An den Feuern von Hastur - 9
Bei jeder anderen Frau, die von solchen Symptomen berichtet, w ü rde ich einen Schwangerschaftstest machen.
Ysaye saß ganz still, Erinnerungen an sich selbst und Lorill Hastur rasten durch ihren Kopf. Mach ihn.
Aurora sah sie erstaunt an, hielt jedoch den Mund, nahm ihr schweigend eine Blutprobe ab und verließ den Raum.
Ein paar Minuten sp ä ter kehrte sie zur ü ck.
Du hast recht. Du bist schwanger. M ö chtest du dar ü ber reden?
Ysaye sch ü ttelte den Kopf, legte die H ä nde sch ü tzend ü ber ihren flachen Bauch. Sie konnte nicht einmal denken, und reden schon gar nicht.
Aurora seufzte. Wenn du zu dem Schluß kommst, daß du gern reden m ö chtest, ich bin da. Doch in der Zwischenzeit m ü ssen wir das, ob es uns gef ä llt oder nicht, dem Kapit ä n melden.
Bei den Worten der ä rztin schnappte Leonie nach Luft. Schnell f ü hrte sie ihre eigene Untersuchung durch. Und es stimmte. Diese Sternenfrau namens Ysaye trug ein Kind, ein St ä ubchen, das vor ein paar Stunden noch gar nicht existiert hatte.
Lorills Kind.
Es war ihr gelungen, sich lange genug vor ihren Pflichten zu dr ü cken, daß sie Lorill hatte folgen k ö nnen, als er mit seiner Bitte um Verzeihung vor Kermiac Aldaran erschien. Dieser Bußgang hatte sie mit b ö sen Vorahnungen erf ü llt. Sie hatte Angst gehabt, ihm werde etwas passieren, wenn er sich in Aldarans H ä nden befand, und so hatte sie alle Vorg ä nge ü berwacht.
Aber es war nichts anderes passiert, als daß Lorill sich dem ü tigte. Das tat weh, wenn sie auch zugeben mußte, daß er es verdiente — und daß ihr Vater recht gehabt hatte, als er von ihm verlangte, sich pers ö nlich zu entschuldigen. Die Dom ä nen konnten einen Konflikt mit Aldaran nicht riskieren, vor allem jetzt nicht, da diese Fremden hier waren.
Außerdem war Leonie immer noch neugierig, was das Sternenvolk anging. Die paar Tatsachen, die sie aus dem Geist ihrer Kontaktperson erfahren hatte, waren entt ä uschend unvollst ä ndig. Sie wollte detailliertere Informationen, und solange Lorill auf Aldaran weilte, hatte sie eine M ö glichkeit, sie zu bekommen, ohne selbst entdeckt zu werden.
Deshalb war sie bei ihm geblieben, bis er — wie sie ihn gebeten hatte — mit Ysaye, der seltsamen dunklen Frau, zu sprechen begann. Dann war sie zu dem Geist der Sternenfrau ü bergewechselt. Lorill stellte ihr Fragen, die seine Schwester ihm vorgegeben hatte, Ysaye beantwortete sie, und w ä hrenddessen las sie Ysayes Oberfl ä chengedanken. Die fremde Welt, die sich ihr dabei kundtat, faszinierte sie — eine Welt, wo es so viel Luxus und doch so wenig Genuß gab. Eine Welt, in der eine merkw ü rdige Art von Enthaltsamkeit beachtet wurde, in der die Einzelpersonen aber großen Reichtum besaßen. Ysaye selbst hatte so viel Freiheit — und andererseits so selten eine freie Wahl. Darin und in ihrer Liebe zur Musik hatten sie große ä hnlichkeit miteinander.
Es war verwirrend und ä ußerst spannend.
Leonie l ö ste den Kontakt mit Ysaye, als sich die Sternenfrau Sorgen um das Wohlergehen ihrer Freundin machte — und als sie Ysayes Geist von neuem ber ü hrte, fand sie fremde und sinnliche Bilder darin vor, die sie abstießen. Sie wich schnell zur ü ck, ohne nachzusehen, wer der Mann bei Ysaye war. Auf die Idee, es k ö nne ihr eigener Bruder sein, war sie nicht gekommen.
Doch dann rief Lorill sie, gestand, daß er die Sternenfrau verf ü hrt hatte, und flehte sie an, sich zu ü berzeugen, daß alles in Ordnung und nichts herausgekommen sei. Er hatte das Gef ü hl, die Sternenleute w ü rden keinen mildernden Umstand darin sehen, daß es unter dem Einfluß von Kireseth-Pollen geschehen war, denn davon verstanden sie nichts.
Voller Unruhe ü ber die heikle Situation, in die Lorill sich gebracht hatte, tat Leonie, was er verlangte. Gerade stieg Ysaye aus ihrem Bett und taumelte auf das Schiff und die Heiler dort zu. Leonie erkannte, daß die Sternenfrau ihre Begegnung mit Lorill f ü r nichts weiter als einen Traum hielt, der von ihrer Krankheit herr ü hrte.
Erleichtert atmete Leonie auf, doch pflichtgetreu blieb sie in Ysayes Geist, bis die Heilerin sich der Sternenfrau annahm. Sie war ü berzeugt, daß damit alles erledigt sei.
Bis zu diesen Worten.
Hastig zog Leonie sich zur ü ck.
Lorills Kind. Das erste Hastur-Kind dieser Generation, unendlich
kostbar, und das um so mehr, als Ysaye offensichtlich im ü berfluß mit laran begabt war und das Kind wahrscheinlich ebenso begabt sein w ü rde. Sie, Leonie, w
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