Amy on the summer road
im Kreis und fotografierte einmal in jede Richtung, denn das war die einzige Möglichkeit, zu dokumentieren, wie es wirklich aussah. Danach stand ich mit der Kamera in der Hand einen Moment einfach nur da und ließ die Stille auf mich wirken. Obwohl man vermuten könnte, dass es sich unheimlich anfühlte, so am Rand eines Wüstenhighways zu stehen, war es das ganz und gar nicht. Es fühlte sich seltsam friedlich an.
Auf der Straße war weit und breit kein Auto außer unserem eigenen zu sehen. Nur den Wind und den laufenden Motor hörte man, und aus dem offenen Autofenster klickte es leise, weil Roger an einem neuen Mix tüftelte. Ich schloss die Augen, ließ mir vom Wind die Haare ins Gesicht wehen und atmete tief die Luft aus, von der mir gar nicht bewusst war, dass ich sie angehalten hatte.
We’re on the road to nowhere.
Come on inside.
– Talking Heads
Als wir in Eureka, einem dieser Mini-Käffer, ankamen, war es schon ziemlich spät. Wir hatten noch keine Pause zum Abendessen eingelegt – zum einen, weil es einfach nichts gab, wo man hätte halten und was essen können, aber vor allem, weil Roger den Highway 50 so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte. In dem winzigen Tankstellenlädchen füllten wir unsere Snackvorräte auf, wobei ich diesmal ein paar Müsliriegel und Studentenfutter dazupackte, weil ich fand, dass wir ab und zu auch was essen sollten, was richtigen Nahrungsmitteln etwas näher kam als beispielsweise Fritos -Chips.
Als wir wieder auf den Highway bogen, begann gerade der Sonnenuntergang dicht über dem Horizont mit einem rötlichen Streifen, der sich allmählich über den gesamten Himmel ausbreitete. Der Schatten unseres Autos vor uns wurde immer länger, und ich lehnte den Kopf zurück, um es zu genießen.
»Amy?«, meldete sich Roger irgendwann. Ich drehte den Kopf zu ihm und sah, dass er an den diversen Tasten und Hebeln neben dem Lenkrad herumfummelte. »Ich weiß auch nicht, was los ist – gestern Abend sind die Scheinwerfer von alleine angegangen. Vielleicht hab ich das ja ausgeschaltet ...«
Er hatte recht. Es war schon so dunkel, dass die Scheinwerfer automatisch hätten angehen müssen. »Warte mal«, sagte ich und beugte mich hinüber, merkte jedoch, dass ich mit dem Sicherheitsgurt nicht weit genug kam. Also schnallte ich mich ab und lehnte mich auf Rogers Seite, wobei mir bewusst wurde, wie dicht nebeneinander wir jetzt waren. »Hm«, sagte ich. Ich inspizierte die Tasten auf meiner Seite des Lenkrads, konnte aber die Scheinwerfereinstellung nicht entdecken. »Ist wahrscheinlich auf deiner Seite.« »Sicher?«, fragte Roger und schaute nach unten, woraufhin das Auto leicht ins Schlingern geriet. »Ziemlich«, antwortete ich. Ich holte Luft und lehnte mich über ihn hinweg, wobei ich darauf achtete, den Kopf gerade zu halten, denn mir wurde ziemlich klar, dass eine Kopfdrehung von mir uns schlagartig in Kussdistanz gebracht hätte. Die Scheinwerfereinstellung auf Rogers Seite des Lenkrads hatte ich schnell entdeckt. »Warte«, murmelte ich, streckte vorsichtig den Arm aus, um Roger nicht zu berühren, und stellte dann den Schalter in die richtige Position. Augenblicklich gingen die Scheinwerfer an und warfen zwei Lichtkegel auf die dunkle Straße. Ich rutschte zurück auf meine Seite, schnallte mich wieder an und spürte mein Herz ein wenig schneller schlagen als sonst.
»Danke«, sagte Roger und schaltete auf Fernlicht um. Unsere Scheinwerfer waren buchstäblich die einzigen Lichter auf der Straße, aber draußen war es trotzdem nicht stockdunkel, denn der Mond stand groß und hell über uns in der klaren, gigantischen Weite des Himmels. Und die Sterne waren hier irgendwie noch beeindruckender als im Yosemite-Park. Es schienen noch viel mehr zu sein und der Himmel wirkte noch riesiger als sonst. Roger fuchtelte hinter seinem Sitz herum, und da ich erriet, was er suchte, reichte ich ihm seinen Rucksack.
»Suchst du den hier?«, fragte ich.
»Danke. Ob du mir meine Brille rausholen könntest? Sie ist in einem braunen Etui.«
Ich öffnete den Reißverschluss an seinem Rucksack und tastete hinein. Leider war es nicht hell genug, um zu sehen, was er darin hatte. Schließlich fand ich das Etui, öffnete es und gab ihm die Brille.
Er setzte sie auf und rückte sie ein bisschen verlegen zurecht. »Ja, ich weiß«, seufzte er. »Die setze ich nur bei Nachtfahrten auf. Und im Kino. Also für entfernte Sachen im Dunkeln, nehm ich mal an.«
»Steht dir
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