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Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers

Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers

Titel: Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janwillem Van De Wetering
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und gab ihm die Hand. «Einen Drink, Commissaris?»
    «Einen kleinen Genever, wenn Sie haben.»
    Nellie schenkte sechs Gläser ein.
    «Ich dachte, hier gibt es den Schnaps nicht pur», sagte de Gier und schaute wieder auf die Brüste der Frau. Er war nicht der einzige, der hinsah. Der Commissaris war fasziniert; der Arzt ebenfalls und auch der Fingerabdruckexperte.
    «Dekollet é », sagte der Arzt. «Ein herrliches Wort, nicht wahr? Dekollet é …»
    Die anderen brummten zustimmend.
    «Ja», sagte der Commissaris und hob das Glas, «aber es zeugt nicht von guten Manieren, die Anatomie einer Dame in ihrer Gegenwart zu erörtern. Prost, Nellie.»
    Die Gläser wurden gehoben, geleert und knallend auf dem Bartresen abgesetzt. Nellie griff nach der Flasche und schenkte wieder ein.
    «Herrlich», sagte der Arzt halsstarrig. «Als Arzt sollte ich vielleicht immun sein, aber ich bin es nicht. Es gibt nichts Schöneres auf der Welt. Selbstverständlich gibt es Sonnenuntergänge und einen laufenden Hirsch in einer Waldlichtung und blühende Blumen auf einer alten, zerfallenen Mauer und den Flug des Fischreihers, aber mit der Brust der Frau ist nichts zu vergleichen. Gar nichts.»
    «Stimmt», sagte der Fingerabdruckexperte.
    Nellie lächelte, ein langsames Wogen bewegte ihren Busen, eine sanfte Welle, die fast unmerklich begann, allmählich an Stärke gewann und wieder abebbte.
    De Gier seufzte. Der Commissaris drehte den Kopf und starrte de Gier an.
    «Sie nimmt hundertfünfundsiebzig Gulden für eine Flasche Champagner», erläuterte de Gier.
    Der Commissaris senkte seinen kleinen Kopf.
    «Und dann zieht sie das Oberteil ihres Kleides aus, Mijnheer, an der Taille ist ein Reißverschluß.» De Gier zeigte auf den Reißverschluß.
    Grijpstra hatte sein Taschentuch eingesteckt und betastete eine schwarze Zigarre, die er in einer Kiste auf der Bar gefunden hatte. «Was willst du vom Commissaris?» fragte er grob. «Daß er Champagner bestellt?»
    Der Commissaris lächelte und riß ein Streichholz an. «Hier», sagte er mild. «Dies ist nicht der richtige Abend für Champagner.»
    Grijpstra machte einen Lungenzug und funkelte de Gier an. Der Rauch brannte Grijpstra in der Kehle, er begann zu husten, schob sich von der Bar weg und warf einen Hocker um. Der Rauch war noch in der Lunge ; er konnte nicht atmen und stampfte auf den Boden, wodurch die Gläser und Flaschen aneinanderstießen und klirrten, die auf schmalen Regalen vor einem großen Spiegel standen.
    «Langsam, langsam», sagte der Arzt und schlug Grijpstra auf den massigen Rücken. «Legen Sie die Zigarre weg!»
    «Nein. Es wird schon wieder gehen.»
    «Sirup», sagte Nellie. «Ich habe etwas Sirup, mein Lieber.»
    Die dicke Flüssigkeit füllte ein Likörglas, Grijpstra schluckte gehorsam.
    «Alle», sagte Nellie.
    Grijpstra leerte das Glas und begann wieder zu husten; die Zigarre qualmte in seiner Hand.
    «Hör auf zu husten», sagte de Gier. «Du hast deinen Sirup gehabt. Hör auf, sag ich.»
    Grijpstra bekam einen Schluckauf.
    «So ist es besser.»
    Sie tranken ihren zweiten Genever. Grijpstra beruhigte sich.
    «Wir haben dienstlich etwas zu besprechen», sagte der Commissaris zu Nellie. «Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, meine Liebe.»
    «Möchten Sie, daß ich gehe?»
    «Nur wenn Sie wollen. Nun, was halten Sie davon, Doktor? Sie haben Zeit gehabt, sich die Leiche anzusehen, nicht wahr?»
    Der Blick des Arztes ruhte nachdenklich auf dem tiefsten Punkt von Nellies Dekolleté. «Ja», sagte er bedächtig. «Ja, durchaus. Ich hatte Zeit genug, wenn wir auch später selbstverständlich noch einige Standard tests vornehmen müssen. Ich habe so etwas noch nie gesehen. Er muß heute nachmittag umgebracht worden sein, vielleicht um vier oder halb fünf. Das Blut war noch frisch. Ich würde meinen, er wurde von einem runden Gegenstand getroffen, klein und rund, wie so ein altertümliches Geschoß, das mit einer Muskete abgefeuert wird. Aber es sieht aus, als wäre er mehrmals getroffen worden. Er hatte die Spuren überall im Gesicht oder besser gesagt, den Resten des Gesichts. Jeder Knochen ist zerschmettert, die Kiefer, die Backenknochen, die Stirn, die Nase. Die Nase ist am schlimmsten. Mir scheint, der Gegenstand – was es auch gewesen sein mag – hat zuerst die Nase getroffen und dann das Gesicht zerschmettert.»
    «Eine Muskete», sagte der Commissaris. «Hmm. Jemand könnte auf dem Dach des alten Hausboots gegenüber gestanden und ihn von dort aus erschossen

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