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Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers

Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers

Titel: Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janwillem Van De Wetering
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einer einzigen Bewegung in den Mund.
    «Vrgrmpf», sagte Grijpstra.
    «Die sind heiß», sagte Cardozo. «Ich hätte es dir gesagt, wenn du eine Sekunde gewartet hättest.»
    «Raschf», sagte Grijpstra.
    «Ist er gekommen, um uns zu helfen, de Gier?»
    «Frag ihn, wenn er mit dem Mundverbrennen fertig ist.»
    Grijpstra nickte.
    «Er ist gekommen, um uns zu helfen, Cardozo.»
    «Verkaufen Sie dies Zeug oder zeigen Sie es nur?» fragte eine alte Frau mit einem Gesicht scharf wie eine Axt.
    «Wir verkaufen es, meine Liebe», sagte de Gier und kam nach vorn.
    «Ich bin nicht Ihre Liebe, und die Spitze gefällt mir nicht sehr. Haben Sie keine bessere?»
    «Handgeklöppelt in Belgien, meine Dame, handgeklöppelt von Bäuerinnen, die seit ihrem vierten Lebensjahr nichts anderes gemacht haben. Betrachten Sie die Einzelheiten, hier, schauen Sie.»
    De Gier rollte den Ballen ab und hielt das Material hoch.
    «Unsinn», sagte die alte Frau. «Quatsch, das ist Maschinenarbeit. Wieviel kostet sie überhaupt?»
    De Gier wollte ihr den Preis sagen, als der Wind den unteren Teil des Segeltuchdachs erfaßte und hochhob. Mehrere Eimervoll des eiskalten Regenwassers kamen herunter und überschütteten die alte Frau und durchnäßten sie, zuerst den mit Rüschen besetzten grünen Hut, zuletzt die schwarzen, flachen, plumpen Schuhe.
    Grijpstra, de Gier und Cardozo erstarrten. Sie wollten ihren Augen nicht trauen. Was soeben noch eine aggressive scharfzüngige Furie gewesen war, hatte sich zu einem durchweichten Klumpen nassen Fleisches verwandelt, und der Klumpen starrte sie an. Das Gesicht der alten Frau hatte ein übertriebenes Make-up, und Wimperntusche lief jetzt über die Wangen und verband sich mit Puder zu rötlichen, schwarzgeränderten Streifen, die sich den dünnen, feingeschnittenen Lippen näherten.
    Das Schweigen war unbehaglich.
    Ihr Nachbar, der Gemüsemann, starrte die Frau ebenfalls an.
    «Lachen Sie, meine Dame», sagte der Gemüsemann. «Lachen Sie um Himmels willen, sonst werden wir alle noch weinen.»
    Die alte Frau schaute auf und funkelte den Gemüsemann an. «Sie …»
    «Sagen Sie es nicht, meine Dame», sagte Grijpstra, sprang auf sie zu, nahm sie bei den Schultern und zog sie mit. «Gehen Sie heim und ziehen Sie sich um. Das mit dem Wasser tut uns leid, aber es war der Wind. Gehen Sie, meine Dame, gehen Sie heim.» Die alte Frau wollte sich von dem Griff befreien und stehenbleiben, aber Grijpstra schob sie weiter, klopfte ihr auf die Schulter und setzte seinen Monolog fort. «Nun, meine Liebe, sollten Sie nach Hause gehen und ein schönes Bad nehmen. Hinterher werden Sie sich ausgezeichnet fühlen. Machen Sie sich eine große Tasse Tee und essen Sie einen Keks. Danach wird es Ihnen ausgezeichnet gehen. Wo wohnen Sie, meine Liebe?»
    Die alte Frau zeigte auf eine Nebenstraße.
    «Ich werde Sie nach Hause bringen.»
    Sie lächelte. Grijpstra zeigte sich sehr um sie besorgt. Sie lehnte sich an den großen, massiven Mann, der sich für sie interessierte, seit Jahren der erste Mann, dem sie nahegekommen war, seit ihr Sohn gestorben und sie allein zurückgeblieben war in der Stadt, in der sich niemand an ihren Vornamen erinnerte und sie von einer Altersrente und ihren Ersparnissen lebte und sich fragte, wann die Sozialarbeiter sie aufgreifen und in ein Heim stecken würden.
    «Da sind wir», sagte Grijpstra an der Tür. «Vergessen Sie Ihr heißes Bad nicht, meine Liebe.»
    «Ich danke Ihnen», sagte die alte Frau. «Möchten Sie nicht vielleicht mit hinaufkommen? Ich habe noch guten Tee in einer versiegelten Büchse. Ich habe ihn schon seit Jahren, aber er wird sein Aroma nicht verloren haben.»
    «An einem anderen Tag mal, meine Liebe», sagte Grijpstra. «Ich muß meinen Kollegen helfen. Die Sonne ist wieder da, und wir werden heute nachmittag zu tun haben. Jedenfalls vielen Dank.»
    «Du hast uns alle gerettet», sagte de Gier, als Grijpstra zurückkam. «Die alte Kuh hätte uns ermordet. Ihr Regenschirm sah böse aus.»
    «Sie hat die Spitze nicht gekauft», sagte Cardozo.
    Sie hatten den ganzen Nachmittag über zu tun und verkauften den größten Teil der Stoffe, die sie mitgebracht hatten. Grijpstra und de Gier gingen umher, ließen Cardozo die Arbeit tun und kamen erst wieder an den Stand zurück, als die Hilferufe des jungen Kriminalbeamten zu verzweifelt wurden. Grijpstra sprach mit Louis Zilver, de Gier baute den Kontakt zum Gemüsemann aus. Die Straßenhändler sprachen alle über Abe Rogges Tod, und die

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