An den Feuern von Hastur - 9
ü r besitzt. Sie mag zur Zeit noch zu eigenwillig sein und zuwenig Schulung und Erfahrung haben, um im Kreis zu arbeiten, aber ich kann sie in den Relais einsetzen, wodurch jemand mit mehr Kenntnissen f ü r andere Arbeit frei wird. Und wenn sie arbeitet, bis sie m ü de ist . Sie wird in den Schlaf fallen und keine Chance mehr haben, sich dort einzumischen, wo sie Schaden anrichten k ö nnte.
F ü r den Rest des Tages fand Leonie wenig Muße, ü ber die Fremden nachzudenken. Sobald sie den Turm betrat, wurde sie gerufen und erfuhr etwas, das sie erstaunte und erfreute. Fiora hatte bekanntgegeben, sie besitze die Kraft, als richtige Matrix-Arbeiterin Dienst zu tun, zumindest bei Aufgaben, die nur eine Person erforderlich machten. Zum erstenmal wurde ihr erlaubt, eine Schicht in den Relais zu ü bernehmen, Wache zu halten und auf Botschaften zu lauschen, die von den anderen T ü rmen gesandt wurden.
Es war eine anstrengende und erm ü dende Arbeit, die jedoch so viel Neues an sich hatte, daß Leonie aus der Aufregung nicht herauskam. Fiora kam ein- oder zweimal, um sie zu beobachten. Leonie wartete auf irgendeine Bemerkung oder Kritik, aber die Bewahrerin nickte nur und ging wieder, um sich anderer Pflichten anzunehmen. Schließlich l ö ste sie jemand ab. Inzwischen war sie ganz ausgehungert und dachte nur noch ans Essen. Deshalb war es lange nach dem Dunkelwerden, als sie sich daranmachen konnte, Kontakt mit ihrem Zwillingsbruder aufzunehmen.
Sie legte sich auf ihr Bett, und ihr kam der Gedanke, es habe vielleicht in Fioras Absicht gelegen, sie so m ü de zu machen, daß sie nicht mehr imstande war, mehr ü ber die Fremden herauszufinden. Leonie entspannte langsam jeden einzelnen Muskel, lockerte ihren Geist und l ä chelte vor sich hin. Wenn Fiora glaubte, eine Schicht in den Relais gen ü ge, um Leonie zu ersch ö pfen, dann hatte sie ihre Sch ü lerin gr ü ndlich untersch ä tzt.
Leonie schloß die Augen und griff mit ihren Gedanken hinaus nach dem Geist, der ihr so vertraut war, als sei er ein unvollkommenes Spiegelbild ihres eigenen Geistes.
Lorill .
Sofort erhielt sie Antwort. Es war ein Gef ü hl, als halte sich Lorill nicht weiter als ein oder zwei Zimmer entfernt von ihr auf. Bist du das, Leonie? Ist alles in Ordnung mit dir und dem Turm?
Sie ließ Belustigung in ihre Gedanken einfließen. Nat ü rlich. Warum auch nicht?
Sie ö ffnete ihm ihren Geist, ü berließ sich der altbekannten Kameradschaft, und Lorill ü berflutete sie mit etwas wie Gel ä chter. In ihren Oberfl ä chengedanken war noch so viel von ihrem letzten Gespr ä ch mit Fiora enthalten, daß er sofort erkannte, Leonie hatte wieder einmal trotz offiziellen Einspruchs ihren Willen durchgesetzt. ü bst du immer noch deine alten Tricks aus, Schwester? Oder l ä ßt man dich im Turm damit nicht durchkommen? Ich dachte, sobald du einmal dort seist .
Sie schickte ihm ihr eigenes Lachen. Du dachtest, vielleicht w ü rden sie mich an die Kandare nehmen wie ein Pferd oder in Ketten legen wie eine frischverm ä hlte Trockenst ä dterin? Durchaus nicht, obwohl ich nicht behaupten kann, sie h ä tten es nicht versucht. Einige von ihnen glauben wohl, nach einem einzigen Tadel sei ich ein gef ü giges M ä dchen geworden, das alles tut, was man ihm sagt, wann immer man es ihm sagt. Aber ich habe tats ä chlich gelernt, mich ein bißchen weniger rebellisch zu zeigen — zumindest nach außen hin.
Lorill h ä tte beinahe den Kontakt verloren, so mußte er lachen. Du, Leonie, und gef ü gig? Wie wenig sie dich kennen! Dein ganzes Leben lang hast du getan, was du wolltest, und manchmal hast du daf ü r gesorgt, daß mir die Schuld daran zugeschrieben wurde — und ich die Strafe bekam. Er faßte sich. Seine mentale Stimme war voller Ironie. Jetzt kannst du mir die Schuld nicht in die Schuhe schieben. Du bist zu weit weg. Was auch immer du getan haben m ö chtest, du mußt es selbst tun. Nicht so wie damals, als .
Nein, h ö r zu. Leonie brach entschlossen in die Flut der Kinderstreiche und ihrer gemeinsamen Vergangenheit ein. Hast du schon davon geh ö rt? Auf Aldaran sind Fremde, und ich finde, der Rat sollte davon erfahren. Es sind sehr merkw ü rdige Leute. Ich habe ihre Gedanken ber ü hrt, ein bißchen, und sie stammen aus keinem Land, aus keiner Dom ä ne, von der ich je geh ö rt h ä tte. Sie sprechen eine Sprache, die ich nicht erkenne, und das wenige, was Aldaran uns verraten will, ist, daß sie weder casta noch cahuenga sprechen. Das
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