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Amy on the summer road

Amy on the summer road

Titel: Amy on the summer road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matson Morgan
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Buch von sich weg. »Sei mal nicht sauer, Dad, aber Graceland find ich ziemlich öde.«
    »Öde? «, fragte mein Vater mit gespielter Empörung. Er drehte sich Hilfe suchend nach meiner Mutter um, doch die lächelte nur und schüttelte den Kopf. Sie hatte sich schon wieder der neuesten Ausgabe des New York Review of Books zugewandt. Wie immer hielt sie sich raus aus unserer Diskussion.
    »Das ist überhaupt nicht öde«, gab ich zurück, nahm meinem Vater mein Geschenk wieder aus der Hand und blätterte darin.
    »Warst du denn schon mal dort?«, fragte Charlie.
    »Du etwa?«, konterte ich und funkelte ihn böse an. Warum musste er immer so schwierig sein, wieso konnte er nicht einfach mal etwas mitmachen. Ich fand Graceland auch nicht so wahnsinnig aufregend, aber Dad war es eben wichtig. Was Charlie offenbar, wie immer, total schnuppe war.
    »Deine Schwester hat vollkommen recht«, meinte mein Vater, woraufhin ich Charlie leise »Ja, schon klar« murmeln hörte. »Als Einziger hier am Tisch, der Graceland schon mal
gesehen hat, kann ich dessen nicht-öden Charakter bestätigen. Graceland ist einfach eine amerikanische Institution. Und wir werden hinfahren. Wir packen unsere Sachen ins Auto ...«
    »Moment.« Charlie saß plötzlich kerzengerade. »Wir fahren mit dem Auto? Nach Tennessee?«
    »Darüber müssen wir noch reden«, meinte meine Mutter und hob den Blick aus ihrer Zeitschrift. »Das ist ziemlich weit, Ben.«
    »Und eine erstklassige Gelegenheit, Amerika zu sehen«, antwortete mein Vater und lehnte sich zurück. »Wenn wir dann in Memphis sind, sehen wir uns die Beale Street an, die Enten im Hotel >Peabody<, essen lecker Gegrilltes ...« Lächelnd drehte er sich zu mir um. »Und du übernimmst wieder die Navigation, mein Spatz?«

She’s gonna make a stop in Nevada.
    – Billy Joel
     
     
    »Sind wir hier überhaupt richtig?«, fragte Roger und sah zu mir herüber. Ich schob seine Sonnenbrille auf die Stirn und drehte die Karte um. Da es mir einfacher erschienen war, einfach von der anderen Seite des Yosemite-Parks aufzubrechen, statt den ganzen Weg bis zum Parkeingang zurückzufahren, hatte ich uns über eine andere Route hinausgelotst.
    »Denke schon«, antwortete ich und versuchte, ein näher kommendes Schild zu entziffern, das jedoch von den Zweigen eines Baumes fast vollständig verdeckt wurde. Gerade noch konnte ich einen grünen Streifen am oberen Rand erkennen. »Ah, gut«, murmelte ich.
    »Ich bin nur grad ein bisschen verwirrt«, sagte Roger und starrte geradeaus.
    »Alles in Ordnung«, beruhigte ich ihn, als ich kurz darauf zu meiner Erleichterung ein nicht zugewachsenes Schild sah, das uns darüber informierte, wie wir zum nächsten Highway gelangen. »Bieg einfach hier rechts ab.«
    »Bin echt froh, dass du das so im Griff hast«, seufzte er und bog ab. »Mit der Orientierung hab ich es nämlich nicht so. Ich merk auch nie, wenn ich mich verfahren habe. Was eine ziemlich blöde Kombi ist, weil ich nämlich immer denke, dass ich nur lange genug geradeaus fahren muss und dann klappt das schon.«

    »Mit Karten komme ich ganz gut zurecht. Ich kann ja die Navigation übernehmen.« Beim Sprechen versuchte ich gleichzeitig, den Kloß in meinem Hals runterzuschlucken.
    »Ausgezeichnet«, sagte er. »Dann bist du also mein Chekov.«
    Fragend sah ich ihn an. »Anton Tschechow? Der Schriftsteller?«
    »Nein, Chekov, der Navigator auf dem Raumschiff Enterprise « , erklärte er und erwiderte meinen Blick. »Star Trek , weißt du?«
    »Ich hab Star Trek noch nie gesehen«, gab ich zu und seufzte erleichtert. Vielleicht war Roger ja gar nicht so cool, wie er auf den ersten Blick wirkte.
    »Das ist natürlich tragisch. Ich muss allerdings zugeben, dass ich deinen Tschechow auch noch nie gelesen habe.«
    Als der Yosemite-Nationalpark dann hinter uns lag, wurde die Straße immer kurvenreicher und einsamer. Die Fahrbahn war bald nur noch zweispurig und mit der zunehmenden Enge der Kurven dämmerte mir allmählich, dass wir uns nunmehr im Gebirge befanden. Beim Anblick der vielen Kiefern ringsum konnte ich kaum glauben, dass wir immer noch im selben Bundesstaat waren wie gestern mit all seinen Freeways und Palmen.
    »Wollen wir was von deiner Musik hören?«, fragte Roger, als sein Mix in die Wiederholungsrunde ging.
    »Ach, lass mal, ist schon okay.« Meine Vermutung, dass Roger sich aus Musicals nichts machte, hatte sich angesichts seiner Playlist bestätigt. Anscheinend stand er eher auf die Art von

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