm seit zwei Wochen nicht mehr geraucht habe und schnaufe. „Aber für deine Spürnase morgen wäre ich echt bereit diesen Mist zu vergessen“, denke ich laut und starre auf Lorenzos Kugelbauch, in dem mein Bier vor sich hin blubbert.
    „Ich verlass e mich auf dich, gell?“, murmle ich eine Weile später, bevor der Alkohol auch meine Gedanken umnebelt und ich endlich eindöse.   
     

27  Eine glatte Eins
     
     
    Der nächste Tag beginnt vielversprechend. Nicht nur , dass ich mir weiterhin keine Gedanken ums Geld machen muss, so viel frühstücken kann wie ich will und mich bereits beim ersten Kaffee auf den Abend freue.
    Jan kauft mir meine Finte zum Thema Thailand-Urlaubsverlängerung ab. Auch wenn er den ganzen Vormittag Witze über Mark Hübner macht, der den Hals in Sachen Frauen nicht voll kriegen kann, glaubt er mir, dass ich gerade eine neue Eroberung genieße und meinen Flug nach Deutschland erst einmal gecancelt habe. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist er neidisch, weil er sich eine solche Aktion nicht leisten kann, weder finanziell noch sonst wie. Ich bin der Chef, für mich geht das schon. So ist der Stil der Mail, die ich bewusst so formuliere, dass Jan nun noch mehr das Gefühl haben dürfte, bei meiner Rückkehr über eine Gehaltserhöhung verhandeln zu können.
    Ich spiele ihm in die Hände, weil ich schreibe, dass ich mich vollkommen auf ihn verlasse und davon ausgehe, dass er keinerlei Probleme mit dem Teil des Tagesgeschäfts haben

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