Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers
dabei Grijpstra an.
«Polizei», sagte Grijpstra. «Wir sahen zufällig, wie dieser Mann schwankte und dann fiel. Was fehlt ihm nach Ihrer Meinung?»
Der Sanitäter zeigte auf sein Herz und schüttelte den Kopf.
«Ernst?»
Der Sanitäter nickte.
«Es ist besser, Sie steigen in die Ambulanz, Mijnheer», sagte Grijpstra.
«Niemals. Ich will nach Hause.»
«Ich kann ihn nicht mitnehmen, wenn er nicht will, wissen Sie.»
«Zum Teufel», sagte Grijpstra. «Er ist krank, nicht wahr?»
«Sehr krank.»
«Nun, dann wird er mitgenommen.»
«Wenn Sie es sagen», sagte der Sanitäter, «und ich möchte Ihren Ausweis sehen.»
Grijpstra holte seine Brieftasche heraus, suchte und fand seine Karte.
«Adjudant H. Grijpstra, städtische Polizei», las der Sanitäter.
«Was passiert, wenn wir ihn hierlassen?»
«Er könnte sterben oder auch nicht. Höchstwahrscheinlich würde er sterben.»
«So schlimm steht es?»
«Ja.»
Der Mann war wieder auf den Beinen und sah aus, als sei er völlig in Ordnung.
«Sind Sie sicher?»
«Ich bin sicher, daß er in sehr schlechter Verfassung ist.»
«In die Ambulanz mit Ihnen», fuhr Grijpstra den Mann an. «Ich befehle Ihnen, in den Ambulanzwagen zu steigen. Ich bin Polizeibeamter. Beeilen Sie sich.»
Der Mann funkelte. «Nehmen Sie mich fest?»
«Ich befehle Ihnen, in die Ambulanz zu gehen.»
«Sie werden von mir noch hören», knurrte der Mann. «Ich werde Beschwerde einlegen. Ich gehe gegen meinen Willen in diese Ambulanz. Hören Sie?»
Zusammen mit dem Sanitäter schob Grijpstra den Mann in den Wagen.
«Es ist besser, wenn Sie uns folgen, falls wir Komplikationen haben werden», sagte der Sanitäter. «Haben Sie einen Wagen hier?»
«Ja. In welches Krankenhaus bringen Sie ihn?»
«Ins Wilhelmina.»
«Wir werden hinkommen.»
De Gier kam, gemeinsam gingen sie zum Lieferwagen. Eine Viertelstunde darauf trafen sie im Krankenhaus ein. Der Mann saß auf einer Holzbank in der Station für ambulante Fälle. Er sah gesund und zornig aus.
«Da sind Sie ja. Sie werden von mir hören. Mir fehlt nichts. Lassen Sie mich jetzt heimgehen oder nicht?»
«Nachdem der Arzt Sie untersucht hat», sagte Grijpstra und setzte sich neben den Mann.
Der Mann drehte sich zur Seite, um etwas zu sagen, schien es sich aber anders zu überlegen. Er faßte sich mit beiden Händen an den Nacken und wurde bleich.
«Doktor!» rief Grijpstra. «Hilfe! Schwester! Doktor!»
Der Mann war ihm über den Schoß gefallen. Ein Mann in weißem Kittel kam durch ein paar Schwingtüren herbeigeeilt. «Hier», rief Grijpstra. Der Mann wurde auf die Holzbank gelegt, eine Schwester hielt ihn fest. Man riß ihm das Hemd von der Brust, und der Mann im weißen Kittel preßte beide Hände rhythmisch auf das Brustbeinende, und für kurze Zeit schien das Leben zurückzukehren, ehe es ganz verebbte.
«Zu spät», sagte der Mann im weißen Kittel und schaute auf den Körper, der reglos auf der Bank lag.
«Tot?» fragte de Gier aus der anderen Ecke des Raums. Der Mann nickte.
Aber es wurde ein weiterer Wiederbelebungsversuch unternommen. Der Körper wurde grob angehoben und auf ein Bett geworfen. Eine schwerfällige Apparatur auf Rädern wurde hereingeschoben. Das zerfetzte Hemd des Mannes wurde ganz heruntergerissen, die gummigepolsterten Arme des Apparats wurden mit seiner Brust verbunden. Der Weißkittelige drehte an Knöpfen, worauf der Körper zuckte, die Gliedmaßen von sich streckte und sich auf und ab bewegte. Das Gesicht schien für einen kurzen Augenblick zum Leben zu erwachen, aber als wieder am Knopf gedreht wurde, fiel der Körper zurück, flatterten die Augenlider nicht mehr und der Mund erschlaffte.
«Es hat keinen Zweck», sagte der Mann im weißen Kittel und schaute Grijpstra an. Er zeigte auf eine Tür. «Bitte dort hinein. Es müssen noch einige Formulare ausgefüllt werden, wo und wie Sie ihn gefunden haben und so weiter. Ich werde nachsehen, ob ich sie finden kann. Ich nehme an, Sie sind Polizeibeamte.»
«Ja.»
«Es wird kaum eine Minute dauern.»
Aber es dauerte einige Minuten, tatsächlich fast eine halbe Stunde. De Gier ging im Zimmer auf und ab, Grijpstra betrachtete ein Poster, das ein Segelboot mit zwei Männern zeigte. Das Foto war von einem Hubschrauber oder Flugzeug aus aufgenommen worden, denn es zeigte das Boot von oben, ein weißes Boot auf einer großen Wasserfläche. De Gier kam, um den Poster ebenfalls anzuschauen.
«Einige Leute gehen segeln», sagte de Gier, «andere warten in
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