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Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers

Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers

Titel: Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janwillem Van De Wetering
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anscheinend etwas aufgeregt», sagte Grijpstra.
    Bezuur starrte die Wand hinter Grijpstras Sessel an. «Ja», sagte er, «ich bin aufgeregt. Der Hund ist also gestorben. Wie, zum Teufel, hat er das nur geschafft? Ich habe mit Zilver telefoniert. Er meint, man habe mit einer Kugel nach ihm geschleudert, eine Metallkugel, aber keiner kann sie finden. Stimmt das? »
    Er starrte immer noch auf die Wand hinter Grijpstras Sessel. Grijpstra drehte sich um. An der Wand hing ein Gemälde, das Porträt einer Dame. Die Frau trug einen langen Rock aus samtartigem Material, einen Hut mit Schleier, eine kunstvoll gearbeitete Halskette und sonst nichts. Sie hatte üppige Brüste mit steil aufgerichteten Warzen. Das Gesicht war ruhig, ein zartes Gesicht mit träumerischen Augen und Lippen, die sich zu einem beginnenden Lächeln geöffnet hatten.
    «Wunderschön», sagte Grijpstra.
    «Meine Frau.»
    Grijpstra schaute sich im Zimmer um.
    Bezuur lachte. Das Lachen klang sprudelnd und überschwenglich, als ob ein Rohr gebrochen sei und Wasser die Wand hinunterliefe.
    «Meine ehemalige Frau, sollte ich vielleicht sagen, aber die Scheidung ist noch nicht durch. Sie hat mich vor ein paar Monaten verlassen, ihre Anwälte bedrängen mich, und meinen Anwälten geht es ausgezeichnet: die schreiben kleine Briefchen – ein Gulden pro Wort.»
    «Haben Sie Kinder?»
    «Eins, aber es ist nicht meins. Die Frucht einer früheren Beziehung. Das ist vielleicht ein Früchtchen, ein kleiner überreifer Apfel und dazu dumm – aber was kümmert’s mich, sie ist mitgegangen.»
    «Sie sind also allein.»
    Bezuur lachte wieder. Der Commissaris schaute auf. Er wünschte, der Mann würde nicht lachen. Er hatte eine Möglichkeit gefunden, die Schmerzen in den Beinen erträglicher zu machen, aber Bezuurs Heiterkeit störte seine Konzentration, so daß die Schmerzen wieder einsetzten.
    «Nein», sagte Bezuur und streckte den rechten Arm aus. Der Arm beschrieb einen Halbkreis.
    «Freundinnen», sagte Grijpstra und nickte.
    «Ja. Mädchen. Früher ging ich zu ihnen, aber jetzt kommen sie her. Das ist leichter. Ich werde zu schwer, um herumzulaufen.»
    Er schaute auf den Fußboden und stampfte mit dem Fuß auf den nassen Teppich. «Pfui, Bier. Da haben die Burschen von der Reinigung wieder was zu tun. Man kriegt keine Reinmachefrauen mehr, wissen Sie, nicht einmal, wenn man sie mit Goldbarren bezahlt. Ein Reinigungstrupp kommt mittwochs immer her, alte Männer in weißer Uniform. Sie kommen mit dem Lkw und haben den größten Staubsauger, den ich je gesehen habe. Sie sausen innerhalb von einer Stunde durch das ganze Haus. Aber die Mädchen kommen freitags oder samstags und lassen den Dreck zurück, und ich bleibe damit sitzen. Pfui Teufel.»
    Sein Arm machte eine alles umfassende Bewegung, die Grijpstra mit den Augen verfolgte. Er zählte fünf leere Champagnerflaschen. Jemand hatte einen Lippenstift auf der Couch vergessen. An der weißen Wand war ein Fleck, direkt unter dem Gemälde von Bezuurs Frau.
    «Schildkrötensuppe», sagte Bezuur. «Die blöde Zicke hat das Gleichgewicht verloren und die Suppe an die Wand geklatscht. Nur gut, daß sie das Bild nicht getroffen hat.»
    «Wer hat es gemalt?»
    «Gefällt es Ihnen?»
    «Ja», sagte Grijpstra. «Ja, ich halte es für sehr gut. Wie das Bild von den beiden Männern in einem kleinen Boot, das ich an Abe Rogges Zimmerwand gesehen habe.»
    Bezuur schaute auf den Karton neben seinem Sessel, nahm eine Flasche heraus, stellte sie aber zurück.
    «Zwei Männer in einem Boot? Sie haben das Gemälde auch gesehen, wie? Vom selben Künstler. Ein alter Freund von uns, ein in Mexiko geborener Jude russischer Herkunft. Er ist mit uns gesegelt und kam ins Haus. Interessanter Bursche, aber er ist wieder weggegangen. Ich glaube, er lebt jetzt in Israel.»
    «Wer waren die beiden Männer im Boot?»
    «Abe und ich», sagte Bezuur bedrückt. «Abe und ich. Zwei Freunde. Der Mexikaner sagte, wir gehörten zusammen, er erkannte es an jenem Abend. Wir waren auf dem großen See, das Boot lag vor Anker, wir waren mit dem Beiboot zum Hafen gefahren. Wir kamen abends spät zurück. Das Wasser war fluoreszierend, und der Mexikaner ging an Deck umher. Er verließ uns am nächsten Tag, obwohl er noch einige Tage hätte bleiben sollen, aber er war so inspiriert von dem, was er an jenem Abend gesehen hatte, daß er in sein Atelier gehen mußte, um zu malen. Abe kaufte das Bild, ich gab dies dann später in Auftrag. Der Mexikaner war sehr

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