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Amy on the summer road

Amy on the summer road

Titel: Amy on the summer road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matson Morgan
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Musik, die bei den hippen Leuten in der Schule ständig
Thema war, und auf Bands mit Namen, die eigentlich gar keine richtigen Bandnamen waren. Beispielsweise Someone Still Loves You, Boris Yeltsin. Das sollte eine Band sein? Eine echte Band mit Fans – von Roger mal abgesehen? Ich vermutete mal ganz stark, dass er auf meine Auswahl aus Jason Robert Brown und Elvis nicht direkt abfahren würde. Und Elvis hörte ich ja sowieso nicht mehr.
    »Sicher?«, fragte er noch einmal. »Ich will hier nämlich nicht alleine den DJ geben.«
    »Ganz sicher«, bekräftigte ich. Ich war nicht scharf drauf, mitzukriegen, wie er so tat, als würde er meine Musik gut finden, oder wie er sie bloß höflich ertrug, während er eigentlich die ganze Zeit nur darauf wartete, dass wir wieder zu seinem Kram wechselten. Da war es doch das Einfachste, gleich dabei zu bleiben. Und genau genommen gefiel mir sogar eine ganze Menge davon.
    »Kannst du mir wenigstens einen Tipp geben, was du so magst?«
    Ich zuckte die Schultern und hoffte, dass er mich nicht weiter ins Kreuzverhör nahm. »Ach, eigentlich mag ich alles.«
    Roger schüttelte den Kopf. »Faule Ausrede«, meckerte er. »Wenn du alles magst, dann heißt das doch nur, dass du eigentlich nichts richtig magst.«
    »Ich mag eben so Zeug«, fauchte ich etwas heftiger als gewollt. »Es ist mir einfach egal, verstehst du?« Schon im selben Augenblick bereute ich, was ich gesagt hatte, und starrte aus dem Fenster. Das passierte mir in letzter Zeit öfter – dass ich ohne Grund wütend wurde. Deshalb fand ich es leichter, einfach mit niemandem zu reden.

    »Na gut«, meinte er nach einer Weile. »Sobald wir zurück in der Zivilisation sind, mache ich einen neuen Mix.«
    »Aber ohne Elvis, bitte«, sagte ich und sah wieder aus dem Fenster.
    »Was, kein Fan des King of Rock ’n’ Roll?« Ich spürte seinen Blick.
    Achselzuckend zog ich die Knie hoch, legte die Arme darum und heftete meinen Blick auf die vorbeieilende Landschaft. »Könnte man so sagen.«
     
    Zwei Stunden später hatten wir die Orte entlang des Lake Tahoe durchquert und waren auf dem Weg in Richtung Nevada. Als nach ungefähr einer Stunde langsam klar war, dass die Zivilisation nicht gleich hinter der nächsten Ecke wieder auftauchen würde, hielten wir am Straßenrand, und Roger stellte seinen neuen Mix zusammen. Obwohl ich natürlich wusste, dass Kalifornien groß ist, war mir bisher nicht wirklich klar gewesen, wie groß eigentlich. Es kam mir ausgeschlossen vor, dass wir noch immer in ein und demselben Bundesstaat sein sollten. Eine Weile waren wir durch zunehmend bergige Landschaft gefahren und sahen immer mehr Felsen, Kiefern und enge Kurven. Doch dann wurde es wieder etwas flacher, und der Highway 50 – die gewundene zweispurige Fahrbahn, auf der wir unterwegs waren, seit wir den Yosemite-Park verlassen hatten – war wieder vierspurig, mit zwei Spuren in jede Richtung.
    Als Rogers neuer Mix schon wieder von vorn anfing, drosselte er das Tempo und fuhr rechts ran. Ich sah ihn an und er deutete mit dem Kinn auf die Straße vor uns. »Ich find, wir
sollten anhalten und den Augenblick würdigen. Schau mal, dort drüben.«
    Ich sah hin und da war es: ein eher kleines, weißes Schild, auf dem in blauen Buchstaben Welcome to Nevada stand. Und darunter: The Silver State. »Wow«, sagte ich, ohne den Blick davon abzuwenden.
    »Wir verlassen Kalifornien«, verkündete Roger feierlich. »Wie fühlt sich das an?«
    Über die Antwort brauchte ich nicht einen Moment nachzudenken. »Gut.«
    Es fühlte sich in der Tat gut an. Seit ich Yosemite abgehakt hatte, war mir dieser Gedanke durch den Kopf gegangen – das Bedürfnis, eine neue Seite aufzuschlagen und eine gewisse Entfernung zwischen mir und Kalifornien und allem, was dort passiert war, zu schaffen.
    »So«, sagte Roger und angelte sich den Autoatlas vom Rücksitz. »Wissen wir, wo’s langgeht?«
    »Ja«, antwortete ich, nahm den Atlas und schlug die Seite mit Nevada auf, das plötzlich erschreckend groß aussah. Und wir mussten es an der breitesten Stelle durchqueren, nicht an der schmalen Spitze, die man durchfährt, wenn man die Südroute nimmt. »Das Problem ist allerdings, dass durch Nevada nur zwei Interstates führen. Die 8 oben bei Reno und die 15 unten bei Vegas.«
    »Vegas?«, fragte Roger und schielte auf die Karte.
    »Genau. Die bei Reno ist im Moment näher für uns, aber trotzdem ziemlich abgelegen. Und sie bringt uns bis ganz rauf nach Salt Lake City, was

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