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Amy on the summer road

Amy on the summer road

Titel: Amy on the summer road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matson Morgan
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fröstelte in Bronwyns Tanktop, obwohl die Sonne auf den Tisch schien und mir einen Moment zuvor noch viel zu warm gewesen war. Was, wenn Roger nicht mehr wollte? Ich hatte nur vermutet, dass er weiterfahren wollte. Aber vielleicht stimmte das gar nicht. Vielleicht änderten wir gleich unseren Plan und fuhren direkt nach Connecticut. Schon bei dem Gedanken, dort zu sein und mein neues Leben mit meiner nunmehr stinkwütenden Mutter beginnen zu müssen, bekam ich Panik. Dafür war ich einfach noch nicht bereit. »Aber wenn du es lieber lassen willst«, bot ich in möglichst gelassenem Ton an, als ob das keine absolute Schreckensvision wäre, »geht das natürlich auch.«

    »Nein, darum geht’s doch gar nicht.« Er sah mich an und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare, wodurch sie aus ihrem frisch geduschten, ordentlichen Zustand wieder in die übliche Unordnung gerieten, und seufzte. »Eigentlich sollte ich ja hier der Verantwortungsvolle sein. Meine Mutter wird das auch nicht gerade toll finden. Und ich will dich auf keinen Fall in Schwierigkeiten bringen.«
    »Tust du auch nicht«, versicherte ich eilig. »Das war meine eigene Entscheidung, glaub mir.«
    »Ich hab nur eben ein schlechtes Gewissen deshalb.«
    »Brauchst du aber nicht. Ehrlich«, sagte ich und sah ihn eindringlich an. »Willst du das hier lieber abbrechen?« Ich hielt die Luft an und hoffte meiner Gesundheit zuliebe inständig, dass er schnell antwortete.
    Roger sah mich einen Moment lang an und schüttelte dann den Kopf. »Nein«, sagte er und klang, als sei er ein bisschen überrascht von dieser Antwort.
    Ich atmete tief aus. Mein Magen fühlte sich schon ein wenig besser an.
    Unser Kellner kam wieder vorbei, um die Rechnung und eine Handvoll in Zellophan gewickelte Pfefferminzbonbons auf den Tisch zu legen.
    Roger holte sein Handy aus der Tasche. »Ich muss noch ein paar Leute anrufen«, erklärte er. »Ich hab Hadley immer noch nicht erreicht, und ich sollte sicher mit meiner Mutter telefonieren, bevor deine es tut.«
    »Ich kümmere mich inzwischen um die Rechnung«, sagte ich und zählte den entsprechenden Betrag von unserem Geldstapel ab.

    »Würdest du das an dich nehmen?« Roger wies auf den Rest des Geldes. »Ich hab irgendwie Angst, dass ich es verliere.«
    »Klar.« Ich faltete die Scheine zusammen und steckte sie in meine Geldbörse.
    »Wir treffen uns dann am Auto«, sagte er, nahm sich ein Bonbon und ging durch die Tür, wie das darüberhängende Glöckchen vermeldete.
    Ich sah auf die Karte. Bis Kentucky würden wir ungefähr acht Stunden brauchen, hatten wir gesagt, also sollten wir am frühen Abend dort ankommen, so gegen sechs oder sieben. Unterhalb von Kentucky entdeckte ich Tennessee. Und am Rande dieses Bundesstaates, schon fast in Arkansas, lag Memphis. Ich ließ meinen Finger einen Moment auf dem fett gedruckten Namen ruhen und dachte an die Reise, die eigentlich für diesen Sommer geplant gewesen war – die Reise, die mich dorthin gebracht hätte. Nach Memphis oder genau genommen nach Graceland. Es fühlte sich seltsam an, darüber nachzudenken, wie nahe wir sein würden, wenn wir Louisville erreicht hatten. Höchstwahrscheinlich nur ein paar Stunden entfernt. Aber dann würden wir ein Stück zurückfahren müssen. Und ohne meinen Vater wollte ich nicht dort sein. Was konsequenterweise bedeutet, dass ich es niemals sehen würde.
    Ich klappte den Straßenatlas zu und versuchte, diesen verstörenden Gedanken beiseitezuschieben. Ich bezahlte, indem ich das Geld auf die Rechnung legte und das Trinkgeld für den Kellner unter mein Wasserglas klemmte. Dann fand ich, dass Roger genug Zeit für seine Anrufe gehabt hatte, und stand auf. Dabei fiel mein Blick wieder auf die Tischinschrift.
Wer weiß, wer Ryan und Megan waren. Und ob sie es geschafft hatten, wo immer sie ihr Weg auch hingeführt haben mochte. Ich fragte mich, wie jemand sich bei einem derart unsicheren und objektiv unmöglichen Begriff wie ALWAYS so sicher sein konnte, dass er ihn sogar in eine Tischplatte ritzte.

    Ich warf noch einen letzten Blick darauf, dann ging ich hinaus und blinzelte in die helle Sonne.

I found my thrill on Blueberry Hill.
    – Elvis Presley
     
     
    SIEBEN JAHRE ZUVOR
     
    Mein Vater steuerte schwungvoll in eine Parklücke vor dem Tenniskomplex in Raven Rock und lehnte sich dann weit zurück, damit ich auf die Hupe drücken konnte. Ich hupte so, wie wir es immer taten, wenn wir Charlie rufen wollten: huup-huup-huuphuuphuup, was mein

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