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Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers

Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers

Titel: Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janwillem Van De Wetering
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hat mir erzählt, daß er viele Freunde hatte, die sich als Künstler ausgaben. Sie kamen, um zu essen und zu trinken und sich zu unterhalten, und er trieb seine Spiele mit ihnen, psychologische Spiele. Sie mußten zugeben, daß sie Narren sind.»
    «Was?» fragte der Commissaris.
    De Gier erläuterte.
    «Aha, aha, aha», sagte der Commissaris und lächelte Nellie an.
    «Noch ein Glas?» fragte Nellie.
    «Nein, Kaffee vielleicht. Oder würde das zuviel Mühe machen?»
    «Kaffee», sagte Nellie, «ja. Es wäre die erste Tasse, die ich hier ausschenke. Ich kann ihn oben zubereiten und nach unten bringen.»
    Der Commissaris machte ein hoffnungsvolles Gesicht. «Möchten alle Kaffee?»
    Die Männer stimmten überein, daß sie alle Kaffee wollten, eifrig wie kleine Kinder, die um etwas betteln. Mit ihnen wandelte sich auch Nellie. Ihr Lächeln war mütterlich, sie wollte für sie sorgen. Die ganze Atmosphäre in dem rosa Hurennest veränderte sich; das gedämpfte Licht, die mit buntem Kattun bezogenen Sessel, die beiden niedrigen Tische mit ihrer Plastikplatte, dekoriert mit Spitzendeckchen, die widerwärtige Disharmonie der rosa, malvenfarbigen, blut- und fleischroten Farben inspirierte nicht mehr aggressiven Sex, sondern milderte alles zu einer unerwarteten Vertrautheit; fünf Jünger verehren die Göttin, und die Göttin kümmert und verschenkt und verströmt sich und schwindet dahin und geht nach oben, um Kaffee in einer Maschine zu brauen. Grijpstra langte über die Bar und griff nach dem Steinkrug mit Genever. Die Gläser wurden wieder gefüllt.
    Der Commissaris nippte. «Ja», sagte er und schaute über sein Glas hinweg. «Seltsamer Laden hier. Wir haben also bis jetzt nur Fragen. Deine Bemerkung hat mich interessiert, de Gier.»
    De Gier schaute auf. Er war in Gedanken weit weg gewesen. «Mijnheer?»
    «Daß Abe Rogge versucht hat, aus seinen Freunden Narren zu machen. Zweifellos eine starke Persönlichkeit, sogar die Leiche sah kraftvoll aus. Er hat also sein Gefolge gedemütigt. Der König und sein Hofstaat. Einer der Höflinge hat den König ermordet.»
    «Wir haben nur einen Höfling kennengelernt», sagte Grijpstra, «diesen jungen Anarchisten. Ebenfalls eine starke Persönlichkeit.»
    «Ein intelligenter junger Mann», stimmte der Commissaris zu, «und voller Groll. Aber der Groll richtet sich gegen uns, die Polizei, den Staat.»
    «Gegen Macht», sagte Grijpstra zögernd.
    «Und Abe bedeutete für ihn Macht?» fragte der Commissaris. «Nein, das glaube ich nicht. Mir schien, er mochte Abe. Hat diese junge Dame, mit der du gesprochen hast, ihren Bruder gemocht, de Gier?»
    De Gier hatte nicht zugehört. Der Commissaris wiederholte seine Frage. «Oh, ja, Mijnheer», sagte de Gier. «Sie mochte ihn, und jeder ging seine eigenen Wege. Sie führten ein getrenntes Leben, jeder in einer anderen Etage. Nur gelegentlich aßen sie zusammen.»
    «Sie war nicht von ihm abhängig?»
    «Nein, Mijnheer, sie arbeitet an der Universität, sie hat einen akademischen Grad.»
    «Wir könnten ihre Kleidung auf Blutspuren untersuchen», warf der Fingerabdruckexperte ein.
    «Nein, nein», sagte der Commissaris. «Ich habe sie gesehen; sie ist nicht der Typ, der einen Morgenstern schwingt.»
    «Und der junge Bursche, von dem Sie gesprochen haben?»
    «Nein, der auch nicht.»
    Der Fingerabdruckexperte zuckte die Achseln.
    Der Commissaris fühlte sich zu einer Erklärung verpflichtet. «Ein Mensch, der einen anderen Menschen eine Stunde zuvor ermordet hat, ist nervös. Louis war nervös. Die Leiche, die weinende Schwester, die herumtrampelnden Polizisten. Er litt an einem leichten Schock, aber ich habe keine Anzeichen einer ernsten seelischen Krise gesehen.»
    «Sie sind der Mann, der es wissen muß», sagte der Fingerabdruckexperte.
    «Nein», sagte der Commissaris und leerte sein Glas ein wenig zu hastig. «Ich weiß gar nichts. Wer sagt, er wisse, ist entweder ein Narr oder ein Heiliger, ein geschwätziger Narr oder ein entsetzlicher Heiliger. Aber ich habe eine Reihe von Mördern in meinem Leben beobachtet. Ich glaube nicht, daß Louis heute nachmittag einen Mann umgebracht hat, aber ich könnte mich irren. Auf jeden Fall hat er die Leiche berührt, er ist in dem Zimmer gewesen. An seiner Kleidung wird etwas Blut sein, erklärbares Blut, das nicht ausreicht, ernsthaften Verdacht zu erheben. Der Richter wäre nicht beeindruckt.»
    Nellie kam mit einer vollen Kanne und fünf Bechern zurück. Sie tranken schweigend den

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