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Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers

Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers

Titel: Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janwillem Van De Wetering
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Schere rüber, Kumpel.»
    Aber er begann erst zu schneiden, als die Frau ihre dreißig Gulden hingezählt hatte.
    «Ich dachte, du hättest gesagt, wir sollten acht Gulden für den Stoff nehmen», sagte de Gier.
    «Fang hoch an, runtergehen kannst du immer noch. Und sie hat sowieso noch einen guten Kauf gemacht.»
    «Ich wollte den Stoff nicht einmal in meiner Wohnung haben, wenn du mich dafür bezahlst.»
    «Hör auf zu nörgeln», sagte Cardozo. «Sie hat den Stoff selbst ausgesucht, nicht wahr? Und es ist erstklassige Ware, beschlagnahmt bei einem erstklassigen Schmuggler, der versuchte, es hereinzubringen, ohne Zoll und Umsatzsteuern zu zahlen.»
    Andere Kunden kamen und kauften. Cardozo rief und winkte, de Gier hantierte mit der Schere. De Gier verkaufte nach einer Weile auch, wobei er mit einer kuriosen Auswahl von Frauen scherzte und flirtete.
    «Vielleicht sollten wir damit unsere Brötchen verdienen», sagte er während einer kurzen Pause. Ein Taschenspieler, der auf einigen Seifenkisten stand, zog die Aufmerksamkeit der Menge auf sich, so daß sie Zeit zum Verschnaufen hatten.
    «Wir haben mehr eingenommen, als wir normalerweise in einer Woche mit unserer Arbeit als Polizist verdienen», räumte Cardozo ein, «aber wir haben die richtige Ware. Man braucht Zeit und Geld, um diese Art von Ware zu finden.»
    «Ich bin sicher, wir könnten es.»
    «Ja, wir werden die richtige Ware finden und möglicherweise reich werden. Viele von diesen Straßenhändlern sind reich. Abe Rogge war reich; jedenfalls hast du das zu mir gesagt. Möchtest du reich werden, de Gier?»
    «Vielleicht.»
    «Du müßtest bei der Polizei aufhören.»
    «Ich hätte nichts dagegen.»
    «Gut», sagte Cardozo und versuchte, ein Stück maschinengeklöppelte Spitze zu glätten. «Ich mach mit, wenn du Händler werden willst, aber ich glaube nicht, daß du jemals einer wirst. Ich glaube, du bist zum Polizisten geboren wie ich. Vielleicht ist es eine Berufung.»
    Der Taschenspieler kam, um zu sammeln. Er hatte viele Menschen in ihre Ecke des Marktes gelockt. Cardozo gab ihm einige Münzen.
    «Danke», sagte de Gier. Der Taschenspieler, ein alter Mann mit sonnengebräuntem kahlem Schädel, lächelte und zeigte eine unregelmäßige Reihe abgebrochener brauner Zähne.
    «Nichts zu danken, Freund», sagte der Taschenspieler. «Ich werde jetzt hundert Meter weiter unten eine Vorstellung geben und die Leute von euch wieder weglocken, aber vielleicht versetze ich sie in gute Laune, so daß ihnen das Geld locker sitzt. Es ist jedoch besser, daß ihr euch beeilt ; es wird in einer Minute regnen, und die werden verschwinden wie Huren, die einen Streifenwagen gesehen haben.»
    «Hast du das gehört?» fragte de Gier. «Er hat die Polizei erwähnt. Glaubst du, daß er über uns Bescheid weiß?»
    «Vielleicht.»
    «Vielleicht auch nicht», sagte de Gier und schaute zum Himmel. Es war sehr heiß geworden, der Schweiß juckte ihn unter dem Hemd. Die Wolken waren bleifarben und hingen tief. Die Straßenhändler breiteten durchsichtige Plastikplanen aus und holten ihre Waren herein.
    Plötzlich ergoß sich der Wolkenbruch, kalter, schwerer Regen überschwemmte den Markt, überfiel Frauen und kleine Kinder mitten auf der Straße und zwang sie, in alle Richtungen zu laufen und sich unterzustellen. Wasservorhänge versperrten de Gier die Sicht, donnerten herab und spritzten von der Straße wieder hoch auf seine Füße und an seine Hosenbeine, Wasser rann vom Zeltdach und ihm in den Nacken. Cardozo rief und zeigte auf den Nachbarstand, aber de Gier konnte ihn nicht verstehen. Er sah verschwommen den alten Straßenhändler und dessen Frau herumzappeln, konnte aber nicht feststellen, was von ihm erwartet wurde, bis Cardozo ihn mitzog, ihm einen Karton mit Gemüse in die Hand drückte und auf einen VW-Bus zeigte, der am Straßenrand geparkt war. Zusammen beluden sie den kleinen Bus mit den Waren ihres Nachbarn, die dieser in seinem Stand hatte und die jetzt Gefahr liefen, von den Gießbächen die Straße hinuntergeschwemmt zu werden. De Gier war durch und durch naß, aber die Kartoffeln, Gurken, Babynahrung, Bananen und Kohlköpfe schienen kein Ende nehmen zu wollen.
    «Danke, Freunde», sagten der alte Mann und seine Frau immer wieder. De Gier murmelte eine Antwort. Cardozo grinste wie ein Affe.
    «Es ist herrlich, dich zur Abwechslung mal arbeiten zu sehen», schrie Cardozo in de Giers Ohr, so daß er es reiben mußte, um wieder hören zu können.
    «Schrei nicht»,

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