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Amy on the summer road

Amy on the summer road

Titel: Amy on the summer road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matson Morgan
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zum Pedanten. Das Gras sah eigentlich nie so aus, als müsste es gemäht werden, was sicher daran lag, dass er am Samstagmorgen nie etwas anderes tat, als den Rasen zu mähen. »Das ist eine Kunst«, pflegte er immer zu sagen. »Willst du’s nicht auch mal versuchen?«
    Ich beobachtete ihn, wie er mit seinem Rasenmäher rasant eine 90-Grad-Kurve nahm, um die Halme in der Ecke zu erwischen. »Da gibt’s echt nix zu erzählen«, wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder Julia zu.
    »Ja, schon klar«, sagte Julia und ich hörte, dass sie auch lachen musste, worüber ich mich immer freute, denn meistens war Julia ein bisschen zu beherrscht und überlegte sich immer erst ganz genau, was sie sagte, ehe sie es aussprach. »Ich will Einzelheiten hören, Amy.«

    Ich musste grinsen. Den Abend zuvor hatte ich eine Verabredung gehabt – und zwar ein ziemlich heftiges Knutsch-Date mit Michael. Und Julia war immer die Erste, der ich von solchen Sachen erzählte. Wenn ich ihr nicht davon berichten konnte, war es irgendwie nicht ganz real. »War okay«, sagte ich und hörte durchs Telefon, wie sie am anderen Ende der Leitung in Florida laut seufzte. »Einzelheiten, bitte!«, wiederholte sie.
    »Mein Dad ist hier draußen. Ich kann über so was jetzt nicht reden«, flüsterte ich ins Telefon.
    »Sag Julia viele Grüße«, rief mein Vater und steuerte mit seinem Rasenmäher die nächste Kurve an.
    »Los, zeig’s der Wiese, mäh sie nieder!«, rief ich zurück, während er lächelnd in die entgegengesetzte Richtung auf ein zugewuchertes Rasenstück zufuhr, das nur für seine Augen sichtbar war.
    »Jetzt komm schon«, bohrte Julia, »klär mich endlich auf. Läuft da was zwischen dir und dem Collegetypen?«
    Ich drehte mich um und stellte sicher, dass mein Vater außer Hörweite war. »Ja«, sagte ich, lehnte mich zurück und bereitete mich innerlich auf eine unserer Marathonunterhaltungen vor. »Okay. Also, er hat mich gestern Abend um acht abgeholt.«
    »Und? Was hattest du an?«, drängelte sie.
    »Amy«, sagte in dem Moment meine Mutter in der Tür hinter mir. Ich ließ das Telefon sinken und sah auf zu ihr. Sie wirkte gestresst, obwohl Samstag eigentlich der Tag war, an dem sie eine Stresspause machte.
    »Ja?«, fragte ich.

    »Hast du deinen Bruder irgendwo gesehen?«
    Mein Puls kletterte ein wenig in die Höhe, als ich hektisch nach der richtigen Antwort überlegte. Charlie hatte mir diesmal keine SMS mit einem Alibi geschickt, sodass ich keine Ahnung hatte, was er Mom und Dad gesagt hatte und was er tatsächlich gerade tat.«Nein«, antwortete ich schließlich.
    »Oben ist er auch nicht«, sagte meine Mutter stirnrunzelnd und sah unsere Sackgasse hinunter. »Ich seh am besten noch mal nach.« Sie ging wieder hinein.

    »Tut mir leid«, sagte ich zu Julia. »Wieder mal Charlie-Drama.«
    »Wie geht’s ihm denn?«, fragte sie. Sie war mal mächtig in ihn verknallt gewesen, aber das hatte stark nachgelassen, als er eine ganz andere Richtung einschlug als wir.
    »Alles wie immer«, sagte ich, was so viel hieß wie: nicht besonders gut. Julia verstand die Anspielung, das wusste ich. Ich drehte mich wieder zum Haus um und dachte mir, dass es wahrscheinlich besser war, in Aktion zu treten, bevor es noch schlimmer wurde. »Julia, ich muss mal Schluss machen.«
    »Okay«, sagte sie. »Aber du rufst mich wieder an, versprochen?«
    »Auf jeden Fall.« Ich legte auf, öffnete die Haustür und drehte mich noch einmal kurz um zu meinem Vater, der ganz in seinem Element war und vor sich hin pfeifend mit seinem Rasenmäher herumwerkelte.

A lovestruck Romeo sings a streetsuss serenade.
    – Dire Straits
     
     
    Ich saß auf der Kante des extrabreiten Doppelbetts, wobei ich versuchte, die darauf verstreuten Rosenblüten nicht durcheinanderzubringen. Nebenbei wartete ich, dass Roger aus dem Bad kam, und versuchte, mich zu erinnern, wie das jetzt eigentlich gekommen war. Natürlich hatte es länger gedauert als gedacht, bis wir in Delta, dem ersten Ort in Utah am Highway 50, ankamen. Zu dem Zeitpunkt war ich schon ernstlich um Roger besorgt gewesen, der fast einen ganzen Tag lang hinter dem Steuer gesessen hatte. An den meisten Motels, die wir sahen, leuchtete das »Belegt«-Zeichen, und ich hatte schon angefangen, darüber nachzudenken, was wir tun sollten, wenn wir auch in Delta keine Bleibe fanden. Auf der Karte sah es so aus, als ob der nächste Ort wiederum eine gute Stunde entfernt war, und ich hatte das Gefühl, dass Roger darauf nicht

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