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Amsterdam

Amsterdam

Titel: Amsterdam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian McEwan
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örtlichen Gesundheitsamts für Vorausplanung. Der Traum eines jeden Redakteurs.«
    [49]  Jeremy Ball, der Ressortleiter Inland, bemerkte: »Letzte Woche haben wir mit ihnen gesprochen, und die Sache war geritzt. Aber gestern hat er angerufen. Ich meine, die andere Hälfte. Der andere Kopf. Will nicht reden. Will keine Fotos.«
    »Gott noch mal!« rief Vernon. »Versteht ihr denn nicht? Das gehört doch alles mit hinein in die Story. Die beiden haben sich zerstritten. Da will doch jeder als erstes wissen – wie schlichten die einen Streit?«
    Lettice blickte düster. Sie sagte: »Offenbar gibt es Bißwunden. Auf beiden Gesichtern.«
    »Glänzend!« rief Vernon aus. »Bisher hat niemand Wind davon bekommen. Also bitte Freitag. Seite drei. Weiter im Text. Lettice. Die achtseitige Schachbeilage. Offen gesagt, bin ich nicht davon überzeugt.«

[50]  2
    Es verstrichen weitere drei Stunden, bevor Vernon wieder allein war. Er stand in der Toilette und besah sich im Spiegel, während er sich die Hände wusch. Sein Spiegelbild war zwar vorhanden, aber ganz überzeugt war er nicht. Noch immer nahm die Empfindung beziehungsweise Nicht-Empfindung die rechte Seite seines Schädels ein wie eine engsitzende Mütze. Als er sich mit dem Zeigefinger über die Kopfhaut fuhr, konnte er den Grenzverlauf feststellen, die Demarkationslinie, an der die Empfindung auf der linken Seite wo nicht in ihr Gegenteil, so doch in ihren Schatten oder Geist überging.
    Er hielt gerade seine Hände unter den Trockner, als Frank Dibben hereinkam. Vernon spürte, daß der Jüngere ihm gefolgt war, um mit ihm zu reden, denn seine Lebenserfahrung hatte ihn gelehrt, daß ein Journalist in Gegenwart seines Chefredakteurs nicht unbefangen urinierte oder jedenfalls nicht gern.
    »Hör mal, Vernon«, sagte Frank von seinem Standort vor dem Urinal. »Tut mir leid wegen heute morgen. Was Garmony betrifft, hast du vollkommen recht. Ich war völlig neben der Kappe.«
    Statt sich vor dem Händetrockner umzudrehen und dem stellvertretenden Ressortleiter Ausland bei seinem Geschäft zusehen zu müssen, beließ Vernon seine Hände [51]  lieber bis auf weiteres unter dem heißen Luftstrahl. Dibben erleichterte sich ausführlich, ja geräuschvoll. In der Tat, falls Vernon jemals irgend jemanden entlassen würde, dann Frank, der sich jetzt kräftig, vielleicht eine Sekunde zu lang, schüttelte und mit seiner Entschuldigung fortfuhr.
    »Ich meine, du hast völlig recht, daß man ihm nicht soviel Platz einräumen sollte.«
    Der Cassius dort hat einen hohlen Blick, dachte Vernon. Erst wird er es zum Ressortleiter bringen, danach wird er es auf meinen Posten abgesehen haben.
    Dibben wandte sich dem Waschbecken zu. Vernon legte ihm leichthin die Hand auf die Schulter, die Geste der Vergebung.
    »Ist schon gut, Frank. Auf der Redaktionskonferenz höre ich lieber entgegengesetzte Ansichten. Das ist doch der Zweck der Übung.«
    »Nett, daß du das sagst, Vernon. Ich will nur nicht, daß du meinst, ich würde Garmony zu sanft anfassen.«
    Dieses Fest der Vornamen bezeichnete das Ende des Wortwechsels. Vernon stieß ein leises, beruhigendes Lachen aus und trat hinaus auf den Gang. Gleich vor der Tür wartete schon Jean mit einem Bündel zu unterzeichnender Korrespondenz auf ihn. Hinter ihr stand Jeremy Ball und hinter diesem Tony Montano, der Geschäftsführer. Jemand anderes, den Vernon nicht sehen konnte, stellte sich gerade hinten an. Der Chefredakteur bewegte sich auf sein Büro zu, unterschrieb im Gehen die Briefe und hörte Jean zu, die ihn über die in dieser Woche anstehenden Termine unterrichtete. Der Rattenschwanz folgte ihm. Ball sagte: »Dieses Foto in Middlesbrough. Ich würde den Ärger, den wir [52]  wegen der Behindertenolympiade hatten, gern vermeiden. Ich dachte, wir hätten es auf etwas ziemlich Unverfängliches abgesehen…«
    »Ich möchte ein sensationelles Bild, Jeremy. Ich kann sie nicht in derselben Woche sehen, Jean. Das würde sich nicht gut machen. Sag ihm, am Donnerstag.«
    »Ich hatte etwas rechtschaffen Viktorianisches im Sinn. Ein würdevolles Porträt.«
    »Er reist nach Angola. Wollte gleich nach dem Treffen mit Ihnen nach Heathrow hinausfahren.«
    »Mr.   Halliday?«
    »Ich will keine würdevollen Porträts, nicht einmal in Nachrufen. Bring sie dazu, uns zu zeigen, wie sie sich die Bißwunden zugefügt haben. Na gut, dann treffe ich mich eben mit ihm, bevor er abfliegt. Tony, geht’s schon wieder ums Parken?«
    »Ich fürchte, ich habe

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