Amputiert
zuzubeißen. Er konnte mir mit Schmerzen, mit endlosem Leid, sogar mit dem Tod drohen, aber all das würde mir scheißegal sein. Wenn er ihn reinsteckte, würde er ihn verlieren. Garantiert!
Mach schon, Drake. Tu es!
Etwas in meinen Augen musste meine Absicht verraten haben, denn ich sah, wie er zögerte, überlegte und entschied, dass seine Vorgehensweise vielleicht nicht die klügste war. Ich schwöre, ich erkannte ein Aufflackern von Angst, das über seine Züge huschte, und als sein Penis in seiner Hand erschlaffte, wusste ich, dass ich gewonnen hatte.
»Du bist die Umstände nicht wert«, versuchte er, einen Rückzieher zu machen und seine Spuren zu verwischen.
Natürlich war er zu sehr Macho, um je zuzugeben, dass es mir gelungen war, ihm Angst einzujagen. Stattdessen schloss er einfach den Reißverschluss seiner Jeans und verließ den Raum ohne ein weiteres Wort.
Wenige Minuten später kam er mürrisch mit Dr. Marshall zurück, der mittlerweile deutlich besser zu gehen schien, als ich es in Erinnerung hatte. Dabei kam mir in den Sinn, wie lange ich mich wohl diesmal im Regenerierungsland aufgehalten hatte, und wollte es tatsächlich fragen, wobei ich vergaß, dass ich nicht sprechen konnte. Der Doktor sah, wie sich meine Lippen bewegten, und kam zu mir herüber.
»Sparen Sie sich Ihre Kraft, Mr. Fox«, sagte er. »Ich habe versucht, das Lippenlesen zu lernen, um besser mit Andrew kommunizieren zu können, aber mir scheint das Talent dafür zu fehlen. Wie auch immer, ich bin gekommen, um Ihnen großartige Neuigkeiten mitzuteilen.«
Das bezweifelte ich stark, aber was konnte ich schon tun, außer abzuwarten, bis er die Katze aus dem Sack ließ?
»Ich bin sämtliche Testdaten mindestens zwanzig Mal durchgegangen, Mr. Fox Alles sieht genauso aus, wie ich es vorhergesagt und erhofft hatte. Wir sind bereit, loszulegen und die Transplantation durchzuführen. Ihre natürlich, nicht die von Andrew. Bevor ich ihn an die Reihe nehme, muss ich erst noch die Ergebnisse Ihrer Transplantation in den Fleischanzug studieren.«
Das waren seine guten Neuigkeiten? Dass mir eine weitere Operation bevorstand? Zugegeben, ich wollte auf keinen Fall in dem jämmerlich hilflosen Zustand bleiben, in dem ich mich befand, aber der Gedanke daran, in dieses grausige Flickenwerk genäht zu werden, das so linkisch in dem zweiten Tank getänzelt hatte, war zu viel, um ihn vernünftig in Erwägung zu ziehen. Ich meine, wie sollte ich in einem Körper existieren, der aus dreizehn verschiedenen Personen bestand? Michael Fox – vom Obdachlosen zu Frankensteins Monster in vier einfachen Schritten. Was für ein Albtraum.
Ich geriet in Panik; zwar konnte ich mich nur winden und stumme Unflätigkeiten brüllen, aber irgendetwas musste ich tun. Ich konnte nicht seelenruhig stillhalten und mich zu einer wandelnden Freakshow machen lassen, ohne wenigstens zu versuchen, dagegen anzukämpfen. Natürlich half es mir nichts. Sobald Dr. Marshall sah, dass ich mich aufregte und gefährlich zuckte, füllte er eine weitere seiner scheinbar unzähligen großen Spritzen und injizierte etwas in einen der Schläuche, die in meinen Hals verliefen. Ich spürte die Wirkung des Medikaments sofort und war machtlos, dagegen anzukämpfen. Noch bevor er die Nadel wieder herauszog, schlossen sich meine Augen.
»Keine Sorge, Mr. Fox«, hörte ich Dr. Marshall sagen, wobei er sich zehn Meilen entfernt anhörte. »Sie brauchen nicht mehr lange in diesem körperlosen Zustand zu leiden. Ich werde Sie im Handumdrehen zusammengeflickt haben. Wenn Sie das nächste Mal die Augen öffnen, werden Sie sich viel besser fühlen. Wie ein neuer Mensch. Buchstäblich wie ... ein ... neuer ... Mensch.«
TEIL VIER
Das Monster
Kapitel 27
Eine Weile verschwand ich. Komplett. Ich lag vollkommen still, unnötigerweise in einem Bett festgezurrt, in einem Raum, in einem Krankenhaus, in einer Welt, von der ich nicht wusste, dass sie existierte. Ich war weit über jeden vernünftigen Gedanken hinaus, blieb mehrere gefühlte Ewigkeiten verwirrt und orientierungslos, während die Zeit verging und mich auslachte.
Das Erste, was ich bewusst wahrnahm, waren die Lichter.
Ich hatte in der Vergangenheit reichlich sonderbare Dinge getan, aber ich konnte mir ums Verrecken nicht zusammenreimen, wann – oder warum – ich beschlossen hatte, Astronaut zu werden. Gab es nicht ziemlich strenge Normen für Leute, die sich um diese Art von Arbeit bewarben? Nicht, dass ich mich schlecht machen
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