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Amy on the summer road

Amy on the summer road

Titel: Amy on the summer road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matson Morgan
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Spontan winkte ich ihr, sie winkte zurück, und dann behielt ich ihre kleine Gestalt im Blick, bis wir um eine Kurve bogen und ich sie nicht mehr sehen konnte.
    Barb hatte recht. Fallon war ebenso plötzlich zu Ende, wie es angefangen hat. Am Ortsausgang warnten Schilder, dass es auf den nächsten hundert Meilen weder Tankstellen noch sonst was geben würde und dass wir uns darauf einstellen sollten. Ich sah, wie Roger die Stirn in Falten legte, als er das las, aber er fuhr weiter, und schon waren wir wieder auf dem Highway 50.
    Die Fahrt zog sich endlos. Irgendwie schien die Zeit anders zu ticken, so völlig ohne Anhaltspunkte, an denen man hätte sehen können, wie weit man schon gekommen oder
wohin man unterwegs war. Manchmal schaute ich auf meine Uhr und schätzte, dass eine Stunde vorüber war, dabei waren es gerade mal fünf Minuten gewesen. Oder ich warf einen Blick auf die Uhr am Armaturenbrett und musste feststellen, dass schon 45 Minuten vergangen waren, obwohl sie mir eher wie eine Viertelstunde vorkamen. Aber da ich inzwischen wusste, was von dieser Straße zu erwarten war, wirkte sie längst nicht mehr so bedrückend. Es kam zwar immer noch vor, dass mich angesichts der Ödnis kurz die Panik packte. Aber dieses Gefühl hielt nie lange an. Ich schaute einfach aus dem Fenster, genoss die Aussicht und spürte, wie ich mich wieder beruhigte.
    Vielleicht lag es auch daran, dass ich so etwas noch nie zuvor zu Gesicht bekommen hatte. Denn obwohl sie so beklemmend und verlassen wirkte, war die Landschaft da draußen vor dem Fenster nämlich auch das Schönste, was ich je gesehen hatte. Einfach nur faszinierend. Ich sah so viel mehr von der Welt als sonst. Es war, als hätte jemand die Seiten eines Pop-up-Bilderbuches aufgeschlagen, wobei unser Auto das Pop-up-Bild und alles um uns herum total flach und eben war. Die Sonne schien, aber nicht so sehr, dass man die Augen zusammenkneifen musste, weshalb ich Rogers Sonnenbrille zurückgelegt hatte. Der Himmel leuchtete strahlend blau und die fluffigen Wölkchen hier und da wirkten fast künstlich. Am Horizont waren Berge zu erkennen, denen wir jedoch kein Stück näher kamen. Aber das störte mich nicht. Sie rundeten das Bild nur ab – so hatte ich mir immer die Wüste vorgestellt, obwohl ich meine Vorstellung nicht in Worte hätte fassen können. Und selbst die Einsamkeit
fand ich allmählich irgendwie cool – wenn der Schatten des Autos das Einzige ist, was man auf der Straße sieht. Es war, als ob wir beide etwas zu sehen bekamen, was niemand sonst zuvor gesehen hatte.
    Nach einer Stunde tat mir vom ständigen Sitzen in derselben Position langsam der Hintern weh. Ich streifte meine Flip-Flops ab, stützte erst einen Fuß gegen das Armaturenbrett, dann den anderen und warf einen prüfenden Blick zu Roger hinüber, weil ich nicht sicher war, ob ihn das störte. Schien aber nicht so. Er erwiderte nur meinen Blick und lächelte kurz, dann wandte er sich wieder der Straße zu. Er fuhr mit Tempomat und es sah ein bisschen seltsam aus, wie seine beiden Beine symmetrisch angewinkelt auf der Fußmatte standen – als ob sich das Auto von ganz allein auf den endlosen Horizont zubewegen würde. Ich rutschte auf meinem Sitz etwas tiefer und schaute aus dem Fenster.
    Wir fuhren und fuhren. Kurz hinter einem winzigen Nest namens Middlegate kamen wir an einer gigantischen Pappel vorbei, in deren Ästen Hunderte – vielleicht sogar Tausende – von Schuhen baumelten und Schatten auf die Fahrbahn warfen. Roger drosselte das Tempo, um sich das genauer anzusehen  – was kein Problem war, da hinter uns kein einziges Auto kam. »Weißt du, das wollte ich schon immer mal machen«, sagte er und schaute nach oben.
    »Dann nichts wie ran.« Ich besah mir diesen völlig absurden Anblick, all die Turnschuhe, Stiefel und sonstigen Treter, die an den Schnürsenkeln zusammengebunden und über die Äste geworfen worden waren. Wir wurden immer langsamer und ich dachte schon, Roger würde tatsächlich anhalten und seine Worte wahr machen. Doch er schüttelte den Kopf. »Ist ja eigentlich nur Verschwendung.« Allerdings entging mir nicht, wie er im Rückspiegel noch einen Blick auf den Baum warf, bevor er wieder beschleunigte.

    Ungefähr eine halbe Stunde nach dem Schuhbaum bat ich Roger, kurz am Straßenrand zu halten, weil ich ein Foto machen wollte. Aber ich merkte bald, dass es völlig unmöglich war, die gesamte Landschaft auf einem Bild festzuhalten. Also drehte ich mich langsam

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