An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)
Hannah zu Natas zu gelangen, wurde aber durch einen der beiden Riesen brutal zu Boden geschleudert. Sie öffnete ihren Mund zu einem tonlosen Schrei, als er sie an den Haaren wieder nach oben riss.
Wolf schaute Karben tief in die hasserfüllten Augen und nahm all seine verbleibende Kraft zusammen, um zu spr e chen. „Tötet ihn! Das wird nichts ändern und euren Hunger nach Sü h ne nicht stil-len. Hier bin ich! Löst meine Fesseln und kämpft mit mir, Fei g ling!“
Karben zögerte, presste die Lippen zusammen und schaute irr i tiert über die Schulter zu der kleinen Delegation, die in begleitet hatte, doch nur Clavus, zum Schutze seines Herrn anwesend, erwiderte dessen verstörten Blick mit einer unmissverständlichen Geste des Widerspruchs.bb
Karben ließ von dem knienden Jungen ab, stieß ihn von sich, zupfte sich geschäftig zurecht und atmete tief durch.
Ni e mand nahm Notiz von Natas, der sich unvermittelt vom Boden abstützte, den Oberkörper hob, das schmutzige G e sicht zur Seite drehte und seinen Peiniger mit versteinerter Miene musterte. Ein finsteres Flimmern zog durch seine Augen und einige der Fackeln an den Wänden fingen an wild zu tanzen, bevor sie durch einen unsichtbaren Hauch vollends erloschen.
Hannah entledigte sich in diesem Augenblick der Verunsich e rung ihrer Handfesseln, eilte unbemerkt zu Natas und nahm ihn schü t zend in die Arme. Natas erwiderte nur zögerlich die Umarmung, bis der düstere Ausdruck aus seinem Gesicht verschwunden war und bittere Tränen der Erleichterung folgten.
Verängstigt durch die unerklärliche Windböe in den Tiefen der feuchtwarmen Katakomben, rückte die blaublütige G e sandtschaft enger zusammen und fing an aufgeregt zu wi s pern.
Clavus hatte sich mit gezogenem Schwert neben den Druidas begeben und beobachtete angespannt die nähere Umgebung, die nun größtenteils im Dunkel lag.
„Wir sollten in die Oberstadt zurückkehren, Herr. Noch sind nicht alle Verräter in Ketten und dieses weitverzweigte Lab y rinth gehört wahrlich nicht zu den sichersten Orten der Stadt!“
„Die Götter meinen es gut mit dir, tapferer Held!“ Die Wa r nung und den stechenden Geruch missachtend, trat Karben dicht an Wolf heran, beugte sich vornüber, so dass seine Lippen das Ohr des Gepeinigten fast berührten, „es wäre eine unzumutbare Ve r schwendung, solch eine Kraft und Willensstärke in diesen dun k len Verliesen zu vergeuden“, flüsterte er eindringlich.
„Deine Fähigkeiten werden die Menge zu Ehren der Opferspi e le erfreuen, wenn du das Leben der Frau und des Kindes zu retten ve r suchst!“
Entkräftet hielt Wolf den Kopf gesenkt und die Augen geschlo s sen. Er vernahm die Rede des Fürsten nur noch durch einen dichter werdenden Schleier, der seinen Geist wohlwollend u m hüllte und die Schmerzen linderte.
„Bringt sie in die Zellen zu den anderen!“, forderte er Kasimir auf, „und versorgt seine Wunden. Er wird in der Arena ste r ben, nicht hier!“
Der bucklige Wächter löste widerwillig Wolfs Fesseln, fing ihn mit den Schultern auf, als er zusammensackte und hu m pelte laut debattierend durch eine niedere Pforte. Unvermi t telt blieb er im Schatten der Passage stehen und drehte sich um. „Hirnlose Pak e te von Muskeln! Druidas hat Befehl erteilt, also folgt mir!“ Kop f schüttelnd setzte er seinen Weg fort und verschwand gän z lich in dem düstereren Irrgarten.
Die zwei gepanzerten Giganten richteten sich zu ihrer vollen Größe auf, so dass einige der edlen Zuschauer beeindruckt z u rückwichen, schnaubten ungestüm, packten Hannah und Natas, die ängstlich auf dem Boden kauerten und folgten dann mit schweren Schritten ihrem Anführer.
„Ich denke wir sollten uns angenehmeren Dingen widmen. Lasst uns den Vorbereitungen des Festes beiwohnen, meine Freunde!“
Freundschaftlich hob Karben beide Arme und drängte die kleine Gruppe sanft durch den gegenüberliegenden Ausgang, gefolgt von Clavus, der immer noch misstrauisch sein Schwert fest in der Hand hielt.
Das stetige, dumpfe Stampfen wurde lauter und übertönte die vereinzelten Schreie, die innerhalb des gewaltigen Höhlensy s tems an den feuchten Wänden widerhallten, als sie sich auf den Weg zu den emporsteigenden Ebenen machten.
Weit oben, außer Sichtweite der zahlreichen Wachleute, die in den schwach beleuchteten Gängen patrouillierten, lagen drei Eindringlinge auf einem schmalen Felsvorsprung und erforschten neugierig das abenteuerliche, wabenartige Net z werk aus
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