An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)
spuckte ausg e schlagene Zähne aus.
Der Zweite vermied den Fehler seines Kameraden und zog einen langen Dolch aus seinem Stiefel, den er geschickt in der Hand tanzen ließ, als er sich vorsichtig näherte. „Das machst du mit mir nicht!“, zischte der Mann.
Mit aller Kraft warf sich Wolf dem Angreifer entgegen und sche i terte kläglich an dessen Körpermasse.
Lachend packte der Ritter seinen Arm, in der er das Messer hielt. Wolf spürte den steche n den Schmerz des festen Griffes in seiner verletzten Schulter, biss sich auf die Lippen und ergab sich w ü tend der übermächtigen Entwaffnung. Die Klinge fiel aus seiner Hand und landete kli r rend zwischen seinen Füßen.
„Warum nicht gleich so!“, raunte der Siegessichere und holte mit der Faust seiner anderen Hand zu einem gewaltigen Schlag aus, um Wolf niederzustrecken. Doch mit einem Mal stockte er in seiner Bewegung, riss die Augen weit auf und starrte sein Opfer fassungslos an, dann lockerte sich sein Griff, er sank auf die Knie und kippte leblos vornüber.
Hinter ihm stand Hannah und blickte vor Wut zitternd auf die blutige Klinge in ihren Händen, mit der sie den Wüterich gerade erstochen hatte. Schnell erlangte sie ihre Fassung wi e der, warf Wolf einen entschlossenen Blick zu, drehte die Waffe in ihren Händen und warf sie ihm entgegen.
Als das Stilett durch die Luft wirbelte, vernahm er einen flücht i gen Schatten im Augenwinkel und schnellte herum, doch der massive Kriegshammer traf ihn mit voller Wucht und schleuderte ihn gegen die Wand. Benommen sank er zu Boden, versuchte noch seinen geschundenen Körper aufzurichten, um dann e r schöpft in die verheißungsvollen Arme der Bewusstlosigkeit ab-zugleiten.
II. Freunde
Wolf öffnete die Augen und allmählich kehrte sein Geist aus der ungewissen Dunkelheit zurück. Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war oder an welchem düsteren Ort er sich befand. Die stickige Atmosphäre war erfüllt von ängstlichem Geflüster, g e l-lenden Schreien und dem monotonen Stampfen geheimnisvoller Maschinen. In der Ferne vernahm er ein Rauschen, das dem eines gewaltigen Flusses am nächsten kam.
„Er ist erwacht, Meister!“, krächzte eine heisere Stimme in seiner Nähe. Aus sicherer Entfernung betrachteten ihn mehrere unb e kannte Gesichter und erwarteten sein Erwachen mit gespannter Miene. Sein entblößter Oberkörper war betäubt von der unang e nehmen Kälte des großen Eisenrades auf dem man ihn, mit g e spreizten Armen und Beinen, festgebunden hatte.
Im flackernden Schein einiger großer Fackeln, die in die Wand eingelassen waren, erkannte er eine Frau und ein Kind, die kniend und mit auf den Rücken gefesselten Händen von zwei bulligen Wesen bewacht wurden. Die schwarz schimmernden Körperpa n zer, die mächtigen Dornenhelme mit den dunklen Sehschli t zen und den grobmaschigen Mun d schutzgittern, rostrot verfärbt von ihrem keuchenden Atem, zeugten von der rohen Kraft, die von den beiden Ungetümen ausging.
„Ihr seid euch bewusst, weshalb ihr euch hier in der Unte r welt Elderwalls befindet?“ Ein hochgewachsener Mann mittleren A l -ters mit langen, auffällig schwarzen Haaren, einem kostbaren Gewand und ungewöhnl i chen blauen Augen näherte sich dem Gefangenen.
Wolf schüttelte benommen den Kopf.
„Seltsam! Als bestens ausgebildeter Spion Muriels und Mö r der meiner Wachen solltet ihr euch darüber im Klaren sein, was euch hier erwartet!“
Nach einer kurzen Pause, in der nur das dumpfe Grollen entfer n ter, fremdartiger Maschinerien zu hören war, schüttelte Wolf abermals sein Haupt. „Ich bin von freier Gesinnung und habe mich nur verte i digt!“, flüsterte Wolf.
„Von freier Gesinnung? Wir werden sehen!“, verächtlich wandte sich Karben von ihm ab, gab ein eindeutiges Han d zeichen und gesellte sich wieder zu der kleinen Gruppe, die sich im diesigen Halbdunkel verbarg.
Wolf begutachtete mit verschwommenem Blick die verrost e ten Armreife, mit denen er auf die ehernen Speichen gefesselt wo r den war und versuchte vorsichtig seine tauben Handgelenke zu b e wegen.
„Versuch es erst gar nicht, sonst wird sich der Stahl noch weiter in deine Haut schneiden!“
Eine bucklige Gestalt mit einem verunstalteten Gesicht, das no t dürftig mit breiten Lederriemen verdeckt war, zog die schmer z haften Schellen an Armen und Beinen fester. Durch die löchrige Kopfbedeckung konnte man vernarbte Kopfhaut und vereinzelte Haarbüschel erkennen. Die wulstigen, rissigen
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