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Amy on the summer road

Amy on the summer road

Titel: Amy on the summer road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matson Morgan
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sahen uns an. »So«, sagte er.
    »Hm«, bestätigte ich. Wahrscheinlich war mir deutlich anzuhören, dass ich ebenso niedergeschmettert war wie er. Vielleicht hatte es ja an meinem entsetzten Gesichtsausdruck gelegen, jedenfalls war die Lady an der Kasse deutlich sanfter geworden, nachdem sie uns eröffnet hatte, auf welche Straße wir geraten waren. Sie erläuterte uns, dass der Highway 50
für seine Einsamkeit berühmt ist, und konnte es kaum glauben, dass wir es geschafft hatten, ihn aus Versehen anzusteuern. Sie riet uns, immer darauf zu achten, dass wir noch genug Benzin im Tank hatten, denn die wenigen Ortschaften, die es gab, lagen jeweils mehrere Hundert Meilen auseinander. Dann schrieb sie uns ihre Telefonnummer auf einen Zettel, erzählte uns, dass sie Barb hieß und ihr Schwager als State Trooper für die Überwachung der Fernstraßen zuständig war. Und falls wir Probleme mit dem Auto bekommen sollten, könnten wir sie anrufen und sie würde ihn informieren. Dann wünschte sie uns gute Fahrt.
    Roger steckte den Schlüssel ins Zündschloss, ließ den Motor aber nicht an. »Ich weiß nicht, was ich machen soll«, sagte er und rieb sich mit der Hand über das Gesicht. Der besorgte Gesichtsausdruck war wieder da. »Ich meine ...« Er sah zu mir herüber. Schon vor einer ganzen Weile hatte ich seine Sonnenbrille abgesetzt und im Getränkehalter abgelegt, aber als mir sein Blick zu viel wurde, fing ich wieder an, damit herumzuspielen. Er seufzte. »Deine Mutter vertraut mir. Meine Mutter auch. Beide erwarten von mir, dass ich dich quer durchs Land befördere, und zwar schnell und sicher. Aber wir sind total vom Kurs abgekommen und sind gerade auf der gottverlassensten Straße des ganzen Landes ...«
    »Einsamsten«, korrigierte ich, aber Roger redete einfach weiter.
    »Und ich weiß einfach nicht, was jetzt besser ist. Umkehren und uns eine Interstate suchen? Und deine Mutter anrufen und ihr genau sagen, wo wir sind? Es ist nämlich so, dass
ich mich bei der ganzen Sache nicht mehr so ganz wohlfühle. Mir ist eher, als hätten wir den Highway to Hell entdeckt. Ich komme mir echt vor wie in einem AC/DC-Song.« Ich schaute auf, begegnete seinem Blick und sah schnell wieder nach unten. »Was sollen wir deiner Ansicht nach jetzt tun?«, fragte er.
    »Meiner Ansicht nach ...« Ich starrte auf Barbs Telefonnummer und dachte an die Straße, auf der wir uns gerade befanden. Und daran, dass sie noch nicht zu Ende war. Längst noch nicht. Laut Barb waren es noch mindestens acht Stunden auf dem Highway 50, bis wir die Interstate in Utah erreichten. Aber zu meiner eigenen Überraschung machte mir diese Vorstellung gar nichts mehr aus. Jetzt, da ich wusste, warum wir weder Autos noch anderen Leuten begegneten  – und dass wir nicht in irgendeine Hölle ä la Lost geraten waren –, ging es mir damit schon viel besser. »Meiner Ansicht nach sollten wir weiterfahren«, sagte ich. Roger seufzte, umfasste das Lenkrad und ließ es gleich wieder los. »Ich finde, zeittechnisch gesehen ist es nicht besonders sinnvoll umzukehren«, fuhr ich fort.
    »Aber wenn nun irgendwas passiert?«, fragte er. »Also normalerweise halte ich mich einfach an die Straße und hoffe, dass es Stück für Stück besser wird, aber ich weiß nicht, ob ich noch acht Stunden von der Sorte aushalte. Weißt du vielleicht, wie man einen Reifen wechselt?« Ich schüttelte den Kopf. »Ich nämlich auch nicht. Und Barbs Angebot hin oder her – ich will jedenfalls nicht auf ihren Schwager angewiesen sein, wenn wir mitten in der Pampa eine Panne haben.«
    »Aber trotzdem müssten wir erst mal zwei Stunden zurückfahren, um auf die Interstate zu kommen«, wandte ich
ein. »Und außerdem fahren auch andere Leute auf dieser Straße. Schließlich ist das immer noch ein amerikanischer Highway. Wir sind doch nicht im australischen Outback oder so.«
    »Das nicht«, sagte Roger und ließ den Motor an, »aber auf der deprimierendsten Straße Amerikas.«
    »Einsamsten«, korrigierte ich. »Das ist ein Unterschied.«
    Er sah zu mir herüber. »Kriegen wir das hin?«, fragte er. Und zum ersten Mal, seit wir aufgebrochen waren, hatte ich das Gefühl, das wir etwas taten. Wir beide trafen zusammen eine Entscheidung und riskierten gemeinsam etwas.
    Ich nickte. »Wir kriegen das hin.«
    Roger lächelte kurz. »Also dann«, sagte er und nahm die Tankstellenausfahrt, »los geht’s!«
    Ich drehte mich noch einmal um und sah, wie Barb in der Tür stand und uns beobachtete.

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