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Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers

Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers

Titel: Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janwillem Van De Wetering
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Jahren. Er griff die Polizisten an, die versuchten, ihn in den Streifenwagen zu stecken. Der Richter war sehr gnädig, eine Geldstrafe und einen Verweis. Was meinst du, Adjudant? Schreiben wir ihn auf die Liste der Hauptverdächtigen?»
    Grijpstra war in Gedanken noch bei der Familie auf dem Balkon. Bei der harmonischen Familie. Bei der glücklichen Familie. Er fragte sich, ob er selbst, Adjudant Grijpstra, plattfüßiger Schnüffler, Buhmann der Unterwelt, ruheloser Wanderer an Grachten, auf schmalen Sträßchen, in dunklen Sackgassen, gern glücklich wäre wie der junge, gesunde Familienvater, der auf seinem geraniengeschmückten Balkon in der ersten Etage eines riesigen Bauklotzes an einer Hauptverkehrsstraße thronte.
    «Grijpstra?»
    «Mijnheer», sagte Grijpstra. «Ja, bestimmt. Ein Hauptverdächtiger. Gewiß . Es ist alles vorhanden. Motiv und Gelegenheit. Vielleicht war er gierig, wollte das ganze Geschäft für sich. Oder eifersüchtig auf Rogges grenzenlose Erfolge. Oder er könnte Esther gewollt haben, was Abe nicht zuließ. Oder er hat versucht, über Abe an Esther heranzukommen. Aber ich weiß es nicht.»
    «Nein?» fragte der Commissaris.
    «Nein, Mijnheer. Ein Stümper, das ist er.»
    «Ein Stümper?» fragte der Commissaris. «Wieso? Sein Zimmer schien gut eingerichtet zu sein, oder? Die Buchhaltung ordentlich auf einem Regal gestapelt. Das Bett war gemacht, der Fußboden sauber. Ich bin sicher, Esther hat das Zimmer nicht für ihn in Ordnung gehalten, das muß er selbst gemacht haben. Und seine Kleidung war gewaschen, er hatte sogar eine Bügelfalte in der Hose.»
    «Das ist Abes Verdienst», sagte Grijpstra, «Abe hat ihn zur Vernunft gebracht. Bevor er sich an Rogge hängte, war er nichts. Er hat das Studium abgebrochen, lange geschlafen, gesoffen, mit Glasperlen gespielt. Er war ordentlich, weil Abe ihn dazu veranlaßte. Ich bin sicher, von allein bringt er nichts zustande.»
    «Du meinst, er könnte keine Waffe anfertigen, die eine Stachelkugel abschießt.»
    «Ja, das glaube ich, Mijnheer.»
    «Ja, ja, ja», sagte der Commissaris.
    «Ich denke, der Mörder ist irgendein Verbindungsmann auf dem Straßenmarkt, Mijnheer, und mir scheint, Sie denken das auch, sonst würden Sie de Gier und Cardozo morgen nicht zu dieser Maskerade drängen. Sagten Sie nicht, daß sie Straßenhändler spielen sollen?»
    «Ja», sagte der Commissaris und lächelte.
    «Hier ist die Adresse, Mijnheer», sagte der Konstabel am Steuer.
    Grijpstra stieß ein bewunderndes Zischen aus, als er den Bungalow sah, ausgebreitet auf einem niedrigen künstlich angelegten Hügel, mitten in mindestens 4000 Quadratmetern frischgemähten Rasens, geschmückt mit Büschen und Immergrün. Das Tor stand offen, der Citroën bog langsam in die Auffahrt ein.
    Die Haustür des Bungalows öffnete sich, als sie aus dem Wagen stiegen.
    «Bezuur», sagte der Mann, als er dem Commissaris die Hand schüttelte. «Ich habe Sie erwartet. Treten Sie bitte ein.»
8
    Ein Pudding als Gesicht, dachte Grijpstra und drehte den Kopf, um Klaas Bezuur zu betrachten. Seit mindestens einer Minute hatte keiner mehr etwas gesagt. Der Commissaris am anderen Ende des riesigen Zimmers, das fast drei Viertel des Bungalows einnahm, hatte Grijpstra an die Stoffpuppe seines jüngsten Sohnes erinnert, ein kleiner verlorener Gegenstand, hingeworfen in einen großen Sessel. Der Commissaris hatte Schmerzen. Sich selbsttätig drehende weißglühende Nadeln bohrten sich in seine Beinknochen. Er atmete tief, hatte die Augen halbgeschlossen und kämpfte gegen die Versuchung an, sie ganz zu schließen. Er fühlte sich sehr müde, er hätte zu gern geschlafen. Aber er mußte sich ganz auf den Fall konzentrieren. Klaas Bezuur, der Freund des Toten, saß ihm gegenüber.
    Ein Pudding, dachte Grijpstra noch einmal. Man hat einen Pudding auf einen menschlichen Schädel gekippt, einen Pudding aus blubberndem Fett. Das Fett war heruntergerutscht, vom Scheitel herab. Es bedeckte die Backenknochen, tropfte dann langsam auf die Kiefer und blieb am Kinn hängen.
    Bezuur saß auf dem Rand seines Sessels, hochaufgerichtet. Sein runder Bauch hing über den Gürtel. Grijpstra sah Fleischfalten, haariges Fleisch, das den Nabel einbettete. Der Mann schwitzte. Der Schweiß aus den Achselhöhlen bildete Flecken auf sein maßgeschneidertes gestreiftes Seidenhemd. Bezuurs Gesicht glänzte, Tropfen sammelten sich auf der niedrigen Stirn, vereinigten sich miteinander zu Miniaturbächen, rannen herab und

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