An den Feuern von Hastur - 9
erwartete, daß er ihnen erlaubte, den Raumhafen auf seinem Land zu errichten.
Kermiac wollte Waffen, und Ysaye wußte nicht, ob das gestattet war. Soviel sie von der Materie verstand, w ü rde das eine Einmischung in die lokale Politik darstellen, was nie eine gute Idee war, wenn man bedachte, was lokale Politik war. Aldaran war wie ein unabh ä ngiges K ö nigreich, und Lorill Hastur repr ä sentierte ein anderes K ö nigreich im S ü den, wo das Klima wesentlich angenehmer war. Das Standardvorgehen w ä re gewesen, beide Gesellschaften zu pr ü fen und sich die Beziehungen zwischen ihnen gr ü ndlich anzusehen, bevor man Entscheidungen ü ber den Verkauf von Waffen, auch Low-Tech-Waffen, traf.
Schließlich hatte sie Lorill Hastur daraufhin angesprochen — ganz diplomatisch, bildete sie sich ein. Lorill war bei allem, was geschah, im Hintergrund geblieben, hatte beobachtet, aber sich niemals eingemischt und nur selten einen Kommentar abgegeben.
Ihr m ü ßt wissen, hatte Lorill Hastur in dieser ungesprochenen Sprache erkl ä rt, daß wir von den Dom ä nen der Meinung sind, rechtm ä ßig die Oberherrschaft ü ber Aldaran zu besitzen. Aldaran gibt es nicht immer zu, aber wir sind seine Herren. Alles, was Aldaran tun kann, um seine Unabh ä ngigkeit von uns zu festigen, wird er tun.
Wenn das stimmte, warf es ein ganz anderes Licht auf die ganze Angelegenheit, besonders auf Aldarans Wunsch nach Waffen. Es widersprach strikt der Imperiumspolitik, in einem lokalen Streit Partei zu ergreifen oder ein Urteil abzugeben, auch wenn es um etwas ging, das in den Augen der Terraner so bedeutungslos war wie in Swifts Gullivers Reisen der Krieg zwischen den Stumpfendern und den Spitzendern. Im Terranischen Imperium gab es ein allgemein bekanntes Sprichwort: Es ist nicht unsere Sache zu entscheiden, an welchem Ende andere Leute ihre Eier aufschlagen sollen. Ungl ü cklicherweise gab es viele Beispiele, in denen dieses Gesetz mehr durch den Bruch als durch die Befolgung geehrt worden war.
Ysaye empfand als das beste, was sie in dieser Situation tun k ö nne, sich aus der Sache herauszuhalten, und machte sich daran, die Statusberichte des Computers zu ü berpr ü fen. Zu ihrer großen Erleichterung war es w ä hrend ihrer Abwesenheit zu keiner Katastrophe gekommen. Sie kehrte in ihre Kabine zur ü ck, genoß den Luxus eines wirklich warmen Raums, auf den sie wochenlang hatte verzichten m ü ssen, und zog das Keyboard ihres Musik-Synthesizers hervor. Sie stellte es auf Cembalo ein und spielte Bachs Zweistimmige Inventionen, bis ihre Finger wieder geschmeidig waren.
Am n ä chsten Morgen kam Elizabeth mit der Neuigkeit zu ihr, sie und David h ä tten sich entschlossen, schon einmal zu heiraten, mit Kindern aber zu warten, bis die Entscheidung ü ber den Status des Planeten getroffen war. Wir sind des Wartens einfach m ü de , sagte sie. Wir sehen keinen Sinn mehr darin. Ich frage mich: Ist es denn wichtig, ob diese Welt erschlossen oder gesperrt wird? Ich weiß nicht einmal mehr, warum wir ü berhaupt so lange gewartet haben. Es kommt uns jetzt ziemlich t ö richt vor. Und, Ysaye , fragte sie,
willst du meine Brautjungfer sein? Nat ü rlich! Ysaye umarmte sie. Wo und wann? Elizabeth erz ä hlte ihr, sie h ä tten sowohl mit Kapit ä n Gibbons als auch mit dem Geistlichen gesprochen, die beide berechtigt waren, Schiffspersonal an jedem Ort des Imperiums zu trauen, und sich f ü r den Geistlichen entschieden. Dieser verlangte von ihnen, die traditionellen drei Tage zu warten, um abzuk ü hlen , und so sollte die Hochzeit in drei Tagen stattfinden. Auf drei Tage kommt es nicht mehr an, wenn man drei Jahre gewartet hat , hatte David philosophisch gemeint. Dieser Ansicht war auch Ysaye.
So hatten sie und Elizabeth außer ihren anderen Pflichten auch noch eine Hochzeit vorzubereiten. Es sollte keine große Feier werden. Dies war schließlich kein Bollwerk des Gesellschaftsregisters, sondern ein Erkundungsschiff. Aber so gut wie jeder auf dem Schiff w ü rde kommen wollen, und alle w ü rden arg entt ä uscht sein, wenn es nicht irgendeine Art von Feier gab. Die meisten Leute kannten Elizabeth nur fl ü chtig, denn sie lebte zur ü ckgezogen, aber David war ü berall beliebt.
Noch ein Problem, dachte Ysaye bei sich.
Aber Elizabeth war gl ü cklich und auffallend weniger angespannt. Endlich war Schluß mit dem Warten. Dann kam eine Entwicklung, mit der Ysaye nicht gerechnet hatte: Die Eingeborenen zeigten Interesse an der
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